Ausgabe 19/2013: Unter Strom

Nichts ist unmöglich. Während der weltgrößte Autobauer global auf der Erfolgswelle schwimmt, sind die Neuzulassungen in Deutschland in den letzten Jahren dramatisch eingebrochen. Verkauften die Japaner hierzulande 2006 noch fast 143.000 Autos, liegen die Neuzulassungen seit 2008 - das Ausnahmejahr 2009 außen vor gelassen - nicht über 100.000 Autos, im letzten Jahr entschieden sich nur rund 81.000 Deutsche für einen neuen Toyota. Damit bleibt die Marke zwar die Nummer eins unter den Japanern in Deutschland, liegt aber mittlerweile hinter Hyundai.Toyota Deutschland macht für den Rückgang der letzten Jahre den hart umkämpften deutschen Markt verantwortlich und zeigt sich mit Rang fünf unter den Importeuren nicht zufrieden. 2013 möchte man das Volumen bei 80.000 Einheiten stabilisieren und bis 2015 sukzessive wieder auf 100.000 Autos hochfahren.ModellgeschichtenDass man im Kampf um Marktanteile - denn nicht nur der Absatz sank signifikant - in Deutschland in den letzten Jahren den Kürzeren gezogen hat, mag auch an der einen oder anderen modellpolitischen Entscheidung gelegen haben. Zwar ist man im wichtigen SUV-Segment traditionell breit aufgestellt und machte bereits Mitte der 1990er mit dem ersten RAV4 das Segment der Kompakt-SUVs salonfähig. Emotionale Fahrzeuge wie die Celica oder der Mittelmotor-Roadster MR2 verschwanden in den letzten Jahren aber aus den Schauräumen. Auch wenn sie sicherlich keine Stückzahlenbringer waren, schrumpfte die Toyota-Modellpalette damit auf - fast - ausschließlich vernunftbetonte Volumenmodelle zusammen. Allerdings strich Toyota auch an anderer Stelle: So verabschiedete man sich 2007 mit dem Wechsel vom Corolla auf den Auris in Europa nicht nur von einem der etabliertesten Namen der Automobilgeschichte, sondern auch aus dem in Deutschland so wichtigen Segment der kompakten Kombis. In Konsequenz konnte der Auris die in ihn gestellten Erwartungen nie wirklich erfüllen.Aber wie das bei Toyota so ist: Man hat gelernt. Wie die Japaner ihr Modellprogramm für andere Märkte wie die USA auf die dortigen Kundenbedürfnisse maßschneidern, gehen sie auch wieder stärker auf europäische und deutsche Ansprüche ein. So kehrt mit der zweiten Auris-Generation der Kombi zurück - jetzt Touring Sports genannt. Und mit dem in Kooperation mit Subaru entwickelten GT86 steht seit 2012 wieder ein echter Sportler in den Schauräumen der Toyota-Händler. Heckgetrieben im Geiste des legendären 2000 GT ist er der Celica-Nachfolge mehr als würdig.Solide EffizienzDavon unberührt bleiben die unbestreitbaren rationalen Gründe, die für einen Toyota sprechen. Auch wenn die globale Rückrufaktion 2010 vorübergehend am Qualitätsimage der Marke kratzte, mit Platz zwei im aktuellen JD-Power-Report befindet sich Toyota weiterhin ganz oben im Kundenzufriedenheitsranking. Und außerdem haben sich die Japaner mit ihrem frühen Einstieg in die Hybridtechnologie nicht nur das Image als Umweltengel unter den Autobauern erarbeitet, sondern sind der Konkurrenz dort mittlerweile auch technisch davongefahren. Das führt nicht nur zu ausgereifteren Systemen, sondern auch zu mehr Effizienz. Toyota bietet seine Hybridmodelle immer günstiger an - im neuen Auris ist die Hybridvariante mittlerweile sogar etwas billiger als das vergleichbare Dieselmodell. Aber nicht nur das: Der Toyota Yaris ist eines der ersten Autos, die den Hybridantrieb zu bezahlbaren Preisen in die Kleinwagenklasse transportieren.Wie bei Toyota zu hören ist, bleibt es aber nicht bei der bekannten Kombination aus Verbrenner und Elektromotor. Ab 2015 wollen die Japaner ihr erstes Brennstoffzellen-Hybridauto vorstellen. Man ruht sich also nicht aus in Toyota City, vormals Koromo.KommentarMarke gleich Emotion. Dass sich Toyota in den letzten Jahren auf reine Vernunftmodelle konzentriert hat, war daher sicher nicht klug. Auch zufriedene Kunden und der Hybrid-Vorsprung retteten die Marke nicht vor dem Absturz. Dazu kamen Hiobsbotschaften in Form globaler Rückrufe.Aber Toyota hat gelernt. Neue Modelle begeistern (GT86) und treffen den Geschmack der Europäer (Auris Touring Sports). Aber: Der Wettbewerb hat seine Chance genutzt, Hyundai die Rolle des asiatischen Platzhirsches von Toyota nur zu gerne übernommen. Ob sich das geplante Absatzplus bei schwachem Gesamtmarkt und hoher Wettbewerbsintensität realisieren lässt, bleibt daher abzuwarten.AUTOHAUS-Redakteur Christian Frederik Merten zur Modellpolitik der Marke Toyota:

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