Das letzte Jahr lief für Mitsubishi in Deutschland nicht gut. Nur rund 19.000 Neuzulassungen brachte die Marke hierzulande auf die Straße. "Das war das schwierigste Jahr, an das ich mich erinnern kann", räumte Mitsubishi Motors Deutschland Geschäftsführer Jens Schulz denn auch gleich zu Beginn des Händlertages am Samstag in Wiesbaden ein. Die tatsächliche Verkaufszahl bei Mitsubishi war höher, weil wegen des Wegfalls der Förderung für Plug-In Hybride zahlreiche Eclipse Cross im Dezember 2022 noch schnell ein Nummernschild erhalten mussten. Diese wurden dann im ersten Halbjahr 2023 verkauft. Der Space Star, der als Kleinwagen auch schon im vergangenen Jahr nur wenig Wettbewerber hatte, war lange nicht lieferbar. Der neue ASX und der Colt kamen erst im Laufe dieses Jahres. Und: "Neben den schwierigen Rahmenbedingungen im Markt haben wir an der ein oder anderen Stelle zu langsam oder gar falsch entschieden", nahm der Importeurschef das schlechte Abschneiden auf seine Kappe.
Familie ist intakt
Aber: Die Mitsubishi-Familie ist intakt. Auch wenn die Marke 2023 erstmals aus den Spitzenrängen im IfA MarkenMonitor rutschte, sich aber immer noch einen achtbaren Platz acht von 29 bewerteten Marken sichern konnte. Einem guten Partner verzeiht man eben auch mal Probleme. "In diesem Jahr wird der Erfolg zurückkommen", versprach Schulz. Der Hersteller Mitsubishi Motor Corporation habe das tiefe Tal durchschritten. Europa sei wieder ein strategischer Markt für die Japaner. Von den Überlegungen sich zurückzuziehen, die vor drei Jahren Schlagzeilen machten, ist nichts mehr übrig. Schulz dankte hierfür ausdrücklich dem Europamanager Frank Krol, dessen Verdienst es sei, dass das gedreht wurde. Aber nicht nur Krol war nach Wiesbaden gekommen, das gesamte Topmanagement des Herstellers war anwesend, um die wieder erlangte Bedeutung des deutschen Marktes für Mitsubishi zu unterstreichen.
2024 gut angelaufen
Schulz machte deutlich, dass jetzt das Ziel sei, schnellstmöglich wieder stabil über ein Prozent Marktanteil in Deutschland zu kommen. "Das ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit für die Handelsorganisation." Von den 400 Unternehmen mit 480 Standorten sind 45 Prozent exklusive Partner von Mitsubishi - und zu einem großen Teil auch von GWM, die ebenfalls von Emil Frey in Deutschland vertrieben. Trotz der Schwierigkeiten erreichten die Händler 2023 im Durchschnitt nach Angaben des Importeurs eine Umsatzrendite von 1,6 Prozent. Und 2024 sei sehr gut angelaufen. "Wir sind zufrieden mit den Auftragseingängen." Mit 2.200 bis 2.300 Zulassungen im Januar sieht sich Schulz auf Kurs in Richtung 30.000 Einheiten.
Für Europa entwickeltes Modell
Mit fünf attraktiven Modellen soll das gelingen. Der neue Outlander PHEV, der Ende 2024 auf den Markt kommen soll, ist speziell für Europa entwickelt. Er wurde auf der Tagung in Wiesbaden prominent präsentiert und war von Händlern umlagert, die sich ihr neues Spitzenmodell ganz genau ansahen. Und es kommen noch mehr neue Modelle. Die Händler erhielten einen Einblick, mussten aber ebenso wie die anwesende Presse eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen.
Mitsubishi-Händlertag 2024 in Wiesbaden
BildergalerieZiel: 33.000 Einheiten
1.000 Einheiten sollen vom neuen Outlander 2024 noch verkauft werden. Vertriebsleiter Michael Weinig erklärte, dass sich der Importeur für dieses Jahr 19.000 Space Star gesichert habe. Er erwartet mindestens 15.000 Verkäufe von dem Kleinwagen, der mittlerweile fast ein Alleinstellungsmerkmal in seiner Klasse hat. Vom Colt sollen 8.000 Einheiten auf die Straße kommen, vom ASX 5.000. Der Eclipse Cross soll 4.000 Mal über die Ladentheke gehen. Wegen des Wegfalls der staatlichen Förderung für Elektrofahrzeuge sieht die Marke wieder mehr Chancen für Plug-in-Hybride. Insgesamt sollen 33.000 Einheiten in Deutschland abgesetzt werden.
Service stabil
Das Treueprogramm für Servicekunden wird weitergeführt. Auch im letzten Jahr war der Teilumsatz weiter ansteigend. Das Werkstattgeschäft ist also stabil. Im Zubehörverkauf verzeichnete Servicechef Peter Beck aber einen deutlichen Rückgang.
Digitale Werbung
Mit dem Sponsoring der Vierschanzentournee hat der Importeur die Marke gleich zu Beginn des Jahres in der Öffentlichkeit präsenter gemacht. Damit habe man insgesamt 33,7 Millionen Menschen erreicht, berichtete Marketing- und PR-Leiter Christian Andersen in Wiesbaden. Ansonsten setzt er auf digitale Werbung und Kampagnen auf Facebook und Instagram: "Hier ist die Effizienz und Steuerbarkeit besser." Seit 2018 habe man die von Google Ad Words gemessene Clickrate so um über 700 Prozent gesteigert. Mit "udo", der universal data orchestration, was so viel heißt wie "Daten erkennen, verstehen und nutzen", soll die Effizienz der Kommunikationsmaßnahmen noch weiter verbessert werden. Schon 2018 habe Mitsubishi mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI), mit einer Google Earth Identifizierung von Solardächern, Hausbesitzern gezielt Angebote für den Outlander Plug-In Hybrid zukommen lassen können. Auch Adressen können mit speziellen Anbietern über KI kostenlos und automatisch überprüft werden, so die Zustellbarkeit sichern und die Kosten reduzieren. Ziel im ersten Quartal 2024 ist, noch mehr datenschutzkonforme E-Mail-Freigaben zu erhalten und so mehr bestehenden Modellbesitzern und Interessenten gezielt Angebote machen zu können. Andersen machte auch Werbung bei den Händlern den sogenannten "Localyzer" zu nutzen, mit dem Händler zum Beispiel mit wenigen Klicks die von Mitsubishi zur Verfügung gestellte Bannerwerbung für die eigene Region nutzen können. Damit seien sie rechtlich abgesichert und es sei garantiert, dass die Werbekostenzuschüsse dafür fließen.
Grandseigneur vermisst
Eine Person fehlte unter den 870 Besuchern der Mitsubishi-Tagung: Werner H. Frey. Der Manager, der nach der Übernahme der Importeurstätigkeit durch die Emil Frey Gruppe die Marke in Deutschland wieder zum Erfolg geführt hat und nach dem überraschenden Weggang von Kolja Rebstock erneut übernommen hat, war nicht nach Wiesbaden gekommen. Der 74-Jährige hatte sich entschieden, die Bühne komplett seinem Nachfolger Jens Schulz zu überlassen. Dieser sorgte mit dem Übersenden eines Videos dafür, dass dem Grandseigneur der Marke trotzdem Ehre zuteil wurde: Die Besucher der Abendveranstaltung grüßten Werner Frey mit stehendem Applaus. Eine schöne Geste. Die Familie ist eben intakt.