Volvo Deutschland: "Simplizität, Komfort und Zeitersparnis"

Die Probleme anderer Marken mit der Umstellung auf WLTP hat Volvo nicht. Die Auftragsbücher sind voll, das Modellportfolio ausgewogen. AUTOHAUS sprach mit Thomas Bauch, Geschäftsführer Volvo Cars Germany GmbH, über die aktuelle Lage. AH: Herr Bauch, Volvo ist mit acht Prozent im Plus. Sind Sie zufrieden? T. Bauch: Alle Modelle und auch der neue Kombi Volvo V60 laufen im erwarteten Rahmen gut. Der Volvo XC40 entwickelt sich sogar besser. Wir verkaufen mehr Autos, als die Produktion derzeit hergibt, das Bestellbuch ist voll. Mit einem Einstiegspreis von 32.050 Euro für den XC40 T3 Benziner mit Handschalter sind wir im Premium-Segment der kleinen SUV optimal aufgestellt. Auch beim neuen XC60 wiederholt sich die Erfolgsgeschichte des Vorgängermodells - und das war bekanntlich dreimal in Folge das meistverkaufte SUV seiner Klasse in Europa. AH: Das Schaltgetriebe wird in Deutschland immer noch sehr häufig gewählt. Was sind die Gründe? T. Bauch: Das ist richtig, es gibt noch immer einen großen Anteil unter den Kunden, der manuell schalten möchte. Das lässt sich vielleicht historisch begründen, denn heute hat eine moderne Automatik eigentlich keine nennenswerten Nachteile mehr gegenüber einem manuellen Schaltgetriebe, weder beim Preis noch bei der Leistung oder dem Verbrauch. Die höhere Zahl an Handschaltern ist aber auch nur noch in den kleineren Fahrzeugklassen zu sehen, in den größeren Klassen steigt der Anteil der Automatikgetriebe deutlich, wir bieten deshalb viele Modelle serienmäßig damit an. AH: Kann man mit dem Volvo XC40 mehr Privatkunden ansprechen? T. Bauch: Über alle Baureihen betrachtet liegt die Majorität unserer Verkäufe auf gewerblichen Zulassungen. Es zeigt sich aber, dass der Volvo XC40 auch unter Privatkunden eine starke Nachfrage erfährt. Mit seinem Design und seiner Ausstattung, die sich deutlich von den bekannten Volvo-Modellen unterscheidet, haben wir für das am stärksten wachsende SUV-Segment ganz offensichtlich das richtige Angebot. Valide Zahlen hinsichtlich der Verteilung haben wir aber erst zur Verfügung, wenn das Modell ein volles Jahr auf dem Markt ist. Modellportfolio AH: Wie würden Sie das aktuelle Modellangebot beschreiben? T. Bauch: Für unsere Größe haben wir ein ideales Modellportfolio. Wir haben SUV und Kombis in verschiedenen Klassen, das sind Modelle, für die unsere Marke in erster Linie bekannt und erfolgreich ist. Diese werden ergänzt vom kompakten Volumenmodell Volvo V40 und der Limousine S90. Ab nächstem Jahr kommt die Mittelklasse-Limousine S60 hinzu. Das ist jetzt und in Zukunft eine optimale Konstellation. AH: Konnte Volvo von den Problemen der Wettbewerber aufgrund der WLTP-Problematik profitieren? T. Bauch: Wir waren zu keiner Zeit von der WLTP-Problematik betroffen, weil wir schon frühzeitig unsere Hausaufgaben gemacht hatten. Volvo war die erste Marke überhaupt, die alle Fahrzeuge, Diesel, Benziner und Plug-in-Hybride, gemäß Euro 6d-Temp zertifiziert und auf dem Markt hatte. Wenn man lieferfähig ist, hat man immer einen Vorteil, inwieweit sich das ausgewirkt hat, lässt sich nicht beziffern. Alternative Antriebe AH: In jedem Segment gibt es bei Volvo einen Plug-in-Hybrid. Wie geht es bei alternativen Antrieben weiter? T. Bauch: Wir bekommen in 2019 die ersten Mild-Hybride auf 48-Volt-Basis und bauen das Plug-in-Hybrid-Angebot aus. Zwischen 2019 und 2021 stellen wir zudem fünf neue, rein elektrische Fahrzeuge vor, drei von Volvo und zwei von Polestar. Polestar stellt die Speerspitze im Rahmen der Elektrifizierungsstrategie der Volvo Car Group dar und ist die Performance-Marke für elektrifizierte Fahrzeuge. Der Polestar 1, ein wunderschönes Coupé, wurde schon vorgestellt und wird ab Mitte 2019 ausgeliefert. "Care by Volvo" AH: Mit "Care by Volvo" geht man neue Wege. Künftig soll das Konzept der Alles-Inklusive-Miete anstelle von Finanzierung und Leasing global einen Anteil von 50 Prozent erreichen. Welche Überlegungen stehen dahinter? T. Bauch: Mit "Care by Volvo" bieten wir Interessenten für einen bestimmten Zeitraum Mobilität an, die von einem Höchstmaß an Simplizität, Komfort und Zeitersparnis gekennzeichnet ist. In aller Kürze: Mit wenigen Klicks kann sich der Kunde online ein Fahrzeug seiner Wahl aussuchen, das ihm binnen weniger Tage zur Verfügung steht - zugelassen, versichert und mit einem kompletten Service-Paket über die Dauer der Nutzungszeit ausgestattet. Sollte das Wunschfahrzeug erst nach wenigen Wochen gebaut werden, stellen wir die Mobilität des Kunden bis dahin mit einem Alternativfahrzeug sicher. Für das alles zahlt der Kunde eine fixe monatliche Flatrate, hinzu kommen nur noch die Kosten für die Betriebsstoffe. Einfacher ist es nicht, ein Premium-Fahrzeug zu fahren. Nach Ablauf der Nutzungszeit gibt er das Auto zurück und muss sich um nichts mehr kümmern. Wir arbeiten momentan aber auch an einem Tool, um dem Kunden online ein entsprechendes Kaufangebot für den Gebrauchtwagen machen zu können. AH: Nun muss die höhere Mietrate mit niedrigeren Leasingraten konkurrieren. Ist das so einfach möglich? T. Bauch: Ja, das ist möglich. Beide Angebote sind unterschiedlich positioniert und haben unterschiedliche Leistungsinhalte. Die führen natürlich zu unterschiedlichen Kostenstrukturen. Der Kunde entscheidet, ob er den klassischen Weg eines Leasings geht und damit auch einen hohen Anteil persönlichen Engagements einbringt, oder ob er Mobilität mit größtmöglichem Komfort und Service zu fixen Kosten wählt. Das sieht rein an der monatlichen Summe orientiert zunächst vielleicht teurer aus, in Summe aber ist Care by Volvo ein höchst attraktives Angebot. Mietrückläufer AH: Wie sieht das Vermarktungskonzept der Fahrzeuge aus, die dann zurückkommen? T. Bauch: Die Rückläufer bieten wir dem Handel an, wir denken aber auch darüber nach, Fahrzeuge aus dem Care by Volvo Programm später in einer zweiten Vermarktungswelle als junge Gebrauchtwagen ebenfalls zu einer monatlichen Flatrate anzubieten - die dann natürlich günstiger wird als für einen Neuwagen. Das ist auch ein attraktiver Weg, um neue Kunden für die Marke Volvo zu begeistern oder von einem kleineren auf ein größeres Modell umzusteigen. Selbstverständlich kann der Kunde den Gebrauchtwagen nach Vertragsende auch selbst kaufen. AH: Der Handel sieht das Konzept positiv? T. Bauch: Uns war von Beginn an wichtig, den Handel voll zu integrieren. Wir brauchen auch die Kompetenz und Zuverlässigkeit der Partner für die Durchführung der Services vor Ort und die Gebrauchtwagen-Vermarktung. Mit Care by Volvo geht es darum, gemeinsam einen Online-Kanal zu erschließen für diejenigen Kunden, die nicht zum Händler gehen wollen oder eine völlig andere, neue Vorstellung von Mobilität haben. Die Beschaffung läuft allein über das Internet bis auf die Auslieferung. Wir erreichen damit eine neue Kundengruppe, ergänzen das eigene Geschäft und wehren damit auch die Versuche von Dritten ab, Geschäft aus dem Automobilhandel abzuziehen. Kunden- und Händlerzufriedenheit AH: Volvo hat wieder beim MarkenMonitor 2018 gewonnen. Ihre Bewertung? T. Bauch: Das ist wieder ein sehr positives Ergebnis, über das wir uns sehr freuen. Wir bemühen uns nicht erst seit gestern, unsere Handelsorganisation in alle Entscheidungen einzubeziehen. Naturgemäß trifft nicht jede Entscheidung sofort auf Zustimmung, da muss man sich zusammensetzen und konstruktiv Lösungen finden. Das schaffen wir. Unsere Partner machen einen tollen Job. Wir haben eine hervorragende Kundenzufriedenheit, haben selbst aber auch einen sehr hohen Anspruch. Deshalb müssen wir auf allen Ebenen Höchstleistungen bringen. Diese werden mit dem aktuellen Preis einmal mehr belohnt. AH: Gibt es bei Volvo im Hinblick auf Digitalisierung, Datennutzung, E-Mobilität auch einen neuen Vertrag? T. Bauch: Wir mussten zwar Anpassungen vornehmen. Wir brauchen aber grundsätzlich keinen neuen Vertrag, sondern vielmehr gegenseitiges Vertrauen. AH: Herr Bauch, herzlichen Dank für das Gespräch! Interview: Ralph M. Meunzel Kurzfassung Mit Care by Volvo will die Marke einen Online-Kanal erschließen für Kunden, die nicht zum Händler gehen wollen oder eine andere Vorstellung von Mobilität haben. Der Handel ist dennoch integriert bei Service und GW-Vermarktung. Die Beschaffung läuft über das Internet bis auf die Auslieferung.

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