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Autokreditverträge: Musterklage zum "Widerrufs-Joker" unzulässig

20.03.2019 10:01 Uhr
Justiz; Gericht; Klage; Akten; Verfahren
Die erste Musterfeststellungsklage ist vorerst gescheitert - Revision ist möglich.
© Foto: Volker Hartmann/picture-alliance

Per "Widerrufs-Joker" ein Diesel-Auto loswerden: Mit der ersten Musterklage überhaupt wollte ein Verein dafür den Weg bereiten. Doch die Richter in Stuttgart spielen nicht mit - allerdings nicht aus inhaltlichen Gründen.

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Die bundesweit erste Musterfeststellungsklage von Verbrauchern gegen ein Unternehmen scheitert vor Gericht an einer formalen Hürde. Die Schutzgemeinschaft für Bankkunden sei nicht berechtigt, stellvertretend für Verbraucher zu klagen, entschied das Oberlandesgericht Stuttgart am Mittwoch und wies die Klage ab. Der Verein hatte gegen die Mercedes-Benz-Bank geklagt. Er hält die Widerrufsklauseln in deren Autokreditverträgen für unverständlich und hatte daher versucht, sie für unzulässig erklären zu lassen. Es war die erste Musterklage, die vor Gericht ging. Es gibt sie in Deutschland erst seit vergangenem November.

Vor allem viele Diesel-Fahrer sehen in einer Klage gegen die Widerrufsregeln eine Möglichkeit, ihr Auto ohne größeren Wertverlust loszuwerden. Wenn die Regeln unzulässig sind, so ihre Argumentation, dann hat auch die Frist für einen Widerruf nie zu laufen begonnen und sie könnten den Autokauf auch nach Jahren noch rückabwickeln. Anwälte sprechen von einem "Widerrufs-Joker". Mit der Frage, ob das tatsächlich so ist, hat sich das Gericht in seinem Urteil nun aber gar nicht beschäftigt.

Laut Gesetz dürfen nur "qualifizierte Einrichtungen", die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, eine Musterklage führen. "Der hier klagende Verein ist eine solche Einrichtung nicht", sagte der Vorsitzende Richter Oliver Mosthaf. Weder habe er belegen können, dass er mindestens 350 Mitglieder hat, noch dass er überwiegend beratend und aufklärend tätig ist, noch dass er die Klage nicht erhebt, um damit Gewinn zu erzielen (Az.: 6 MK 1/18).

Dass die Schutzgemeinschaft nur eine anonymisierte Liste ihrer Mitglieder vorgelegt habe, sei dabei gar nicht das größte Problem gewesen. Es fehle schon daran, dass es nur 150 Vollmitglieder und ansonsten nur "Internetmitglieder" gebe, sagte Mosthaf. Die seien aber nicht viel mehr als Bezieher eines Newsletters gegen Bezahlung.

"Kommerzielle Klageindustrie" verhindern

Das Gericht habe sich allein an die Vorgaben des Gesetzes zu halten, die den Kreis der Klagebefugten ausdrücklich beschränken, um damit eine "kommerzielle Klageindustrie" zu verhindern, betonte der Vorsitzende Richter. Es sei nicht seine Aufgabe, die politische Diskussion darüber fortzuführen, wer denn nun Musterfeststellungsklagen erheben darf und wer nicht.

Die Schutzgemeinschaft werde nun einen großen Aufruf zur Mitgliedergewinnung starten, kündigte ihr Anwalt Timo Gansel an. Bis sich der BGH mit dem Thema befasst, sollen es 10.000 werden, um zumindest dieses Problem aus der Welt zu schaffen. Zudem wolle man dem Gesetzgeber Änderungsvorschläge vortragen. Es könne nicht sein, dass künftig in jedem Verfahren erst einmal der klagende Verband zerpflückt werde.

Auch das Stuttgarter OLG wird in nächster Zukunft noch häufiger mit dem Fall zu tun haben. Eine Reihe von Einzelklagen von Autokäufern hat mittlerweile im Zuge einer Berufung die nächste Instanz erreicht.

Ein Sprecher der Bank zeigte sich zuversichtlich, dass die Widerrufsregeln dann auch einer inhaltlichen Überprüfung standhalten würden. "Wir halten die Musterfeststellungsklage und die Widerrufsklagen gegen die Darlehensverträge der Mercedes-Benz-Bank für unbegründet und sind überzeugt, dass wir unsere Vertragsformulare und Widerrufsinformationen verbrauchergerecht nach den gesetzlichen Mustern gestalten", betonte er. (dpa)

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