Der Autobauer Mercedes-Benz kappt wegen des stotternden Laufs in China seine Gewinnprognose. Nach Volkswagen und BMW müssen damit nun auch die Stuttgarter der schwächelnden Konjunktur nach einem lange brummenden Geschäft Tribut zollen. "Ich weiß nicht, wie lang die Situation in China so bleibt", räumte Vorstandschef Ola Källenius bei einer Videokonferenz mit Analysten ein. Die Mercedes-Aktie verlor am Freitag deutlich und zog andere Werte aus der Branche mit nach unten.
In der Volksrepublik läuft es für den Autobauer mit dem Stern schon länger nicht mehr rund, weil wohlhabende Kunden angesichts der Immobilienkrise im Land für den Autokauf weniger tief in die Tasche greifen. China ist aber der wichtigste Markt für Mercedes. Die Klientel in dort sei derzeit "sehr vorsichtig, um es diplomatisch auszudrücken", sagte Källenius. Eine hohe Inflation und stark steigende Zinsen in den beiden vergangenen Jahren hatten Firmen und Verbrauchern den Autokauf zuletzt madig gemacht. Der Konzern bleibe vorsichtig, was die konjunkturelle Lage angehe, insbesondere in China.
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Management rechnet mit deutlichem Gewinnrückgang
Das zeigt sich auch in den gestutzten Erwartungen: Die Mercedes-Führung rechnet beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) in diesem Jahr nun mit einem deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert von 19,7 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am späten Donnerstagabend mitgeteilt hatte. Bislang war ein leichter Rückgang erwartet worden. Bei der am Aktienmarkt meistbeachteten Finanzkennziffer, der um Sondereffekte bereinigten operativen Marge im Pkw-Geschäft, traut sich das Management nur noch 7,5 bis 8,5 Prozent Umsatzrendite zu.
Erst vor wenigen Wochen hatte der Vorstand die Zielspanne auf 10 bis 11 Prozent gesenkt, dabei aber noch auf ein stärkeres zweites Halbjahr gehofft. Vergangenes Jahr war die Marge bereits um zwei Prozentpunkte auf 12,6 Prozent geschrumpft. Der Wert zeigt im Kern, wie viel Geld bei Mercedes vom Umsatz hängen bleibt.
Weniger Absatz im Topsegment erwartet
Auch bei den Verkaufspreisen muss der Autobauer mit Luxusambitionen wohl mehr und mehr Abstriche machen: Die besonders teuren und damit gewinnträchtigen Autos verkaufen sich nicht mehr so gut wie gedacht. In diesem Jahr dürfte der Absatz der Top-End-Modelle nach Angaben von Finanzchef Harald Wilhelm weltweit spürbar unter 300.000 Autos bleiben. Im vergangenen Jahr hatten der Konzern von Modellen wie der S-Klasse, der Luxus-Submarke Maybach und der Tuningmarke AMG 328.200 Stück abgesetzt.
Experte: China wird zur größten Belastungsprobe
Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer konstatierte, dass China bei allen deutschen Autobauern immer stärker zur größten Belastungsprobe der letzten 50 Jahre werde. In der Volksrepublik laufe ohne die NEV (New Energy Vehicles) genannten Elektroautos nichts. Gerade hier hätten Deutschland und Europa den Anschluss verpasst. In China seien mittlerweile mehr als die Hälfte der verkauften Autos Elektroautos. "Für die deutschen Autobauer kann daher nur die Devise lauten, noch stärker mit Direktinvestitionen in China die Entwicklungszentren und Produktion für Elektroautos in China auf- und auszubauen".