Von Doris Plate/AUTOHAUS
Nutzen statt Besitzen soll der neue Trend beim Autofahren sein, einen Teil der Verkäufe ersetzen und zusätzliche Zielgruppen erschließen. Mittlerweile gibt es schon einige Autoaboanbieter, darunter die Münchner Firma Cluno. Jetzt wurde bekannt, dass das Start-up eine Rahmenvereinbarung mit den Ford-Werken geschlossen hat, die die Konditionen für die Zusammenarbeit zwischen Ford-Händlern und Cluno festlegt. Der Partnerverband war an den Verhandlungen nicht beteiligt. Auf Anfrage verwies der Verband auf die "freiwillige kaufmännische Entscheidung" jedes Ford-Partners.
"Mit dem Rahmenvertrag reagiert Cluno auf die steigende Nachfrage nach Autoabos und das große Potenzial der Marke Ford im Angebotsportfolio", teilte Cluno auf Anfrage mit. Bereits im Dezember 2019 habe der Anbieter mehrere Hundert Bestellungen für Neuwagen im Ford Vertragshandel für die ersten Monate des Jahres 2020 platziert.
Buy Back-Verpflichtung
Diese werden nun von den 73 der insgesamt rund 650 Ford-Händler, die sich für die Zusammenarbeit entschieden haben, geliefert. Es steht den Betrieben frei, die Rahmenvereinbarung zu unterzeichnen. Nach der Rahmenvereinbarung, die AUTOHAUS vorliegt, schickt Cluno einzelne Anfragen. Der Händler hat dann die Wahl, ob er das Fahrzeug zu den vorgegebenen Parametern liefern will. "Die Entfernung zum Abo-Kunden bestimmt die Auswahl des teilnehmenden Ford-Händlers, das heißt ein Kunde aus Freiburg wird von einem Händler aus Freiburg beliefert", heißt es dazu von den Ford-Werken.
Der garantierte Bruttoertrag von vier Prozent, unabhängig von der individuellen Boni-Einstufung, soll allen Händlern die gleichen Chancen auf das Geschäft geben. Den Akquise- und Beratungsaufwand leistet Cluno. Der Haken dabei: Cluno arbeitet derzeit ausschließlich mit "Dealer Buy Back". In der Vereinbarung ist festgelegt, dass der Händler nach Fristen zwischen 18 und 36 Monaten das Fahrzeug zu einer Flatrate von rund drei Prozent unter den Empfehlungen der Ford Bank zurücknehmen muss.
Von AUTOHAUS befragte Händler bewerteten dies kritisch, da die Empfehlungen der Ford Bank sehr hoch lägen und die daraus resultierenden Gebrauchtwagenpreise derzeit auf dem Markt kaum zu erzielen seien. Deswegen hieß es gegenüber AUTOHAUS aus dem Netz: "Wir beteiligen uns nicht an solchen Programmen. Die Konditionen sind für uns nicht interessant. Das Buy Back bedeutet hohe Verluste." Solche Geschäfte hätten schon einige in der Branche in die Insolvenz getrieben.
Chancen auf After-Sales-Aufträge
Cluno wirbt für die Zusammenarbeit mit dem Argument, dass das All-In-Konzept eine Vielzahl von Chancen für die Vertragspartner biete: "Neben einer reibungslosen Fahrzeugübergabe ermöglicht das dichte Partnernetzwerk die gezielte Platzierung von After-Sales-Aufträgen. Hierunter fallen beispielsweise Wartungen und Reparaturen von Unfallschäden im Rahmen der Herstellervorgaben und der Einbau von Zubehör wie Anhängerkupplungen sowie Aufbereitungs- und Serviceleistungen."
Die Ford-Werke sehen darin ein attraktives Konzept, "mit dem wir gemeinsam am Wachstum in diesem neuen Geschäftsfeld partizipieren können, um so erfolgreich neue Kundengruppe für die Marke Ford zu erschließen", so Verkaufsdirektor This Wölpern in seinem Brief an die Händler. 73 Händler haben diese Chance ergriffen. Die zunächst auf den 31. Oktober befristete Zeichnungsfrist wird nach Auskunft von Ford nun verlängert. Bleibt abzuwarten, ob sich noch mehr Partner anschließen.
Die genannten Konditionen ermöglichen es jedenfalls Cluno einen Ford Fiesta Titanium für 329 Euro im Monat oder einen Ford Focus ST-Line für 359 Euro im Monat anzubieten. Ob sich dieses Geschäftsmodell auf Dauer rechnet, muss sich noch herausstellen. Derzeit arbeitet der Anbieter nach eigenen Angaben mit mehreren hundert Autohändlern von über 14 Automarken in Deutschland zusammen.
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Daniel Garnitz