Ausgabe 12/2010: Mit Muttermal

Mit MuttermalLöhr Automeile E Die neue Mainzer Automeile der Löhr Gruppe: Etwas anders als andere Automeilen. Von Dieter RadlEs war das größte Bauprojekt der Autohaus-Bauszene 2009/10: Die Löhr Automeile in Mainz, im April 2010 nach nur 15 Monaten Bauzeit mit der Eröffnung des VW Zentrums komplett fertiggestellt. Zuvor waren auf dem 50.000 m2 großen Baugrundstück an der Hechtsheimer Straße bereits die exklusiven Autohäuser für die Marken Porsche, Audi, Toyota/Lexus sowie ein internes Aufbereitungszentrum entstanden, das heute vom Dienstleistungsprofi ARWE betrieben wird. Die Projektentwicklung und erste Bauphase bis Ende September 2009 haben wir bereits in unserem Spezialheft BAUEN 2009 (mit AUTOHAUS Ausgabe 21-2009, S. 16 ff.) geschildert. Feldherrnhügel und PreiseDas folgende Winterhalbjahr war heiß und kalt zugleich: Kalt, was die Temperaturen vor allem im Februar anbetraf, heiß das Tempo und der Einsatz, denen es zu danken war, dass trotz tiefer Minusgrade alle Bauprojekte fristgerecht fertig wurden. „Die extreme Kälte hat uns rund 4 Wochen Bauzeit gekostet, durch Überstunden, Wochenendarbeit und gute Organisation haben wir den Fertigstellungstermin Ende März aber halten können“, berichtet Jörg Schiffer trocken, der Geschäftsführer der Habau GmbH, die als Generalplaner und Generalunternehmer dieses gigantische Werk Wirklichkeit werden ließ. Er führt das perfekte Gelingen auf die „große Teamleistung“ zurück, die alle Baubeteiligten aus der Löhr Gruppe und dem Habau-Team erbracht hätten. Mit zwei bis drei Bauleitern war Habau ständig vor Ort präsent, auf dem „Feldherrenhügel“, einer leichten Anhöhe über dem Automeilen-Areal, hatte man neben dem Bauleiterbüro auch einen Besprechungsbürocontainer installiert, wo die regelmäßigen Gesprächs- und Entscheidungsrunden tagten. Neben dem pünktlichen Fertigstellungstermin konnte sich die Löhr Gruppe auch über die 100-prozentige Erfüllung aller CD-Vorgaben – ein Kernpunkt im Lastenheft! – und über die Rechnung freuen: „Wir haben hier mit 33 Millionen Euro Gesamtinvestition – davon 15,5 Millionen reine Baukosten, inkl. aller Planungsleistungen – eine finanzielle Punktlandung hingelegt“, berichtet Hans-Jürgen Persy, Vorstandsvorsitzender der Löhr & Becker AG. Deswegen entschloss man sich zu einer ungewöhnlichen Maßnahme, in der Autohaus-Bauszene wohl eine Novität: „Wir haben extra einen ,Bau-Grammy‘ anfertigen lassen, den ich Jörg Schiffer für die tolle Leistung des Habau-Teams bei der Einweihungsfeier des VW Zentrums überreicht habe“, erinnert sich Persy schmunzelnd (siehe Foto).Dienstleistungs-MomentumWas ist das Besondere an der neuen Löhr Automeile in Mainz? Im Unterschied zu „klassischen“ Automeilen wie der Hanauer Landstraße (viele Autohaus-Unternehmen, über die Jahre gewachsener Marken-Mix) oder dem Düsseldorfer Höherweg (ein Betreiber-Konsortium) steht hinter der neuen Mainzer Automeile „nur“ die Koblenzer Löhr Gruppe: Ein einziges Unternehmen baut und betreibt an einem städtischen Standort eine Automeile für sechs Marken (VW Pkw, VW Nutzfahrzeuge, Audi, Porsche, Toyota, Lexus) aus zwei Konzernen (Letzteres unterscheidet die Mainzer Löhr Automeile z. B. von der Automeile des Autohauses Wolfsburg). Welche strategische Zielsetzung steht hinter diesem Handelsformat? „Eine gewisse Rolle hat auch der Zufall gespielt“, erläutert Hans-Jürgen Persy. „Als wir 2004 nach Mainz kamen und das Autohaus Kraft übernahmen, stand für uns zunächst die Errichtung zweier Zentren für VW und Audi im Fokus. Neue Marktchancen im Zuge der Projektentwicklung haben dann in den drei Folgejahren zum aktuellen Markenportfolio und zu diesem Standort an der Hechtsheimer Straße geführt.“ Was Väterchen Zufall mit angeschoben hat, verknüpft die Löhr Gruppe heute gleichwohl mit handfesten strategischen Zielsetzungen. Am Stammsitz Koblenz hat man bereits gute Erfahrungen mit einem Automeile-Konzept gemacht. Auch in Mainz läuft es darauf hinaus, dass die Meile dann Sinn macht, wenn ihr Ganzes mehr ist als die Summe ihrer Teile. Und das passiert in einem gewollten Spannungsfeld: Auf der einen Seite die hundertprozentige Markenexklusivität und CI- bzw. CD-Erfüllung. Persy: „Wir sind fest davon überzeugt, dass unsere Erfolgschancen sich erhöhen, wenn wir auf Exklusivität und maximale Standarderfüllung im Sinne der Zentrums-Idee setzen.“ Auf der anderen Seite steht das, was man gemeinhin „Handelsmarke“ nennt, für das Aufsichtsratschef Karl Otto Löhr aber laut Hans-Jürgen Persy einen viel schöneren Begriff geprägt hat: „Das Muttermal der Löhr Gruppe.“ Darunter sind gemeinsame, Löhr-spezifische Standards und Eigenarten in den Sales- und Aftersales-Prozessen zu verstehen (zum Beispiel für Öffnungszeiten, Events, CRM, Inzahlungnahme, GW-Prozesse, Großkundenbetreuung etc.), sozusagen das Dienstleistungs-Momentum der Löhr Gruppe, das alle Einzel-, Firmen- und Großkunden erleben sollen. Wie also einerseits jede Marke strikt separat geführt wird, besitzt idealerweise jeder der 200 Automeile- und insgesamt 1.200 Löhr-Mitarbeiter dieses Muttermal und „lebt“ die spezifische Handelskultur der Gruppe.Professionelle Markenführung, die Magnetkraft eines attraktiven Markenmixes, das Wir-Gefühl und die Binnenkonkurrenz der Mitarbeiter, integrierte Betreuungsleistungen mit einer breiten Produkt- und Dienstleistungspalette, das sind für Hans-Jürgen Persy Schlüsselbegriffe für die Erfolgsstrategie der neuen Automeile. „Im Prinzip bilden wir hier auf Handelsebene im Kleinen das ab, was der Volkswagen Konzern im Großen macht“, so Persy.Autarke ModuleZurück zum Bau: Ein Pendant zur separaten Markenführung ist die bauliche Autarkie der einzelnen Zentren für VW, Audi, Porsche und das Toyota-Autohaus (für Lexus hat man am Standort Mainz einen Servicevertrag): Jedes dieser Autohäuser ist auf der Automeile als selbstständiges Modul errichtet, mit jeweils eigenem CD-gerechten GW-Platz vor der Tür, eigenen Zufahrten und Parkplätzen, jeweils eigener Gebäudetechnik. Sogar mit jeweils eigenständigem Investment: Finanzierungspartner war die Hausbank der Löhr Gruppe, die Sparkasse Koblenz mit ihrer Leasing-Tochter DAL. Die DAL hat mit der Löhr Gruppe für jedes markenspezifische Investment vier Projektgesellschaften gegründet. Das praktizierte Immobilien-Leasingmodell hat eine Laufzeit von 20 Jahren. Airbag inklusiveMit diesen autonomen Autohaus-Modulen für jede Marke ist man für die Zukunft beweglich aufgestellt. „So verlockend zum Beispiel die Powerhouse-Strategien für Energieeffizienz sind: Wir haben hier bewusst auf die Nutzung von Synergien und die energetische Vernetzung der Autohäuser – z. B. beim Stromeinkauf – verzichtet“, erläutert Persy, „wir hätten damit zwar manchen Euro sparen können, uns war aber die Selbstständigkeit der einzelnen Immobilie und die daraus resultierenden Handlungsoptionen für die Zukunft wichtiger.“ Denn bei aller Überzeugtheit für das Mainzer Automeile-Konzept pflegt man in der Löhr Gruppe die Tugenden des vorsichtigen Kaufmanns und hat im Zuge der Projektentwicklung auch Planungsrechnungen mit Worst-Case-Szenarien durchgespielt. Im Falle eines Falles wäre es in Mainz wohl erheblich leichter, einen neuen Investor für eine der Immobilien zu finden, als dies jüngst mit der 8-Marken-Immobilie von Kroymans am Düsseldorfer Höherweg der Fall war (vgl. AUTOHAUS 11-2010, S. 12). Aber mit diesen Sicherheits-Überlegungen verhält es sich wie mit den Airbags in einem modernen Automobil: Es ist gut zu wissen, dass sie installiert sind, aber niemand rechnet ernsthaft damit, dass sie in Aktion treten müssen. zLesen SIe hier...... wie die größte Baustelle der Autohaus-Bauszene termingerecht fertig wurde, was das Ganze gekostet hat und wie die Löhr Gruppe nun in Mainz exklusive Markenführung und eigene Handelsmarke unter einen Hut bringen will.Kenndaten Löhr automeileLöhr Automeile (Audi, VW Pkw, VW Nutzfahr-zeuge, Porsche, Toyota, Lexus), 55131 Mainz, Hechtsheimer Straße 21-27, www.loehrgruppe.deNeubauBauplanung und -ausführung: Habau GmbH, Heinsberg, www.habau.deBauzeit: 01/2009 bis 03/2010Flächengrößen Grundstück gesamt 50.000 m²Nettogeschossfläche VW 5.300 m²Nettogeschossfläche Audi3.320 m²Nettogeschossfläche Porsche1.927 m²Nettogeschossfl. Toyota/Lexus1.753 m²Kosten (ohne Mwst.)Reine Baukosten (inkl. aller Planungsleistungen)15,5 Mio. EuroGesamtinvestition33 Mio. EuroKennzahlen Löhr automeileMitarbeiter Löhr Automeileca. 200VW Pkw NW-Planzahl 2010975VW Nfz NW-Planzahl 2010 230Audi NW-Planzahl 2010 440Porsche NW-Planzahl 2010 70Toyota NW-Planzahl 2010 210Lexus NW-Planzahl 2010 20GW-Verkäufe Planzahl 2010 (Automeile gesamt)1.850Werkstattdurchgänge/Tag (Automeile gesamt)120

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