Ausgabe 05/2009: Nicht glücklich, aber zufrieden

HandelNicht glücklich, aber zufriedenAVAG Bilanz E Die zweitgrößte deutsche Autohandelsgruppe hat sich im Geschäftsjahr 2007/2008 wieder ein Prozent Marktanteil gesichert. Der Gewinn ist leicht gesunken. von Ralph M. MeunzelDas Jahr 2008 war für den Autohandel mit einer Umsatzrendite von im Schnitt minus 0,6 Prozent rabenschwarz. Auch die AVAG Holding, Augsburg, konnte die eins vor dem Komma im Geschäftsjahr 2007/2008 (bis 31. August) nicht mehr bestätigen. Der Umsatz stieg zwar um sieben Prozent auf über 1,22 Milliarden Euro. Die Umsatzrendite sank allerdings von 1,0 im Vorjahr auf aktuell 0,7 Prozent. Dennoch kann sich die Bilanz sehen lassen. Europaweit hat man 78.897 Fahrzeuge auf die Straße gebracht, 2.747 mehr als im Jahr davor. Die insgesamt 110 Standorte in Deutschland, Österreich, Kroatien, Polen und Ungarn mit elf Marken setzten 48.009 Neu- (plus drei Prozent) und 30.888 gebrauchte Autos (plus 4,6 Prozent) ab.DIO, DIA, AVIIm Inland steigerte sich die Zwischenholdinggesellschaft DIO (Vorstand Roland Nosky), in der die GM-Marken Opel und Chevrolet gebündelt sind, um elf Prozent auf knapp 22.000 NW. Der DIA-Bereich (Vorstand Markus T. Hofmann) mit Toyota, Nissan und Honda lieferte wegen des schwachen Toyota-Abschneidens indes 6,3 Prozent weniger Fahrzeuge aus (9.185). In der AVI (Vorstand Albert C. Still) sind alle Auslandsgeschäfte gebündelt. Hier konnte man sich dank Zukäufen in Österreich (Opel) um 12 Prozent auf knapp 17.000 Neuwagen steigern. Das Investitionsvolumen in neue bzw. gebrauchte Autohäuser belief sich im vergangenen Geschäftsjahr der Autohandelsgruppe auf 17 Millionen Euro. In Deutschland wurde z. B. der insolvente Toyota-/Lexus-Händler Schneider in Dresden übernommen.Aftersales-Geschäft gesteigertPositiv entwickelten sich die Erlöse im Aftersales-Geschäft. So legte der Umsatz im Bereich Teile & Zubehör um 14 Prozent auf 167,2 Millionen Euro zu. Auch der Service-Umsatz lag mit 71,7 Millionen Euro um 13 Prozent über dem Vorjahr. „Wir sind mit unserer Bilanz nicht glücklich, aber zufrieden“, kommentierte Vorstandschef Volker Borkowski das Ergebnis. 2009 wird nach seiner Einschätzung kein einfaches Jahr. Markthilfen wie die Umweltprämie und die CO2-Besteuerung könnten aber für neuen Schwung in Deutschland sorgen. Angesichts des Prämienbooms rechnet der Manager konzernweit mit rund 6.000 zusätzlichen Fahrzeugverkäufen.Interview mit Dr. BorkowskiAH: Herr Dr. Borkowski, die Gesamtumsatzrendite der AVAG Holding liegt bei 0,7 Prozent. Wie bewerten Sie die Eigenkapitalverzinsung der AG?Dr. Borkowski: Aufgrund der eher niedrigen Eigenkapitalquoten ist die Verzinsung des eingesetzten Kapitals noch ordentlich. Wir sind damit zufrieden.AH: Ihre Zwischenholding, die DIA, hat mit Nissan und Honda zugelegt. Nur bei Toyota und Lexus hat man fast 20 Prozent verloren. Trotz der Übernahme weiterer Standorte. Wie bewerten Sie die Perspektiven für beide Marken?Dr. Borkowski: Bei Toyota hätten wir diese Entwicklung vor einem Jahr nicht in dieser Form erwartet. Die Erhöhung der Stückzahlen, um GM weltweit zu übertreffen, und die Verschiebung von Modelleinführungen wegen fehlender Ingenieurkapazitäten hat sich nicht positiv auf die Verkäufe ausgewirkt. Toyota ist derzeit noch zu stolz, um Markt zu machen. So müsste beispielsweise der iQ stärker gegen den Smart positioniert werden. Er ist mit der aktuellen UPE über 13.000 Euro aber zu teuer. Um vom Smart-Kuchen etwas abzubekommen, ist es nötig, sich klarer zu positionieren.AH: Wie lauten Ihre Forderungen?Dr. Borkowski: Der Händlerverband muss dringend mit Toyota über die Preispositionierung sprechen. Ansonsten werden wir wieder um die 100.000 Einheiten abschließen. Dies wird aber weder dem Händlernetz noch Toyota Deutschland gerecht.AH: Was ist mit Lexus?Dr. Borkowski: Damit tun wir uns derzeit sehr schwer.AH: Was erwarten Sie von Opel?Dr. Borkowski: Wir sagen, „Opel steh auf und trenn dich von deiner Mutter“. Die Zeit ist reif. Mit 1,7 Millionen produzierten Autos kann man in Europa mit hoher Wahrscheinlichkeit auch alleine überleben. Nicht ganz einfach, aber sonst könnte es jeder – das ist die Challenge!AH: Sie haben im Aftersales-Geschäft um fast 14 Prozent zugelegt (Umsatz fast 240 Millionen Euro). Wird im Fahrzeuggeschäft überhaupt noch etwas verdient?Dr. Borkowski: Man wird im Neuwagengeschäft aufgrund der Transparenz nie viel verdienen. Ich muss aber eine gewisse Grundmarge im Fahrzeuggeschäft erzielen, um die Aufwändungen abzudecken. Wer dies nicht beachtet, geht schnell unter, weil man dann im Service viel zu teuer werden muss.AH: Das GW-Geschäft der AVAG stagnierte in den vergangenen Jahren. Wie sieht die künftige Strategie aus?Dr. Borkowski: Wir haben das Vermietgeschäft bewusst zurückgefahren und den Fokus auf den Neuwagen gelegt. Das ist im Schnitt immer noch attraktiver. Wir haben das GW-Geschäft in dem Umfang gemacht, wie es nachgefragt wurde. Wenn die Neuwagenpreise künftig wieder steigen, wird dieses Geschäft für uns wieder attraktiver.AH: Sie verkaufen zu 85 Prozent an Privatkunden. Warum kein stärkeres Geschäft mit gewerblichen Kunden?Dr. Borkowski: Wir halten uns zurück, weil hier i. d. Regel die Hersteller mitmischen. Wenn das der Fall ist, verliert der Händler immer. Im Einzelgeschäft haben wir größere Chancen.AH: Sie haben sich mit der Bank Deutsches Kfz-Gewerbe einen weiteren Finanzierungspartner ins Haus geholt. Was war der Anlass?Dr. Borkowski: Die Captives haben sich im Jungwagenbereich, bei uns heißt das FastNEUwagen-Bereich, als nicht so flexibel erwiesen.AH: Künftig beliefert die AVAG die Vertragswerkstätten der HUK-Versicherung mit Teilen. Wie kam es zu dieser Kooperation?Dr. Borkowski: Wir beliefern Markenwerkstätten und freie Karosserie- und Lackbetriebe für Opel und weitere von uns vertretene Fabrikate. Der Fabrikatshandel hat den Bereich der Unfallinstandsetzung, wie auch andere Bereiche, etwa das Reifengeschäft, in der Vergangenheit leichtfertig aus der Hand gegeben. Zu hohe Erwartungen an „Stück-Deckungsbeiträge“ haben die Versicherer zu den freien Karossererie- und Lackbetrieben getrieben. Dieses Geschäft brauchen wir im Fabrikatshandel, um zu überleben! Da müssen wir unser Stück am Kuchen wieder vergrößern und zunächst auch „unkonventionelle Wege“ gehen.AH: Sie denken über ein weiteres Volumenfabrikat nach? Reicht der AVAG das Markenportfolio noch nicht?Dr. Borkowski: Mit zu kleinen Importeursmarken lässt sich auf Dauer kein Volumengeschäft generieren. Wir sind mit Toyota, Nissan und Honda gut aufgestellt. Wir stellen uns künftig zur Absicherung unserer Risikodiversifizierungsstrategie einen weiteren Hersteller oder Importeur jenseits der drei Prozent Marktanteil zur Ergänzung unseres Fabrikatsportfolios vor. Ziel ist, unsere drei Säulen DIO/DIA/AVI mit 40/30/30 in den Umsatzanteilen zu gewichten.AH: Was erwarten Sie für 2009?Dr. Borkowski: Wir wollen aufgrund der Verschrottungsprämie das Vorjahresniveau erreichen, werden uns aber mit Übernahmen zurückhalten. Es sei denn, es handelt sich um ein unschlagbares Angebot. Zentrales Thema für dieses Geschäftsjahr ist die Verbesserung der Performance unserer zehn bis 15 schwachen Standorte (von 110 gesamt). AH: Herr Dr. Borkowski, herzlichen Dank für das Gespräch!Lesen SIe hier...... wie die drei Säulen der AVAG Holding abgeschnitten haben und welche Strategien Vorstandschef Volker Borkowski verfolgt.KurzfassungDie AVAG mit Sitz in Augsburg hat im vergangenen Geschäftsjahr 0,7 Prozent Rendite verzeichnet (Vorjahr: 1,0 Prozent). Die Neuzulassungen der DIO (Opel und Chevrolet) stiegen um elf Prozent, im DIA-Bereich (Toyota, Nissan, Honda) fielen sie um 6,3 Prozent. Im Auslandsgeschäft – der AVI – stiegen die Verkäufe um 12 Prozent. Im Aftersales-Bereich legte der Umsatz zu (T&Z: 14 Prozent, Service: 13 Prozent).Vorstandschef Volker Borkowski erwartet von Toyota weniger Stolz, mehr Angriffslust und angepasste Preise. Opel solle sich von GM trennen. Im Geschäft mit gewerblichen Kunden halte sich die AVAG zurück, weil man gegen Hersteller „immer verliert“. Die BDK Bank sei neuer Partner, weil die Captives zu unflexibel seien. Um mehr vom Unfallinstandsetzungskuchen zu bekommen, beliefert die AVAG künftig Vertragswerkstätten der HUK-Coburg. Derzeit sucht man nach einer weiteren Marke, einem Volumenfabrikat „jenseits der drei Prozent Marktanteil“. 2009 will man sich mit Übernahmen zurückhalten.umsatzentwicklung avag konzern (teur)1.200.0001.000.000800.000600.000400.000200.0000787.2522003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08895.8851.067.0851.137.9851.217.046kenngrößen des avag konzerns2007/082006/07UnterschiedEBIT28,8 Mio. €27,9 Mio. €+ 3%EGT8,3 Mio. €10,4 Mio. €- 25%Jahres-Cash-Flow20,8 Mio. €21,6 Mio. €- 4%Eigenmittel65,7 Mio. €70,4 Mio. €- 7%Bilanz. Eigenkapital49,7 Mio. €46,7 Mio. €+ 6%Bilanzsumme327,4 Mio. €303,7 Mio. €+ 8%Umsatzrendite0,7%1,0%neuwagenverkäufe50.00040.00030.00020.00010.000032.2182002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/0833.61339.38043.96046.61848.009 DIO DIA AVIHandel

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Nicht glücklich, aber zufrieden

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