Wie schlimm wird es? Viele Autofahrer in Deutschland dürften am Donnerstag einen bangen Blick auf die Preistafeln der Tankstellen werfen. Mit dem Ende des sogenannten Tankrabatts droht ein heftiger Anstieg der Literpreise für Benzin und Diesel. Teurer wird es auch im Nahverkehr - doch wer mit Bahn und Bus zur Arbeit fährt, weiß immerhin, was ihn erwartet. Denn zeitgleich mit dem Tankrabatt läuft auch das 9-Euro-Ticket aus, für Monatstickets gelten nun wieder die alten, höheren Preise.
Immerhin: Dass es mit der Idee eines simplen, bundesweiten Nahverkehrstickets irgendwie weitergehen soll, darüber herrscht inzwischen weitgehende Einigkeit. Auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) ist dafür. "Volker Wissing hat mich überzeugt: Er kann mit einem Bruchteil der Finanzmittel des 9-Euro-Tickets ein bundesweit nutzbares, digital buchbares Ticket realisieren", schrieb Lindner auf Twitter zu einem Foto, das ihn mit dem Bundesverkehrsminister zeigt. Preis, Finanzierung, Zeitrahmen und viele weitere wichtige Details eines möglichen 9-Euro-Ticket-Nachfolgers sind jedoch weiter unklar.
"Großer Preisaufschlag" bei Sprit
Beim Sprit hingegen steht schon fest, dass es teurer wird. Der Bundesverband freier Tankstellen (BFT) erwartet ein deutliches Plus in den frühen Morgenstunden des 1. Septembers. "Ich gehe davon aus, dass wir da zunächst einen großen Preisaufschlag sehen", sagte der Verbandsvorsitzende Duraid El Obeid der Deutschen Presse-Agentur. "Im Tagesverlauf und in den kommenden Tagen wird das dann aber sicher wieder etwas abschmelzen, wenn Wettbewerbseffekte einsetzen."
Der sogenannte Tankrabatt ist eigentlich kein Rabatt, sondern eine Senkung der Energiesteuern auf Kraftstoffe auf das in der EU zulässige Mindestmaß. Ab dem 1. September gelten für Benzin und Diesel nun wieder die alten Steuersätze. Inklusive Mehrwertsteuer steigt der Preis für Superbenzin der Sorte E10 damit um 35 Cent pro Liter, für Diesel werden pro Liter 17 Cent mehr fällig.
Die niedrigeren Steuersätze galten auch für Tankstellenbetreiber - einige dürften am Donnerstag also noch günstig gekauften Sprit vorrätig haben, den sie auch entsprechend günstiger abgeben können. El Obeid geht jedoch von eher leeren Tanks aus.
Auch der ADAC rechnet mit einem deutlichen Preisaufschlag, wenn auch nicht überall gleichermaßen und nicht im vollen Umfang der Steuersenkung. Nach Angaben des Automobilclubs sind die Spritpreise schon in den vergangenen zwei Wochen deutlich gestiegen, nach langem Sinkflug und kurzer Stagnation in den Wochen zuvor. "Die Mineralölwirtschaft hat sich bereits wieder ein Preispolster verschafft", sagte ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand.
Verlängerung des Tankrabatts wäre "falsches Signal"
Eine Verlängerung des Tankrabatts fordert der ADAC aber nicht, im Gegenteil. "In Zeiten knapper Kraftstoffe und des Anlasses zum Spritsparen wäre das das falsche Signal", sagte Hillebrand. Autofahrer und vor allem Berufspendler sollten auf anderem Wege entlastet werden, etwa durch eine Erhöhung der Entfernungspauschale.
Ein neues 9-Euro-Ticket, ob für 29, 49 oder 69 Euro, hat da deutlich mehr Befürworter. Das sang- und klanglose Auslaufen des Angebots zum 1. September sei die denkbar schlechteste Nachricht, sagte die Chefin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv), Ramona Pop. "Das Ticket hat laut Untersuchungen die Inflation gedämpft, Energie eingespart, Geldbeutel und Klima entlastet und einen Impuls für die dringend nötige Verkehrswende gegeben."
Das Ende des Tickets führe nun zu einer absurden Situation, sagte Pop. "Erst hat die Politik die Leute mit einem günstigen ÖPNV-Ticket angelockt. Nun werden sie mit Preiserhöhungen abgeschreckt - schließlich haben einige Verkehrsbetriebe bereits deutliche Preiserhöhungen angekündigt." Die Bundesregierung sollte aufhören zu streiten und ein dauerhaft günstiges Ticket auf den Weg bringen, forderte die Verbraucherschützerin.
Verkehrsminister Wissing zeigte sich im Gespräch mit dem Deutschlandfunk offen für eine Nachfolgeregelung. Dafür müssten aber zuerst die Struktur des Tickets und seine Finanzierung geklärt werden - und dann der Preis. Unter diesen Voraussetzungen sei der Bund auch bereit, einen Beitrag zur Finanzierung zu leisten, sagte der Verkehrsminister. "Man kann nicht vom Bund erwarten, dass er einfach Geld auf den Tisch legt, wenn die Länder selbst keine Vorschläge haben, wie das neue Ticket aussehen soll."