Die schnell steigende Zahl vernetzter Fahrzeuge macht schwerwiegende Hackerangriffe auf Autos nach Expertenmeinung immer wahrscheinlicher. Diese Einschätzung äußerten Fachleute aus Versicherungsbranche, IT-Industrie, Wissenschaft und der Sicherheitsbehörde Zitis am Dienstag beim alljährlichen Autoforum des Versicherers Allianz. "Alles, was vernetzt ist, wird auch angegriffen", sagte Hans Adlkofer, Manager beim Chiphersteller Infineon, der viele Autohersteller beliefert. Das schlimmste Szenario sei ein Hackerangriff auf eine ganze Fahrzeugflotte oder sämtliche Fahrzeuge eines einziges Modells.
Denkbar ist demnach sogar das ferngesteuerte Umfunktionieren eines Autos in eine Angriffswaffe. "Das ist offensichtlich möglich", sagte Conrad Meyer, Fachmann für Autosicherheit bei der zum Bundesinnenministerium gehörenden Cybersicherheitsbehörde Zitis.
"Neben dem Logistik- und Energiesektor könnte das vernetzte Auto künftig eines der Hauptziele der IT-Kriminalität werden", warnte Allianz-Deutschlandchef Klaus-Peter Röhler in einem schriftlichen Statement.
Nach einer vor Ausbruch der Corona-Pandemie veröffentlichten Prognose des IT-Beratungsunternehmens Capgemini könnte sich die Zahl vernetzter Fahrzeuge in Europa bis 2023 auf über 110 Millionen nahezu verdreifachen.
Multinationale und industrieübergreifende Sicherheitsstandards gefordert
Die Sicherheitsstandards gegen Hackerangriffe müssten "multinational und industrieübergreifend sein", sagte Allianz-Manager Jochen Haug dazu. Mögliche Angriffspunkte für Hacker gibt es mehrere, darunter die Unterhaltungselektronik, virtuelle Autoschlüssel im Handy oder die Schnittstellen für die Übertragung der Fahrzeugdaten.
Dem größten deutschen Autoversicherer geht es dabei ebenso wie den Sicherheitsbehörden auch um Zugriff auf Autodaten, um Attacken aufklären zu können. "Wir müssen die Möglichkeit haben herauszufinden, was passiert ist", sagte Zitis-Sicherheitsexperte Meyer dazu. Der Allianz wiederum geht es sowohl um die Aufklärung von Schadenursachen als auch um die Vorbeugung. Der Versicherer fordert daher ein europäisches Sicherheitsinformationszentrum für Autos, an dem unter anderem Hersteller, Regierungen, Wissenschaft und Versicherungen beteiligt sein sollen. (dpa)