Ausgabe 22/2008: Neue

Weller-Gruppe / Trotz Krisenstimmung blickt man zuversichtlich in die Zukunft.Neue MargenVon Ralph M. Meunzel und Frank SelzleBurkhard Weller, Geschäftsführender Gesellschafter der Wellergruppe und Präsident des Verbands der Toyota-Händler, spricht über die Situation des Marktes, seines Unternehmens, Margenforderungen und Perspektiven.AH: Herr Weller, wie schätzen Sie die gegenwärtige Marktsituation ein?B. Weller: Wir sind gar nicht so weit weg von den ursprünglichen Prognosen. Wir haben per Oktober 0,3 Prozent Wachstum. Ist das Rückgang? Der Markt wird enger. Marktwachstum über die drei Millionen Fahrzeuge hinaus wird es nicht mehr geben. So gesehen haben wir es mit einem neuen Marktniveau zu tun, auf das wir uns einstellen müssen. Die Finanzkrise ist weiß Gott nicht schuld daran, dass weniger Autos verkauft werden. Schuld ist die schlechte Stimmung, die wohl sehr deutsch ist. Der Benzinpreis ist runter, die Arbeitslosenzahl unter drei Millionen, der Gaspreis sinkt ab Januar – wir brauchen mal ein paar good news auf den Titelseiten. AH: Wurde der Markt aufgebläht?B. Weller: Definitiv. Über Finanzdienstleistungen wurden Neuwagen an Leute verkauft, die mit einem GW besser bedient gewesen wären. Das kommt jetzt über unrealisierbare Restwerte zurück. Die Weller-Gruppe ist hier besser aufgestellt als andere Autohäuser, weil wir keine Buybacks und keine Flottengeschäfte gemacht haben.AH: Wie entwickelt sich die Rendite bei der Weller-Gruppe?B. Weller: Unterschiedlich, je nach Marke. Mit BMW und B&K sind wir nach wie vor bestens unterwegs. B&K liegt dieses Jahr bei den Zulassungen 10 Prozent über dem BMW-Markt und 13 Prozent über Gesamtmarkt. B&K wird mit rund einem Prozent Umsatzrendite ins Ziel laufen. MaxMoritz ist leider wieder ein Minusgeschäft. Darum handeln wir dort auch. Denn wenn man erkennt, man hat kein Marktwachstum mehr an einem Standort und man schreibt dort einen gravierenden Verlust, dann muss man sich – für die Wellergruppe völlig unüblich – auch mal von einem Betrieb trennen, wie jetzt bei MaxMoritz in Werl. Bei unseren Toyota-Häusern haben wir einerseits Betriebe wie das Stammhaus in Osnabrück und unser Haus in Leipzig, die unverändert gut im Ergebnis sind mit 2,5 Prozent Umsatzrendite. Andere Häuser fressen das auf, wie beispielsweise das Haus in Berlin. Hier werden wir aber gemeinsam mit Toyota eine gute Lösung finden und Fehler korrigieren, auch mit Geld vom Hersteller. Toyota ist da ein fairer Partner.Hersteller mit im BootAH: Wie sehr hat sich Toyota verschätzt?B. Weller: In Deutschland ist die Situation auf den ersten Blick dramatisch. Laut Statistik sind 23 Prozent weniger Autos verkauft worden. Die Planung für 2008 war: 160.000 verkaufte Autos, allerdings bei einem Markt von 3,8 Millionen. Mit guten 100.000 liegen wir 60 Prozent darunter – eine Katastrophe. Mit Hintergrundwissen erklärt sich aber eine Menge: Toyota hat in 2008 keine Tageszulassungen gemacht, die Händlerschaft hat aber 8.000 TZ abgebaut. Das Vermietgeschäft ist quasi gegen Null gelaufen, um Buybacks zu verhindern. Hier ist also Zukunftsvorbereitung getroffen worden. Problematisch ist sicherlich, dass wir seit zwei Jahren keine neuen Modelle bekommen haben. Die kommen nun nächstes Jahr und werden den Verkauf um rund 10 Prozent ankurbeln. Den Rest müssen wir uns erobern. Die Rendite mit Toyota lag im ersten Halbjahr bei 0,7 Prozent. Das wird sich zwar im zweiten Halbjahr verschlechtern auf 0,2 bis 0,4 Prozent, aber die Toyota-Händler sind damit nicht die Notleidendsten unter der Sonne.AH: War die Forderung nicht einmal zwei Prozent Rendite?B. Weller: Die Forderung ist nach wie vor die gleiche. Es ist Toyota durchaus bewusst, dass man etwas zur Renditeverbesserung im Handel tun muss. Die Prius-Marge beispielsweise wird um drei Prozent angehoben. Lexus hingegen zahlt Strukturkostenzuschüsse. Wir verhandeln gerade darüber, dass die Zuschüsse in die Marge eingearbeitet werden, so dass es auch hier eine langfristige Perspektive gibt und nicht nur einen Einmalscheck. Händler wollen ja am Auto verdienen und nicht auf Almosen vom Hersteller hoffen. AH: Wie ist die Perspektive für 2009?B. Weller: Ich sehe überhaupt nicht schwarz. Die Botschaft an alle Händler ist doch: Man darf sich nicht runterziehen lassen. Manchmal hilft es, die Tageszeitung zwei Tage nicht zu lesen und stattdessen sein eigenes Potenzial zu durchleuchten. Es gibt noch Luft. Wenn der Kunde zurückhaltend ist, muss man ihn abholen. Ich glaube, Toyota wird 2009 zehn bis zwölf Prozent Steigerung hinbekommen und die geplanten 115.000 Wagen verkaufen. Toyota ist ja zu über 70 Prozent im Privatmarkt aktiv, wo die Autos mittlerweile durchschnittlich älter als zehn Jahre sind. Das spricht dafür, dass die Werkstätten gut ausgelastet sein werden und Ersatzbedarf vorhanden ist. Natürlich wird es Insolvenzen geben, aber ich glaube nicht, dass eine Pleitewelle von 50 Prozent auf uns zurollt. Wir haben ja in der Vergangenheit gelernt: Autohäuser sterben langsam. Ich glaube auch, dass bei wichtigen Standorten die Hersteller oder Herstellerbanken unterstützend eingreifen.AH: Werden Sie heuer Gewinn machen?B. Weller: Ich befürchte: nein. Zum ersten Mal in unserer Firmengeschichte. Wir werden dieses Jahr den Umsatz um acht Prozent auf rund 850 Millionen Euro steigern. Unser vorrangiges Ziel ist, 2009 wieder rentabel zu sein und mindestens ein Prozent Umsatzrendite zu schreiben.AH: Herzlichen Dank für das Gespräch.

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