Der neue Importeur Maxomotive Deutschland sieht gute Chancen für einen erfolgreichen Markteinstieg von Maxus. Die chinesische Nutzfahrzeugmarke gehört zum SAIC-Konzern, zu dem wiederum auch der ehemalige englische Hersteller MG zählt. Zudem unterhält der Autoriese Kooperationen mit VW (Shanghai Volkswagen) und General Motors (GM-Wuling). Hinter Maxomotive Deutschland steht die belgische Alcopa-Gruppe, die seit 2011 die Pkw der südkoreanischen Marke Ssangyong auf dem deutschen Markt vertreibt. Maxomotive-Geschäftsführer Ulrich Mehling verrät den Fahrplan.
AUTOHAUS: Mit einer neuen Importeursgesellschaft wollen Sie Transporter der chinesischen Marke Maxus nach Deutschland bringen. Wo sehen Sie Ihre Nische? Welche Zielgruppe haben Sie im Blick?
Ulrich Mehling: Maxus bewegt sich im Segment der elektrischen Nutzfahrzeuge und wendet sich an die "Early Innovators" in diesem stark wachsenden Markt. Als Zielgruppe sehen wir Handwerker wie beispielsweise Dachdecker, Elektriker, Maler oder Sanitärbetriebe, städtische und kommunale Dienste, für die oft schon die Vorgabe E-Mobilität gilt, Restaurants und Lieferservices, regionale Versorger sowie Unternehmen mit sozialer und ökologischer Verantwortung. Unsere Zielgruppe ist "EV ready" und fährt am Tag bis zu 150 Kilometer. Der reine Anschaffungspreis spielt hier nicht die zentrale Rolle.
AH: Gerade jetzt rollt die E-Offensive der etablierten Nutzfahrzeughersteller an. Welche Chancen rechnen Sie sich mit Ihren Modellen aus?
U. Mehling: Wir sehen eine sehr gute Chance für uns, da wir als Privatimporteur mit überschaubarem Aufwand zu einem sehr frühen Zeitpunkt in diesen stark wachsenden Markt einsteigen. Mit überschaubaren Standards und einer guten Produktverfügbarkeit bieten wir potenziellen Handelspartnern die Chance, am zukünftigen Marktwachstum teilzunehmen.
Drei Modelle im Angebot
AH: Stichwort Modelle: Wie sieht hier der Fahrplan aus?
U. Mehling: Momentan haben wir drei Modelle im Angebot, den EV80, den Deliver 9 und den eDeliver 3. In den nächsten Jahren wird SAIC Maxus sukzessive eine Vielzahl innovativer Produkte mit verschiedenen Antriebsvarianten auf den Markt bringen.
AH: Welches Fahrzeug hat für Sie das Zeug zum internen Bestseller?
U. Mehling: Das größte Potenzial sehen wir definitiv beim eDeliver 3.
AH: Wann werden die ersten Fahrzeuge verfügbar sein?
U. Mehling: Der EV80 und der Deliver 9 sind ab sofort verfügbar, der eDeliver 3 kommt im Herbst.
AH: Für welche Fahrten eignen sich die Modelle?
U. Mehling: Die Fahrzeuge eignen sich für kommerzielle Nutzer unterschiedlicher Branchen, die jeden Tag eine bestimmte Strecke zurücklegen und über geeignete Lademöglichkeiten verfügen. Wenn Sie jeden Tag eine Fahrstrecke zurücklegen, die die Reichweite pro Batterieladung nicht übersteigt, und das Fahrzeug über Nacht auf Ihrem Betriebshof aufladen können, dann können Sie einen Elektrotransporter ohne jegliche Einschränkungen nutzen. Hinzu kommen die zusätzlichen Vorteile wie der komfortable und leise Antrieb, der geringere Verschleiß und die niedrigeren Unterhaltskosten.
AH: Wie wollen Sie bei Qualität und Markenbekanntheit mit den etablierten Wettbewerbern mithalten?
U. Mehling: Wir haben einen sehr guten qualitativen Eindruck von den Produkten und sehen diese als absolut wettbewerbsfähig. Für unsere Handelspartner entwickeln wir entsprechende Verkaufs- und Marketingtools, damit diese zielgerichtet ihren Markt bearbeiten und damit auch die Markenbekanntheit für Maxus in Deutschland ausbauen können.
AH: Welche Stückzahlen planen Sie im ersten Verkaufsjahr in Deutschland?
U. Mehling: Im laufenden Jahr wollen wir rund 200 Einheiten verkaufen.
100 Handelspartner geplant
AH: Wie groß soll das deutsche Händlernetz von Maxus werden? Welchen Zeithorizont haben Sie für dessen Aufbau?
U. Mehling: Gerade bei diesen Produkten ist die Nähe des Handels zum Kunden von großer Bedeutung, daher setzen wir mittelfristig auf ein etabliertes Netz von ca. 100 Handelspartnern. Die ersten Gespräche laufen bereits, bis Ende des Jahres wollen wir 20 Partner haben. Dieses Netz werden wir dann sukzessive ausbauen.
AH: Welchen Händler-Typus haben Sie für die Marke im Sinn? Sie sind auch Geschäftsführer von Ssangyong in Deutschland. Können Sie sich hier Synergien zwischen den Marken vorstellen?
U. Mehling: Für Maxus suchen wir Händler, die Leidenschaft und Interesse für die Elektromobilität mitbringen sowie Erfahrung in der Vermarktung an gewerbliche Kunden haben. Es gibt natürlich auch einige Partner im SsangYong Netz, auf die dieses Anforderungsprofil zutrifft und mit denen wir Gespräche führen.
AH: Welche Standards muss der Maxus-Partner erfüllen?
U. Mehling: Es gibt natürlich bestimmte technische Anforderungen, die unsere Partner erfüllen müssen. Allgemein halten wir aber die Standards bewusst niedrig, die durchschnittlichen Investitionskosten liegen im vierstelligen Bereich. Uns kommt es vor allem darauf an, dass die Händler ein überzeugendes Vermarktungskonzept haben.
AH: Ist auch Online-Vertrieb geplant?
U. Mehling: Nein. Wir setzen nach wie vor auf den stationären Handel.
Marketing und Finanzierung
AH: Welches Marketing ist zur Einführung geplant?
U. Mehling: Wir entwickeln aktuell spezifische Marketing-Tools für die Händler, mit denen die entsprechenden Zielgruppen konkret angesprochen werden. Darüber hinaus wollen wir die Marke mit Direct Mailings sowie mit Veranstaltungen und Experience Days bei den Zielgruppen bekannt machen. Zudem gibt es die Überlegung, spezielle Messen zu besuchen, wie z. B. Forum in Frankfurt.
AH: Mit welchem Partner arbeiten Sie bei Finanzierung und Leasing zusammen?
U. Mehling: Speziell das Leasing ist in diesem Markt von enormer Bedeutung. Wir sprechen momentan mit verschiedenen Gesellschaften und sind zuversichtlich, bald den für uns passenden Partner bekanntgeben zu können.
AH: Herr Mehling, vielen Dank für das Gespräch!
Heiko Stock