Ausgabe 21/2012: Neue Weichenstellungen

Neue WeichenstellungenIFA-Kongress 2012 – Beim 13. Tag der Automobilwirtschaft gaben Hersteller und Händler Einblicke in ihre Vertriebsstrategien. von Ralf Padrtka, Doris Plate und karolina Ordyniec Die Neuwagenverkäufe werden 2013 auf unter drei Millionen Fahrzeuge fallen“, prognostizierte Prof. Dr. Willi Diez, Direktor des IFA-Instituts am 17. Oktober, anlässlich des 13. Tages der Automobilwirtschaft in Nürtingen. Damit scheinen die Aussichten im Hinblick auf das kommende Jahr nicht gerade rosig. Wie in den Jahren zuvor, waren auch in diesem Jahr zahlreiche Branchengrößen aus Industrie und Handel der Einladung des IFA-Direktors gefolgt, um unter dem Motto „Neue Weichenstellungen für die Automobilwirtschaft“ Trends und Prognosen in der Branche zu diskutieren. Für das laufende Jahr rechnet Diez noch mit knapp 3,1 Millionen neuen Pkw. Allerdings geht der Branchenexperte davon aus, dass die Neuwagenverkäufe in Europa und Deutschland von 2014 an wieder steigen werden. Den Grund dafür sieht Diez in dem hohen Ersatzbedarf, der sich bis dahin in einigen Märkten aufbauen werde.NW-Börsen schlecht für den HandelRobert Rademacher, Präsident des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK), warnte den Handel in seinem Grußwort vor Online-Neuwagenbörsen. „Im Gegensatz zu den Gebrauchtwagenbörsen stellen Neuwagenbörsen nicht das reale Marktgeschehen dar, sondern beinhalten unseriöse Lockangebote mit Schleuderpreisen“, sagte Rademacher und appellierte an Hersteller und Händler, zusammenzurücken und gemeinsam ein entsprechendes Portal auf die Beine zu stellen und diese Aufgabe nicht fremden Dritten zu überlassen. Opel startet WachstumsoffensiveThomas Sedran, Interimschef bei Opel, eröffnete in seinem Vortrag, dass Opel eine Wachstumsoffensive gestartet hat. „Wir wollen die zweitstärkste Pkw-Marke in Europa werden – und zwar profitabel und ohne den Kauf von Marktanteilen“, sagte Sedran vor den rund 500 Teilnehmern in der Nürtinger Stadthalle. Erneut betonte er, dass sich die US-Mutter General Motors (GM) nicht von Opel trennen werde.Hochschule kooperiert mit PorscheDass Porsche weiter profitabel wächst und die Marke für die Zukunft mehr junge Mitarbeiter mit Ideen für das Auto braucht, betonte Vertriebsvorstand Bernhard Maier. Für 2012 sieht sich Porsche auf Zielkurs. Auch im kommenden Jahr seien keine Kürzungen geplant. Im Gegenteil: Bis 2018 plant der Hersteller insgesamt 1.000 neue Porsche-Zentren auf den Weltmärkten.Im Anschluss an den Vortrag besiegelten Bernhard Maier und Prof. Willi Diez eine Zusammenarbeit der Hochschule unter dem Namen „Porsche Automotive Campus.“ Die Bildungskooperation ist zunächst auf drei Jahre angelegt und soll besonders qualifizierte Studierende in den Bachelor- und Masterstudiengängen „Automobilwirtschaft“ (B.A.) und „Automotive Management“ (M.A.) fördern.GVO löst keine ProblemeIn der anschließenden Diskussionsrunde tauschten sich Robert Rademacher (ZDK), Uwe Brossette (Osborne Clarke), Walter Missing (Missing Management), Audi-Vertriebsleiter Michael-Julius Renz, Peter Ritter (Präsident des Mercedes-Benz Vertreterverbandes) und Toyota Deutschland-Geschäftsführer Ulrich Selzer über die neue Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) und die Zukunft des Automobilhandels aus. Audi-Vertriebsleiter Michael-Julius Renz erklärte, dass der Hersteller zwar „nachladen könne“, weil die neue GVO die Möglichkeit biete, die Händler stärker zu beschneiden. Es läge aber gar nicht im Interesse des Herstellers, dies zu tun. Vielmehr gehe es darum, eine „Plattform für Leistungen zu schaffen“. Allerdings räumte Renz ein, dass das Servicenetz bei Audi überbesetzt sei. Die Hälfte der autorisierten Werkstätten würde weniger als 3.000 Stunden pro Jahr verkaufen. „Da haben wir Handlungsbedarf“, so der Manager.Toyota Deutschland-Chef Ulrich Selzer sagte, dass in der aktuell schwierigen Geschäftslage die rücksichtslose Durchsetzung von Standards kontraproduktiv wäre. Bei der japanischen Marke zähle Herz statt Größe, Solidarität statt Vertrag. „Wenn Sie ein Netz aktivieren wollen, brauchen Sie Vertrauen und den Einsatz jedes Einzelnen.“ Das könne kein Vertrag der Welt leisten.Lebende Geschäftsmodelle gefordertPeter Ritter, Präsident des Mercedes-Benz Vertreterverbandes, betonte, dass es seinem Verband gelungen sei, mit dem Hersteller vernünftige Lösungen in den kritischen Fragen der neuen GVO zu finden. Sein Fazit: „Wir brauchen lebende Geschäftsmodelle, die sich auf Veränderungen der Märkte einstellen. „Unternehmensberater Walter Missing warb für Franchisesysteme im Autohandel als Zukunftsmodell. Für den früheren Mercedes-Manager würden durchgängige Prozesse zwischen Hersteller und Händler viel Kraft, Zeit und Geld sparen und die Marken erfolgreicher machen.„Segensreiche“ NetzreduzierungenZDK-Präsident Robert Rademacher erläuterte, dass die Netzreduzierung bei Porsche und Mercedes-Benz für die verbleibenden Partner „segensreich“ gewesen seien. Für ihn ist klar, dass zu viele Partner in einer Region für den Erfolg einer Marke ebenso abträglich sind, wie zu viel produzierte Fahrzeuge. Diskussionsleiter Prof. Stefan Reindl fasste zusammen: Die Revolution im Automobilhandel wird wohl auch mit Inkrafttreten der neuen GVO ausbleiben. Die Weiterentwicklung der bestehenden Geschäftsmodelle ist aber notwendig.Händlernetz bleibt, wie es istHyundai Deutschland-Chef Markus Schrick unterstrich in seinem Vortrag, dass das Händlernetz genauso bleibe, wie es ist – sowohl in Qualität als auch in Quantität. Die Koreaner haben es in Deutschland geschafft, ihren Marktanteil von 2,8 Prozent auf 3,2 Prozent zu steigern. Auch der Markenwert hat sich in den vergangenen sieben Jahren verdoppelt. Die Gründe dafür sieht Schrick in effizienten Prozessen innerhalb der Organisation und der Regionalisierung.Wie sich die Autowelt insgesamt in den nächsten Jahren wandeln könnte, skizzierte daran anschließend der Schweizer Auto-Visionär Frank M. Rinderknecht. Im Anschluss analysierte Anders Sundt Jensen, Leiter der Mercedes-Markenkommunikation, die Chancen im Hinblick auf die Gewinnung und Bindung der „Generation Facebook“ an das Automobilunternehmen und seine Handelsstufe. ■Lesen SIe hier...... wie die Kfz-Branche die automobile Zukunft sieht und welche Weichen Hersteller und Händler neu stellen möchten.

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