Der teure Kampf um Kunden im krisengeschüttelten Europa setzt Branchenprimus Volkswagen erheblich unter Kostendruck. Die zentrale Pkw-Kernmarke des Konzerns musste im Startquartal fast eine Halbierung des operativen Ergebnisses verkraften. Dass Ähnliches nicht auch in der Gesamtrechnung des Dax-Riesen passierte, liegt vor allem an der glänzenden neuen Ertragsperle Porsche sowie an günstigen Wechselkurseffekten, die VW erheblich in die Karten spielten.
Das teilte Deutschlands größter Industriekonzern am Montag mit. Die Quartalsbilanz folgt wenige Tage nachdem VW-Chef Martin Winterkorn einräumte, dass womöglich bald Leiharbeiter gehen müssten (wir berichteten).
Das operative Quartalsergebnis der Kernmarke VW-Pkw musste, verglichen mit dem Vorjahr, einen Einbruch von 45 Prozent hinnehmen. Nach 1,076 Milliarden Euro zuvor blieben diesmal bis Ende März nur 590 Millionen Euro. Wie VW zur Erklärung schreibt, wirkt "der sich insbesondere in Westeuropa verschärfende Wettbewerb negativ".
Im wichtigen Kernmarkt Westeuropa blickt VW ohnehin schon auf das schlechteste Umfeld seit mehr als zwei Jahrzehnten. Und dort gaben die Auslieferungen im Auftaktquartal 2013 um 5,8 Prozent nach. Die Vertriebskosten, in denen sich der Trend zu Rabatten widerspiegelt, schossen um 13 Prozent in die Höhe. Dabei ist Westeuropa ansonsten in der Regel der zentrale Ergebnisbringer für Deutschlands Autobauer. Doch VW musste mitteilen: "Auf nahezu allen wesentlichen Märkten dieser Region lagen unsere Verkaufszahlen unter den Vorjahreswerten."
Audi-Ergebnis schrumpft
Auch in der Konzerngesamtrechnung ist das Bild getrübt: Den damals 3,165 Milliarden Euro als operatives Ergebnis stehen im aktuellen Startquartal nur 2,344 Milliarden Euro gegenüber – minus 26 Prozent. Selbst die stabile VW-Premiummarke Audi bekam die Krise zu spüren: Trotz mehr verkaufter Autos schrumpften Umsatz und Gewinn. Zudem drückten höhere Ausgaben für den Ausbau der Fertigung das operative Ergebnis der VW-Tochter um 7,3 Prozent auf rund 1,3 Milliarden Euro.
Die seit Jahren kriselnde spanische Tochter Seat rutschte erneut tiefer in die roten Zahlen: minus 46 statt minus 29 Millionen Euro. Skoda und die VW-Nutzfahrzeuge halbierten ihre operativen Ergebnisse. Während die Lkw-Tochter Scania recht stabil blieb, rutschte der Lkw-Bauer MAN – wie seit einigen Tagen bekannt – in die Verlustzone.
Positiver Porsche-Effekt
Positiv wirkte sich aus, dass die junge Tochter Porsche vor Zinsen und Steuern neuerdings monatlich rund 200 Millionen Euro beisteuert. Sie gehört erst seit Sommer 2012 komplett zum VW-Reich. Ohne diesen Porsche-Effekt wäre das Konzernergebnis fast halbiert worden. Zudem spielte es VW in die Karten, dass günstige Wechselkurse nach einem kleinen Minus im Vorjahr (minus zehn Millionen Euro) im jüngsten Quartal beinahe eine halbe Milliarde Euro Plus brachten (543 Millionen Euro).
Zu diesem in Summe drastisch schlechterem Bild gehört noch die wichtige Angabe zu China, das wegen der Joint-Venture-Struktur dort gesondert ausgewiesen wird. Die im Reich der Mitte vor Zinsen und Steuern erzielten 1,156 Milliarden Euro sind rund 36 Prozent Plus.
Markus Meinhart
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