Volkswagen hat im Abgas-Skandal einen Milliarden-Vergleich mit Sammelklägern in Kanada ausgehandelt - in den USA ziehen sich die Verhandlungen jedoch weiter hin. VW und seine Konzerntochter Audi sollen für die Beilegung eines Rechtsstreits um manipulierte Abgastests bis zu 2,1 Milliarden kanadische Dollar (1,5 Milliarden Euro) an kanadische Autokäufer zahlen, wie die Wettbewerbsbehörde des Landes am Montag in Ottawa mitteilte.
In San Francisco geht der Verhandlungsmarathon um einen Vergleich bei Zehntausenden größeren Dieselwagen mit illegaler Abgastechnik unterdessen weiter. Der im Rechtsstreit für Hunderte Zivilklagen von Kunden und Behörden zuständige US-Richter Charles Breyer vertagte eine für Montag geplante Anhörung auf Dienstag (20.00 MEZ). Der Termin war bereits am Freitag verschoben worden und hatte eigentlich schon am 30. November stattfinden sollen.
Der Vergleich mit Sammelklägern in Kanada betrifft laut VW den Rückkauf und Entschädigungen für rund 105.000 Autos mit 2,0-Liter-Dieselmotoren. Zusätzlich sollen VW und Audi 15 Millionen kanadische Dollar Buße zahlen. Der Kompromiss sei im Einvernehmen mit dem Wettbewerbskommissar erzielt, müsse jedoch noch von zwei Gerichten bestätigt werden. Die entsprechenden Anhörungen sollen Ende März 2017 stattfinden.
Separate Lösung mit großen Diesel
Die Vergleichssumme ist in den bereits zur Bewältigung der Dieselaffäre gebildeten Rückstellungen von zuletzt 18,2 Milliarden Euro enthalten. Wie in den USA muss der Konzern allerdings auch in Kanada noch eine separate Lösung für die größeren Diesel mit 3,0-Liter-Motoren suchen.
Im US-Rechtsstreit wird hier zwischen den Beteiligten bereits seit Monaten um einen Kompromiss gerungen. Bei den kleineren 2,0-Liter-Motoren war bereits ein Vergleich erzielt worden, der den Konzern bis zu 16,5 Milliarden US-Dollar kosten könnte.
US-Richter Breyer bekräftigte am Montag erneut seinen Optimismus hinsichtlich einer raschen Lösung für die größeren Dieselmodelle. In dem angestrebten Vergleich geht es um rund 80.000 Autos mit von der Konzerntochter Audi entwickelten Motoren, die mit illegaler Abgastechnik unterwegs sind. VW muss die Autos entweder durch Umrüstung in einen gesetzeskonformen Zustand versetzen oder durch Rückkauf aus dem Verkehr ziehen.
Zuversicht für baldige Einigung
Ein Sprecher des US-Justizministeriums äußerte sich auf Nachfrage trotz der langwierigen Verhandlungen zuversichtlich für eine schnelle Einigung. VW will sich mit Verweis auf die anhaltenden Verhandlungen nicht äußern.
Laut Medienberichten steht auch der Zulieferer Bosch, der in den USA wegen Mitwirkung am Abgasbetrug angeklagt ist, vor einer außergerichtlichen Einigung. Ein Vergleich könnte das Unternehmen mehr als 300 Millionen Dollar kosten, schrieb das "Wall Street Journal" am Montag unter Berufung auf eingeweihte Kreise. (dpa)