Ausgabe 12/2010: Zeit, die Netze auszuwerfen

Zeit, die Netze auszuwerfenSoziale Medien E Online-Communities bieten Autohäusern neue Chancen, zu informieren und Kunden sowie Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden.von Annemarie SchneiderBeim Stamm-Italiener per Handy das eben gewählte Menü twittern oder bei Facebook schnell noch ein Bild vom neuen Auto hochladen: Immer mehr Menschen nutzen soziale Online-Netzwerke, um sich mit Freunden und Bekannten auszutauschen. Dass die Zahl der Kenner und Nutzer solcher Netzgemeinschaften stark zunimmt, belegt das „Social Network Barometer 2010“ des Marktforschungsinstituts YouGoPsychonomics. Während Ende 2008 lediglich vier von fünf der rund 2.000 befragten Internetnutzer ab 16 Jahren ein soziales Netzwerk kannten, waren es Ende 2009 bereits neun von zehn.Informieren und kommunizierenMöglich macht diesen Hype ein neuer Schub in der technologischen Entwicklung. Handys dienen vermehrt dazu, sich und andere über soziale Netzwerke wie Facebook, YouTube, Flickr, MySpace und Xing beispielsweise schnell über bestimmte Ereignisse zu informieren oder Geschäftskunden auf Angebote aufmerksam zu machen. Damit bieten sie auch Unternehmen neue Chancen, die Kundenbeziehungen zu stärken und Zielgruppen zu erreichen. Dieses Potenzial hat Thorsten Podlech, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses in Hattingen, erkannt. Er ist in den verschiedensten Online-Communities aktiv. Seitdem er sein Handy mit google-Betriebssystem hat, verfolgt er beispielsweise über Twitter bei Autohaus online die aktuellen Nachrichten aus der Branche und informiert seit kurzem auch selbst auf twitter.com/autohauspodlech über Neues rund um den Betrieb, etwa wenn sich der Preis für ein Fahrzeug ändert oder eine Aktion für den Räder- und Reifenwechsel startet. „Eine wesentliche Motivation hierfür ist, auch bei der Suche mittels google eine bessere Platzierung zu erreichen“, sagt Thorsten Podlech. Gegenwärtig zählt Podlech rund 30 Follower auf Twitter. Tendenz steigend.Persönlichen Kontakt verstärkenDer Händler nutzt aber nicht nur das Tagebuch im Internet. Auch bei Facebook sind er und seine Mitarbeiter zugange. Dabei meldet das Team nicht nur Geschäftliches. Ein jüngerer Eintrag lautet etwas verkürzt: „Motivationswünsche gebraucht: Unser allen bekannter Kundendienstberater Torsten Bürger denkt darüber nach, im Sommer mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren (1,5 km). Mailt Ihm Eure Motivationswünsche…“ Denn das Ziel ist es, über private Mitteilungen auch die persönliche Bindung zu den Kunden zu stärken. Parallel dazu besucht Podlech regelmäßig die Facebook-Seite von Volvo oder Meinungsplattformen wie qype.com, um über die Diskussionen der Fans und Kundentrends auf dem neuesten Stand zu sein. „Wir schauen ständig auf allen Kanälen, wie über die Marke und das Autohaus geredet wird“, erläutert Podlech. Gegebenenfalls mischt er sich dann auch in die Diskussionen ein und steht den Community-Mitgliedern als Tippgeber zur Seite. Der Geschäftsführer ergänzt: „Viele unserer Bestands- und potenziellen Kunden wie Geschäftsführer und Selbstständige haben schließlich iPhones, über die sie sich permanent informieren. Bei ihnen punkten wir mit solchen Services und aktuellen Informationen.“ Gleichzeitig erhöht das Autohaus mit seiner Anwesenheit in den sozialen Netzwerken die Aufmerksamkeit, ohne das Werbebudget groß zu belasten.Sprachrohr zum KundenMit diesem Engagement übernimmt Thorsten Podlech jedoch eine Vorreiterrolle im Automobilhandel. Denn in diesem Bereich steckt das Marketing der Branche noch in den Kinderschuhen. Ungeachtet dessen schießen die Plattformen und deren Nutzerzahlen wie Pilze aus dem Boden. „Auch wenn sich damit die Halbwertszeit mancher sozialer Netzwerke eventuell verkürzt: Sie sollten Bestandteil einer durchdachten Marketingstrategie werden“, meint Podlech. Sein Fazit: „Langfristig muss die Homepage eines Autohauses daher zum Online-Shop werden und die Medien drumherum das Sprachrohr zum Kunden.“ Als Nächstes will er eine Applikation für das iPhone entwickeln, mit der sich die Kunden künftig zum Werkstatttermin einbuchen können. Daneben soll auf der eigenen Homepage ein Shop mit Blog entstehen, um auch redaktionelle Inhalte einzustellen.Da nicht nur der Geschäftsführer, sondern auch die Mitarbeiter im Auftrag oder im Namen des Autohauses online unterwegs sind, setzt Podlech außerdem auf einen so genannten „code of ethics“ für die Nutzung aller Plattformen. Zu diesen internen Verhaltensregeln gehört, verantwortlich zu agieren und etwa positive Formulierungen zu wählen. Das gilt insbesondere bei Linkedin und Xing, wo Mitarbeiter sich vorstellen und Podlech beispielsweise seine geschäftlichen Netzwerke pflegt sowie neue Mitarbeiter sucht und auswählt.Neue Energien freisetzenXing ist auch die Plattform, auf der – im Gegensatz zu den anderen sozialen Netzwerken wie Twitter – viele Automobilhändler zu finden sind. Laut einem aktuellen Autohaus pulsSchlag sind dort rund 43 Prozent der befragten Händler vertreten. Immerhin noch 39 Prozent nutzen Facebook und 27 Prozent das Portal „Wer-kennt-wen“.Als Xing-Trainer und -Botschafter erklärt Joachim Rumohr, warum die Händler vorwiegend auf der Business-Plattform aktiv sind: „In den Autohäusern steht die Nutzung der Kontakte im Mittelpunkt. Viele haben aber nicht erkannt, dass noch deutlich mehr Energie in dem Netzwerk steckt.“ Rumohr meint damit beispielsweise, dass sich hier auch die Mitarbeiter im Alleingang bewegen und über das berufliche Profil letztlich das Unternehmen präsentieren. „Dadurch kann unter Umständen der Eindruck entstehen, dass alle Mitarbeiter einen neuen Job suchen. Die Führungskräfte im Autohaus sollten daher das Bündnis mit den Mitarbeitern suchen, sie in der Nutzung schulen und auf diese Weise für ein einheitliches Profil sorgen, auf dem auch die Firma optimal präsentiert wird.“Nachholbedarf sieht der Xing-Experte darüber hinaus im Marketing. Er hat beobachtet, dass eine Multi-Level-Strategie, welche das Netzwerk wirkungsvoll einschließt, oft nicht richtig funktioniert. „Xing ist ein Werkzeug, das mir den Braten nicht wie von Zauberhand auf den Tisch bringt. Es muss gezielt eingesetzt werden“, betont Rumohr. Dabei hat er zum Beispiel die rund 30.000 Gruppen im Blick, die sich auf Xing zusammengefunden haben und mit bestimmten Themen beschäftigen. „Hier könnten sich Autohäuser in großen Städten etwa als kostenlose Location für die Treffen bestimmter Zielgruppen anbieten“, schlägt Rumohr vor. Gleiches gilt etwa für die Fangruppen bei Facebook. So kann das Autohaus seine Kundenpotenziale erweitern. Je früher sich Autohäuser darin üben, desto besser. zLesen SIe hier...… warum soziale Netzwerke auf dem Vormarsch sind, wie Autohäuser sie ins Marketing einbinden und welche Wirkung sie damit erzielen können.Autohaus PodlechDie V.V.P. Podlech GmbH ist Service-Vertragspartner der Marken Volvo und Ford. Das Autohaus beschäftigt 20 Mitarbeiter, von denen 14 in Verkauf und Verwaltung sowie sechs in der Werkstatt als Monteure beschäftigt sind. Geschäftsführer sind Volker und Thorsten Podlech. Sitz des Betriebes ist Hattingen. Darüber hinaus wird auch die Verwaltung der Lackiererei Fahrzeugklinik GmbH mit 13 weiteren Monteuren über das Autohaus gesteuert.Xing ist eine Plattform, über die registrierte Nutzer miteinander in vorwiegend geschäftlichen Kontakt treten. Ziel ist es, ein Profil anzulegen, Netzwerke aufzubauen und damit dem Einzelnen transparent zu machen, wen er über wie viele Ecken kennt. www.xing.comLinkedin führt auf internationaler Ebene das Ranking der Business-Netzwerke an. Dort tummeln sich laut Zahlen auf der offiziellen Homepage deutlich mehr als 65 Millionen Fach- und Führungskräfte weltweit. Mitglieder können hier ebenfalls ein Profil erstellen, Verbindungen aufbauen und Kontakte ins Netzwerk einladen. www.linkedin.comPerformersCircle.com/ manager-lounge sind zwei Online-Communities, die im Gegensatz zu Xing und LinkedIn exklusive Clubs für Manager und Führungskräfte zum Erfahrungsaustausch sind. www.performerscircle.com; www.manager-lounge.manager-magazin.deOnline Communities für jedermannFacebook bildet die weltweit größte Plattform unter den sozialen Netzwerken. Hier kann jeder eine eigene Profilseite anlegen, sich vorstellen und Fotos oder Videos hochladen. Die Nutzer können Nachrichten austauschen, chatten und Freude zu Gruppen und Events einladen. Facebook verfügt außerdem über einen Marktplatz, auf dem Kleinanzeigen publiziert und gesehen werden können. www.facebook.comFlickr ist ein Web-Portal, auf dem die Nutzer sowohl Bilder als auch Videos mit Kommentaren und Notizen hochladen, organisieren, kommentieren und so mit anderen auch teilen können. www.flickr.comMotor-talk bezeichnet sich als größte Auto- und Motor-Community Europas. Es versteht sich vor allem als fachliches Forum für technische Probleme, Tuning und Fragen rund ums Auto oder Motorrad. www.motor-talk.deMySpace ist ebenfalls eine Website, über die jeder Nutzer ein kostenloses Profil mit Fotos, Videos, Blogs und Gruppen einrichten kann. Die Website hat einen starken Schwerpunkt auf dem Thema Musik.www.myspace.comTwitter dient der Veröffentlichung von Kurznachrichten und fungiert als ein öffentlich einsehbares Tagebuch. Um Teil der Gemeinschaft zu werden, müssen sich die Nutzer anmelden. Danach können sie eigene Textnachrichten (sog. Tweets) mit maximal 140 Zeichen schreiben. www.twitter.comwer-kennt-wen (wkn) ist das deutsche Pendant zu Facebook. www.wer-kennt-wen.deYouTube ist ein Internet-Videoportal, auf dem die Benutzer kostenlos Video-Clips ansehen und hochladen können. Auf der Website stehen daher nicht nur Film- und Fernsehausschnitte, sondern auch Musikvideos oder selbstgedrehte Filme. Zudem können die Zuschauer über eine Kommentarfunktion direktes Feedback geben. www.youtube.com

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Zeit, die Netze auszuwerfen

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