Das Ford-Werk im belgischen Genk steht einem Zeitungsbericht zufolge nach Ende 2013 vor dem Aus. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" unter Berufung auf Konzernkreise in ihrer Dienstagsausgabe. Die Gewerkschaften wollen heftigen Widerstand leisten. Ein Sprecher von Ford Europe in Köln sprach von Gerüchten und wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen.
Unterdessen reagierten belgische Gewerkschafter mit einer Blockade des Werktores in Genk auf die neuen Spekulationen. Die Aktion solle bis zum Mittwoch dauern, dann sei eine außerordentliche Betriebsversammlung geplant, berichtete die Nachrichtenagentur Belga am Dienstag. Das Werk laufe in dieser Woche wegen einer der deutschen Kurzarbeit ähnelnden "technischen Arbeitslosigkeit" ohnehin nicht.
Am Standort Genk beschäftigt Ford insgesamt 4.300 Menschen. Das Unternehmen fertigt in der Stadt im Nordosten Belgiens den Mittelklassewagen Mondeo, den Sportvan S-Max und den Van Galaxy. Für diesen Mittwoch soll Ford die belgischen Gewerkschafter dort zu einem Krisentreffen zusammengerufen haben. Nach Einschätzung von Analysten könnte eine Schließung des Werkes Einsparungen in einer Größenordnung von bis zu 500 Millionen US-Dollar bringen.
Der Regierungschef der Region Flandern, Kris Peeters, befürchtet, dass es bei dem Krisentreffen keine guten Neuigkeiten geben werde. Laut Belga sagte er dem öffentlich-rechtlichen Sender VRT, die Arbeits- und Energiekosten seien ein Problem für alle Industriebetriebe in der Region. "Hoffen wir trotz allem, dass es sich nicht um eine Schließung handelt." Flandern habe alles getan, um Ford am Standort zu halten, dazu gehörten auch öffentliche Subventionen. Im Bundesstaat Belgien genießen die Regionen große Eigenständigkeit.
Hartnäckige Gerüchte
Über die Zukunft des Ford-Werkes in Genk wird schon länger spekuliert. Ford leidet gerade in Europa unter sinkenden Absatzzahlen und hat kaum andere Möglichkeiten, als seine Produktionskapazitäten zu verringern. Bei den beiden deutschen Werken in Köln und Saarlouis sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2016 ausgeschlossen.
In Köln hatte Ford kürzlich die Kurzarbeit ausgeweitet. Außerdem soll ein Abfindungsprogramm einigen hundert Mitarbeitern an allen europäischen Standorten einen freiwilligen Ausstieg aus dem Unternehmen schmackhaft machen. Für sein Europageschäft rechnet der Konzern in diesem Jahr mit mehr als einer Milliarde US-Dollar Verlust. (dpa)
Michael Meier