Mit jedem Tag, den ein Auto im Autohaus herumsteht, verliert es an Wert – das Mantra vieler Händler lautet daher: Vorführwagen, Leasingrückläufer und hereingenommene Fahrzeuge schnell weiterverkaufen – und sei es an Konkurrenten wie Auto1. Das ist aber möglicherweise nicht immer die beste Strategie. Denn die Wertentwicklung vieler Pkw verläuft nicht linear, sondern in Wellen. Besonders rapide sinken die Preise beispielsweise im Alter zwischen zehn und zwölf Monaten. Danach bleibt der Restwert oft für ein halbes Jahr nahezu konstant, bevor es in leichten Wellen wieder abwärtsgeht.
In diesem Zeitraum mit nahezu konstanten Preisen ist ein Auto nach Ansicht von ViveLaCar-Gründer Mathias Albert bestens dafür geeignet, es im Bestand zu halten: "Die Fahrzeuge können ideal zunächst im Auto-Abo eingesetzt und anschließend zu kaum veränderten Markt-Preisen veräußert werden", erklärt er.
Abo-Einnahmen überkompensieren den Wertverlust
Die Idee dahinter: Die Erträge aus den Abo-Gebühren fallen höher aus, als das Auto gleichzeitig durch die zusätzlichen Kilometer und das höhere Alter an Wert verliert. Und je flacher die Wertverlusts-Kurve ist, desto größer fällt am Ende der Gewinn aus. "Die Abo-Einnahmen überkompensieren den Wertverlust", sagt Albert.
Das Ganze hatte bisher nur einen Haken: Je nach Modell treten die Phasen mit geringem Preisverfall zu etwas unterschiedlichen Zeitpunkten auf, sind unterschiedlich stark ausgeprägt und schwer vorherzusagen. ViveLaCar hat deshalb auf Basis der Daten der GW-Marktbeobachter Schwacke und DAT das Analyse-Tool "Valor" entwickelt. Dieses prognostiziert anhand bestehender Marktdaten die voraussichtliche Wertkurve eines Fahrzeugs.
Valor hilft, Wert-Plateaus zu erkennen
Dadurch können Händler bei den Fahrzeugen in ihrem Bestand identifizieren, ob und wann die Phasen mit nur schwachem Preisverfall eintreten. Erkennt Valor ein Fahrzeug, bei dem der Preis in den nächsten Monaten voraussichtlich stabil bleibt, schlägt es dieses dem Händler automatisch als Abo-Auto vor.
Ein Beispiel: Ein einjähriger Hyundai i30 Premium mit 10.000 Kilometer Laufleistung war laut Schwacke im Februar 2021 im Einkauf für rund 13.300 Euro zu haben. Gelang es, diesen unmittelbar danach weiterzuverkaufen, war damit im Schnitt ein Verkaufspreis von durchschnittlich 16.450 Euro und somit ein Gewinn von 3.150 Euro zu erzielen.
Valor für Händler kostenlos
Hätte der Händler den i30 stattdessen bis September 2021 in ein Auto-Abo gegeben, hätte er damit nach Berechnungen von ViveLaCar einen Ertrag in Höhe von 1.968 Euro erzielt. Der von Schwacke prognostizierte Verkaufspreis läge zu diesem Zeitpunkt bei 15.650 Euro. Verrechnet mit dem Wertverlust des Fahrzeugs von 800 Euro stünde somit am Ende ein Mehrertrag von 1.168 Euro.
Bliebe das Fahrzeug sogar bis Februar 2022 im Abo, läge der Abo-Gewinn bei 3.936 Euro und der laut Schwacke erzielbare Verkaufspreis bei 14.850 Euro. Das ergäbe einen Mehrertrag von 2.336 Euro im Vergleich zum sofortigen Weiterverkauf des Fahrzeugs nach Hereinnahme. "Bisher war König, wer die Fahrzeuge schnell durchschleust. Künftig ist das derjenige, der sie vorher nutzt und dann weiterdreht", sagt Albert. Händler, die mit ViveLaCar zusammenarbeiten, sollen das Tool kostenlos nutzen können.
Vom Abonnenten zum Käufer
Neben Valor präsentiert ViveLaCar auf der IAA außerdem seine erweiterte Angebotsstrecke, Partner ist hier die Creditplus Bank. Den Angaben zufolge sollen Kunden ein abonniertes Auto künftig auch digital kaufen können sowie dafür eine Finanzierung oder ein Leasing abschließen. Umgekehrt soll die Möglichkeit geschaffen werden, dass Abo-Interessenten das eigene Altfahrzeug über die Plattform verkaufen können. "Wer sein Auto mag, kann nun mit nur wenigen Klicks vom Nutzer zum Besitzer werden", sagte CEO Mathias Albert.
Dies mache das Geschäftsmodell Auto-Abo für den Handel noch interessanter und werde die Ansprache von unsicheren Interessenten im Autohaus erleichtern. Vor allem beim Umstieg auf ein E-Auto könnten die Kombination aus Abo und Kauf zum Einsatz kommen: Erst testen die Kunden das Fahrzeug im Abo, stellt sich dann heraus, dass die E-Mobilität nichts für sie ist, können sie das Auto ohne weiteres zurückgeben. Sind die Kunden aber zufrieden, könnte der Händler ihnen beim Kauf die Abo-Gebühren auf den Kaufpreis des Fahrzeugs anrechnen. Dadurch entstehe künftig eine nahtlose Prozesskette vom Abo bis zum Kauf, erklärt Albert, der neben ViveLaCar auch Chef der Auto Domicil Gruppe ist.