Der Autokonzern Volkswagen steht nach massiver Kritik an den hohen Gehältern seiner Top-Manager vor einer Reform des Vergütungssystems. Der Aufsichtsrat kommt dazu am Freitag zu Beratungen zusammen. Demnach soll künftig der Chef des VW-Vorstands höchstens zehn Millionen Euro Gehalt pro Jahr bekommen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Konzern erfuhr. Hohe Bezüge sowie Millionen-Abfindungen bei VW hatten zuletzt erneut für Kritik gesorgt. Der über den Abgasskandal gestürzte Ex-Chef Martin Winterkorn hatte in einigen Jahren zudem noch deutlich üppigere Summen als zehn Millionen Euro bekommen.
Hohe Managergehälter vor dem Hintergrund des Dieselskandals entfachten auch die politische Debatte neu. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hatte der dpa gesagt, es sei eine Frage der Gerechtigkeit, dass die Politik gegen ausufernde Gehälter und Pensionen von Top-Managern vorgehe.
Mit Ergebnissen der Aufsichtsratssitzung bei VW, die dem Vernehmen nach am Mittag beginnen soll, wird am späteren Nachmittag oder frühen Abend gerechnet. Der weltgrößte Autohersteller hatte bereits 2016 angekündigt, sein Vergütungssystem für Führungskräfte ändern zu wollen. Die Initiative dafür hatten das Land Niedersachsen und der Betriebsrat ergriffen, wie weiter zu hören war. Das Land ist VW-Großaktionär und mit zwei Mitgliedern im Aufsichtsrat vertreten.
Eckpunkte der Bilanz für 2016
Außerdem wird erwartet, dass das Unternehmen nach dem Treffen des Kontrollgremiums erste Eckpunkte seiner Bilanz für 2016 vorlegt. 2015 hatte Volkswagen angesichts der immensen Kosten für den Diesel-Skandal den größten Verlust der Konzerngeschichte verzeichnet. Unterm Strich lag das Ergebnis bei minus 1,6 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr aber dürfte VW ohne Kosten etwa für verschiedene Vergleiche in den USA und Kanada das Ergebnis vor Zinsen und Steuern wieder deutlich gesteigert haben, wie Analysten schätzten.
Beschäftigen wird sich der Aufsichtsrat auch mit der Aufarbeitung des Dieselskandals. Zuletzt hatten Anschuldigungen von Ex-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch für Aufsehen gesorgt. Demnach hatte Piëch Mitglieder des Aufsichtsrats-Präsidiums wie Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und Betriebsratschef Osterloh vorgeworfen, früher als bisher bekannt über einen Verdacht von Abgas-Manipulationen in den USA Bescheid gewusst zu haben. Diese hatten dies scharf zurückgewiesen. In einer Antwort der niedersächsischen Staatskanzlei auf eine Anfrage der CDU-Fraktion heißt es nun, in dieser Frage bestehe nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen «kein Anfangsverdacht gegen irgendein Aufsichtsratsmitglied» von Volkswagen.
Krach um Diess
Überdies gab es kürzlich Auseinandersetzungen zwischen dem VW-Markenchef Herbert Diess und dem Betriebsrat. Anlass war die Umsetzung des Reformprogramms "Zukunftspakt". Mit dem Spar- und Umbaukonzept soll die Konzern-Kernmarke VW profitabler werden. Betriebsratschef und VW-Aufsichtsrat Bernd Osterloh hatte Diess Wortbruch vorgeworfen und deshalb einige Projekte vorerst auf Eis gelegt. Der Streit konnte Anfang dieser Woche beigelegt werden.
Die Frage ist aber, ob schon bald der nächste Krach ausbricht. Denn Osterloh und Diess waren in der Vergangenheit bereits mehrfach aneinandergeraten. Das "Handelsblatt" schrieb am Freitag, der Aufsichtsrat werde auch dieses Thema beraten. Selbst ein Rauswurf von Diess gelte "manchen im Führungskreis" als nicht mehr ausgeschlossen.
Die Familien Porsche und Piëch als VW-Großaktionäre wollen nach dpa-Informationen nach massiver Kritik des Betriebsrats den umstrittenen VW-Markenchef Herbert Diess stützen. Man setze weiter auf den aktuellen Vorstand, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Freitag aus dem Konzernumfeld vor Beratungen des VW-Aufsichtsrats. Dies umfasse auch die Vorstandsmitglieder Diess sowie Audi-Chef Rupert Stadler, die zuletzt unter Druck geraten waren. Über die Porsche Automobil Holding halten die Familien Porsche und Piëch gut 52 Prozent der Stimmrechte an dem Wolfsburger Konzern. (dpa)
VW Fahrer