Ladeinfrastruktur: Mehrfachstecker fürs E-Auto

Hier geht es zu der Playlist "Elektromobilität" auf AUTOHAUS next Erstmals auf ChargeX aufmerksam wurde Gerhard Rabus über die Investorenplattform "Green Rocket". Die Idee einer Mehrfachsteckdose fürs E-Auto gefiel dem Geschäftsführer des Autohaus Rabus - und er investierte ein wenig "Spielgeld" in das Start-up. Einige Monate später stand er dann vor der Herausforderung, in seinem Nissan-Autohaus im Allgäu eine Ladeinfrastruktur für Elektroautos aufzubauen, und erinnerte sich an die Münchener. Mittlerweile verfügt das Autohaus Rabus in Memmingen über 24 Ladepunkte, die von Kunden oder Mitarbeitern genutzt werden können. Die Vorteile des ChargeX-Systems gegenüber anderen Anbietern von Ladeinfrastruktur - von denen es mittlerweile unzählige gibt: An einem Ladepunkt, dem sogenannten Startmodul, können bis zu neun weitere Wallboxen in Reihe geschaltet angeschlossen werden. "Das Prinzip ist mit dem der Mehrfachsteckdose vergleichbar", erklärt Lukas Bobinger, der sich bei ChargeX um die Technik hinter den Wallboxen kümmert. Entsprechend unkompliziert sind die Montage und langfristige Planung. So unkompliziert, dass es mit der im Sommer erscheinenden vierten Generation der ChargeX-Ladesäulen, die "Neo" heißen wird, keinen Elektriker mehr zum Anschluss der Erweiterungsmodule braucht. Rechtlich gelten diese dann als mobile Wallbox, deren Anschluss auch von Laien durchgeführt werden darf. So einfach die Montage auch ist, bei der Ladegeschwindigkeit muss man Abstriche in Kauf nehmen, denn die kumulierte Leistung der in Reihe geschalteten Wallboxen ist natürlich nicht höher als die Anschlussleistung des Startmoduls, die bei 11 oder 22 kW liegt. Diese Leistung wird unter den Abnehmern aufgeteilt. Je mehr Erweiterungsmodule am Startmodul angeschlossen sind und einen Abnehmer haben, desto länger dauert es, bis alle Elektroautos vollständig geladen sind. Parkplatz wird zum Ladepunkt Für das schnelle Laden ist das System von ChargeX also nicht geeignet - und will es auch gar nicht sein. Das Wallbox-Start-up, das mittlerweile Großunternehmen wie SAP zu seinen Partnern zählt, sieht sich vielmehr als Ladesäulen-Potenzierer für Fuhrparks und Autohäuser. Gerade wenn es gilt, größere Parkplätze mit passender Ladeinfrastruktur auszustatten, dem Geschäftsführer aufgrund des hierfür aufgerufenen Preises die Ohren schlackern und dem Netzbetreiber angesichts der kolportierten Anschlussleistung die Schweißperlen auf der Stirn stehen, spielt das System von ChargeX seine Stärken aus. Der Grund: Nur der erste Ladepunkt muss beim Netzbetreiber angemeldet und genehmigt werden, während die übrigen Ladeplätze keiner Genehmigung bedürfen und in wenigen Minuten angeschlossen sind. Auch ein FI muss lediglich bei der ersten Wallbox verbaut sein. Die übrigen Ladepunkte können dann mit der zunehmenden Elektrifizierung des Fuhrparks modular hinzukommen. Mehr Wallboxen, mehr Komfort Besonders in Autohäusern zahlen die vergleichsweise langsamen, aber zahlreich vorhandenen Wallboxen mächtig auf den Workflow ein. Kundenfahrzeuge müssen nicht mehr aufwändig umgeparkt werden, damit auch das nächste Fahrzeug an eine der wenigen Ladesäulen angeschlossen werden kann. "Lästiges Umparken nach wenigen Stunden, damit auch das nächste Auto geladen werden kann, entfällt damit", fasst Verkaufsberater Jonas Häring die Vorteile für das Autohaus Rabus zusammen. Stromverteilung im Dashboard Zudem gibt es die Möglichkeit, Ladevorgänge zu priorisieren. Das ist dann sinnvoll, wenn ein bestimmtes Fahrzeug schon nach kurzer Zeit wieder benötigt wird, um beispielsweise einen Außentermin wahrnehmen zu können. "Der Algorithmus kann mit Mobilitätsdaten arbeiten, im Dashboard und in der App können die Abfahrtszeiten hinterlegt und die Ladevorgänge entsprechend priorisiert werden", erklärt Bobinger. Auf Basis dieser Daten entscheidet das System, welches Fahrzeug mit welcher Strommenge zu welcher Zeit versorgt wird. Dabei ist es grundsätzlich so, dass die zur Verfügung stehende Leistung nicht gleichmäßig, sondern sequenziell unter den parkenden Abnehmern aufgeteilt wird. Eines der angeschlossenen Fahrzeuge bekommt 15 Minuten lang die maximale Leistung, also 11 beziehungsweise 22 kW, dann wird gewechselt. Was im ersten Moment etwas willkürlich erscheint, hat einen pragmatischen technischen Hintergrund: Um den Wechselstrom der Wallbox zum für das Elektroauto brauchbaren Gleichstrom zu wandeln, ist ein sogenannter Gleichrichter im Elektroauto verbaut, dessen Wirkungsgrad abnimmt, je geringer die Leistung ist, mit der er versorgt wird. Falls die Autos nur ein- bzw. zweiphasig laden können, wird die Leistung phasenspezifisch auf bis zu drei Autos parallel verteilt (11 kW = 3*3,7 kW). Plug-in-Hybride können ohnehin nicht schneller laden. So wird eine Anschlussleistung optimal aufgeteilt und ausgelastet. ÜBER CHARGEX ChargeX ist ein Münchener Tech-Unternehmen, das mit skalierbaren Ladesystemen den Aufbau einer Ladeinfrastruktur erleichtern will. Im Gegensatz zum Ansatz vieler anderer Start-ups aus diesem Sektor ist die Ladeinfrastruktur von ChargeX modular aufgebaut und kann im Bedarfsfall mitwachsen. Bei dem ab dem Sommer erhältlichen "Neo"-System klappt das sogar ohne Elektriker. In der D-A-CH-Region hat ChargeX bereits 5.000 Ladepunkte installiert. Automatische Abrechnungen Für den entsprechenden Zugangsschutz gibt es die Möglichkeit, die Wallboxen mit einem Zugangskontrollsystem auszustatten. Im Autohaus Rabus hat man die Zugangsberechtigungen clever gelöst, indem dafür derselbe RFID-Chip zum Einsatz kommt, den jeder Mitarbeiter sowieso schon bei sich trägt, um morgens seine Bürotür aufzusperren. Einmal an die Wallbox gehalten, erteilt dieser dann die zum Laden notwendige Freigabe. Der eichrechtskonforme Stromzähler, welcher in der Wallbox verbaut ist, protokolliert die geladene Strommenge und ermöglicht es, den zur Verfügung gestellten Strom transparent und legal in Rechnung zu stellen, z. B. an Mitarbeiter oder Kunden. Für die Abrechnung selbst wird keine weitere Manpower benötigt. Hier hat sich die Partnerschaft mit SAP als cleverer Schachzug erwiesen. Abrechnungen werden, dank der SAP-Software, automatisch erstellt. "Das wird von immer mehr Wallbox-Interessenten auch verlangt", erklärt Bobinger. Das Startmodul selbst ist, ebenso wie das Erweiterungsmodul, für jeweils rund 1.000 Euro zu haben. Günstiger als viele Konkurrenten wird es erst durch die wegfallenden Montagekosten. "Die Modularität ist das Spannende", bringt Bobinger den gewichtigsten Vorteil des ChargeX-Systems auf den Punkt. Im Autohaus Rabus in Memmingen sind die ChargeX-Wallboxen seit einigen Monaten fester Bestandteil des Arbeitsalltags und wirken auch auf andere Bereiche. "Das wird zunehmend auch ein Thema für die Personalabteilung", verweist Jonas Häring auf einen damit im Zusammenhang stehenden Benefit, der von den Mitarbeitern, die bereits elektrisch unterwegs sind, durchaus geschätzt werde, so der Verkaufsberater.

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