Volkswagen hat mit seinem Leasing- und Finanzierungsgeschäft im vergangenen Jahr trotz des Abgas-Skandals deutlich mehr verdient, muss beim Sparen nun aber einen Gang hoch schalten. 2016 und 2017 will VW Financial Services (VWFS) 300 Millionen Euro an Kosten einsparen – 100 Millionen waren es bereits 2015. "Dabei kommen wir um manche harte Einschnitte nicht herum", sagte VWFS-Finanzchef Frank Fiedler am Dienstag bei der Vorstellung der Zahlen in Frankfurt. "Es wird nicht mehr alles möglich sein, was wir früher als selbstverständlich angesehen haben."
Im laufenden Jahr dürfte es für das Unternehmen teurer werden, sich frisches Geld zu besorgen, weil große Ratingagenturen die Noten für die Kreditwürdigkeit der Finanzierer gesenkt hatten. 2015 hätten sich die Kosten für die Beschaffung neuer Mittel noch nicht erhöht, sagte Fiedler. "Dies wird aber voraussichtlich 2016 der Fall sein."
Vorsichtige Prognose
Diese Unsicherheit lässt den Autofinanzierer auch bei seiner Prognose für das laufende Jahr vorsichtig werden. 2015 stieg das operative Ergebnis um knapp 13 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Für 2016 setzt sich die VW-Finanzsparte 1,7 Milliarden Euro als Mindest-Zielmarke.
VWFS-Chef Lars-Henner Santelmann führte zum Beispiel die unklaren Refinanzierungskosten als Grund an. Unterm Strich kletterte der Gewinn um 26 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Bereits im vergangenen Jahr hatte die VW-Tochter Rückstellungen wegen möglicher Verluste im Abgas-Skandal gebildet. Die Gefahr ist zum Beispiel, dass das Unternehmen Leasingautos zu einem höheren vertraglich zugesicherten Preis zurückkaufen muss, als diese eigentlich wert sind. Grund dafür könnten die Manipulationen oder der Rückruf sein.
Hohe Rückstellungen
2015 habe VWFS 353 Millionen außerplanmäßige Abschreibungen gemacht, davon 286 Millionen wegen des Dieselthemas, sagte Risikovorstand Michael Reinhart. Für die USA wurden zusätzlich netto 96 Millionen Euro an Rückstellungen gebildet. Sollte VW in den USA zu Rückkäufen gezwungen werden, müsste der Finanzierer formal vom Hersteller entschädigt werden, so Vertriebschef Christian Dahlheim. Da gebe es in den Vereinigten Staaten "eine ganz klare gesetzliche Regelung".
In den USA sind VWFS zufolge 32.112 VW-Leasing-Fahrzeuge unterwegs, die über die US-Finanzierungstochter Volkswagen Inc. laufen und von den Abgas-Manipulationen betroffen sind. Außerdem gebe es 120.000 entsprechende Fahrzeuge, die über eine Finanzierung laufen – dafür müssten aber keine Restwert-Rückstellungen gebildet werden. (dpa)
autojo