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Autosalon Genf: Billiger Sprit macht Appetit auf mehr PS

29.02.2016 09:56 Uhr
Genf ist nicht die Plattform, um das Thema Öko voranzutreiben.
© Foto: BMW

Der Ölpreis ist im Keller, Autofahrer freuen sich über den billigen Sprit. Davon profitieren vor allem auch die deutschen Oberklasse-Hersteller - aber es gibt ein paar Wermutstropfen.

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Von Roland Losch, dpa

Der Benzinpreis bleibt niedrig, die Einnahmen der Öl-Förderländer fallen dramatisch – das hat auch Folgen für die deutschen Autohersteller. Ob BMW, Audi oder Daimler: Die Vertreter der Oberklasse freuen sich über neue Absatzrekorde. Treiber sind weiter die massigen Stadtgeländewagen, mit denen die Autobauer glänzend verdienen - der Umstieg auf Elektrofahrzeuge wird trotz VW-"Dieselgate" wohl erst einmal auf die Zukunft verschoben.

Dass der billige Sprit die Nachfrage nach stärkeren Motoren steigen lässt, dürfte auch auf dem Genfer Automobil-Salon zu spüren sein, der am Donnerstag (3. März) eröffnet wird. Die Ausstellung – traditionell eher ein Schaulaufen der Luxusanbieter – wartet wieder mit etlichen spektakulären Präsentationen auf: Die VW-Tochter Bugatti zeigt den Chiron mit 1.500 PS, nach Unternehmensangaben der "leistungsstärkste, schnellste, luxuriöseste und exklusivste Serien-Supersportwagen der Welt". Und nach Bentley und Jaguar stellt jetzt auch Maserati einen Luxus-Geländewagen vor, den Levante. BMW feiert die Weltpremiere des Top-Modells der neuen 7er-Reihe - ein Zwölfzylinder mit 600 PS.

"Genf ist nicht die Plattform, um das Thema Öko voranzutreiben", sagt Peter Fuß, Branchenexperte bei der Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY). Der Ölpreis ist seit Mitte 2014 um bis zu zwei Drittel gefallen. Und die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet auch im kommenden Jahr mit einem Überangebot an Rohöl auf dem Weltmarkt – erst in der Zeit danach seien wieder eine größere Knappheit und ein Preisanstieg denkbar, meinte IEA-Chefökonom Fatih Birol vor wenigen Tagen.

In Ländern, die ihrerseits stark von den Öleinnahmen abhängig sind, zeigen sich tiefe Bremsspuren. Der russische Automarkt – bislang unter den Top-Ten weltweit – ist im vergangenen Jahr eingebrochen. Das Land ist neben den USA und Saudi-Arabien das größte Öl-Förderland - 2015 gingen die Autoverkäufe dort um 36 Prozent auf 1,6 Millionen Wagen zurück. Auch die Wirtschaftskrise und das Embargo des Westens infolge der Krim-Krise treffen die Menschen. Im laufenden Jahr sieht die Vereinigung Europäischer Unternehmen keine Anzeichen für ein Ende der Flaute: Der größte europäische Autokonzern VW hat im vorigen Jahr in Russland nur noch 70.000 Autos verkauft, 38 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Januar fiel der Absatz dort weiter um 30 Prozent.

Reiche Kunden, dicke Autos

Am Persischen Golf haben zumindest kaufkräftigere Kunden noch genug Geld für große Auto-Dickschiffe. Audi verkaufte im vergangenen Jahr im Nahen Osten zwar nur noch 11.000 Autos oder zwei Prozent weniger – will dort jetzt aber mit dem neuen SUV-Topmodell Q7 punkten. Die VW-Tochter Bentley legte in der Region sogar um elf Prozent zu – ebenso wie die BMW mit erstmals über 30.000 Autoverkäufen.

Die Vereinigten Arabischen Emirate seien für die Münchner der größte Markt in der Region, heißt es. Auch im Libanon, in Jordanien, im Oman und in Katar wachse die Nachfrage. "In diesen wirtschaftlich herausfordernden Zeiten beobachten wir vermehrt, dass Kunden immer anspruchsvoller werden - besonders im Premium- und Luxus-Segment", sagt BMW-Sprecherin Emma Begley. Die Nachfrage nach den großen SUV-Modellen X5 und X6 in der Region sei enorm gestiegen. 

Den Autoherstellern füllt das im Moment die Kassen – aber das kann schnell umschlagen. Denn die EU führt 2021 einen Grenzwert von 95 Gramm CO2-Ausstoß je Kilometer ein – als Durchschnittswert für die gesamte Flotte. Zum Vergleich: Das neue Flaggschiff von BMW bläst dreimal so viel durch den Auspuff – 294 Gramm CO2 je Kilometer. Kein Wunder, dass die BMW-Spitze den Trend mit gemischten Gefühlen sieht - und laut nach Subventionen beim schleppenden Verkauf von Elektroautos ruft. 2015 wurden gerade einmal 12.000 E-Wagen in Deutschland abgesetzt – 0,4 Prozent der 3,2 Millionen Neuzulassungen.


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