Gewerbekunden Factory: "Man kauft bei uns die Marke Siebrecht"

Alles aus einer Hand - so beschreibt Maik Siebrecht den USP seiner neuen "Factory". Was sich zunächst nur wie ein Marketingslogan anhört, in Uslar bei Göttingen wird er tatsächlich erlebbar. Selten hat der Claim so gepasst wie bei dem neuen XXL-Gewerbekundenzentrum der Mehrmarken-Handelsgruppe. Bei dem von der Unternehmerfamilie Siebrecht seit Langem gelebten Anspruch geht es nicht nur um Diversifikation, sondern um den ganzheitlichen Ansatz, den Kunden über die gesamte Customer Journey an sich zu binden. Eine Strategie, die voll auf die Eigenmarke des Autohändlers gemünzt ist und dem Traditionsunternehmen auch in Zeiten eines sich deutlich verändernden Autohandelsgeschäfts Zukunftsperspektiven schafft. "Man kauft bei uns nicht die Marke Opel, Citroen, Peugeot, man kauft bei uns die Marke Siebrecht", betont der Firmenchef. Das gilt umso mehr für die neue Factory mit ihrem breiten Angebot an hochspezialisierten Arbeiten und Dienstleistungen. "Ein Auto bekommen Sie überall, bei uns bekommen Sie alles rund um Ihren Firmenwagen aus einer Hand", sagt Siebrecht. "Von der Zulassung angefangen bis hin zur Auslieferung. Das ist unsere Spezialität hier, die man deutschlandweit nirgends sonst so einkaufen kann." Darüber hinaus gehören zur Firmengruppe seit Längerem bereits verschiedene hauseigene Spezialfirmen, die das Angebot für Flottenkunden abrunden: ALS ist eine Leasinggesellschaft, Markler-SiProtect vermittelt Versicherungen und bei Fleetspot gibt es für Firmen ohne Fuhrparkmanagement individuelle Flottendienstleistungen. "Unsere Kunden können dadurch mit wenig Personal auch große Fuhrparks managen, die nötigen Arbeiten übernehmen wir", erläutert Siebrecht. Seine Prozessspezialisten kümmern sich zudem um die mehr als 1.000 eigenen Langzeitmietwagen. Kompetenzen bündeln, Synergien schaffen Dass das Handelshaus sein Großkundengeschäft, das 70 Prozent zum Umsatz beiträgt, nun weiter professionalisiert hat, war nicht nur den Platzproblemen am Hauptstandort in der Wiesenstraße geschuldet, sondern auch der strategischen Entscheidung, Privatkunden- und Großkundengeschäft zu trennen. Die Privatkunden betreuen weiterhin die drei bestehenden Standorte in Uslar, Einbeck und Holzminden. In der neuen Factory bündelt Siebrecht das Großkundengeschäft. Die Kunden brauchen so keine separaten Dienstleister mehr, Siebrecht übernimmt alles. Die Bündelung aller Prozesse und Arbeiten hat zudem zu deutlichen internen Optimierungen geführt. Die Synergien seien herausragend, betont der Firmenchef. Genauso wie der Mehrwert für den Kunden. Denn das Traditionsunternehmen deckt alles ab vom Verkauf bis zur deutschlandweiten Auslieferung, von Individualisierung bis Service, von Fahrerschulung bis Leasingrücknahme. "Die Fäden laufen alle hier zusammen", sagt Maik Siebrecht. Und die nächste Ausbaustufe ist bereits geplant: Neben der Factory soll bis Ende des Jahres noch ein eigenes Nutzfahrzeug-Zentrum entstehen, um das wichtige Geschäftsfeld weiter zu optimieren und auszubauen. "Das ist bei uns eine starke Säule. Nutzfahrzeuge müssen ab Lager verkauft werden. Daher halten wir viele Fahrzeuge wie Doppelkabine, Pritsche, Kipper oder Kühlwagen vor." Die ganze Customer Journey Die Customer Journey in der neuen Factory beginnt im Verkauf. Zehn sogenannte Flottenmanager und ihre Assistenten sitzen im ersten Obergeschoss des neuen Verwaltungsgebäudes. Einen Showroom gibt es nicht. Braucht es auch nicht. Denn das Team von Großkundenleiter Andre Wedekind ist beständig im Außendienst tätig, Testwägen für Probefahrten bekommen die Gewerbekunden vor die Türe geliefert. Zu den weiteren Arbeiten in der Factory zählen unter anderem Waschen, Aufbereitung und Pflege, Folienproduktion und Beschriftung, Regallösungen, Reifenservice, Fahrereinweisung, deutschlandweite Auslieferung sowie die Leasingrücknahme mit Rückbau in den Originalzustand. 25 eigene Lkw sorgen für die Logistik - die Auftragsabwicklung ist dabei digital gesteuert. Ausgebaute Originalausstattung wie zum Beispiel Rückbänke oder Reifen lagert Siebrecht in riesigen Lagerbereichen für vier Jahre ein. Zudem hält er stets die wichtigsten Zubehör- und Ausstattungsteile für seine Kunden vor, wie etwa Ladekabel, Reifen, Markisen oder rund 1.000 Einbauregale. Rund 150 Fahrzeuge können täglich vor Ort die Prozesse durchlaufen. Aufgrund der großen Kapazitäten am Standort ist es jedoch möglich, auch mal flexibel auf größere Mengen zu reagieren. 100 Mitarbeiter kümmern sich um die verschiedenen Bereiche. Die Range der Berufe ist groß, sie reicht vom Verkäufer über Logistiker bis hin zu spezialisierten Handwerkern wie beispielsweise Beschriftern. Ein Callcenter mit zehn Mitarbeitern übernimmt die Kundenkommunikation. Der Gewerbekundenkreis reicht vom kleinen Handwerksbetrieb mit einem Transporter bis hin zu großen Flotten wie etwa Coca Cola mit 150 Nutzfahrzeugen, darunter brandneue Opel Vivaros mit Wasserstofftechnologie. Der Getränkeriese schätzt das Angebot "aus einer Hand" so sehr, dass man auch Fremdfabrikate zu Siebrecht für den Flottenservice gibt. 25.000 Quadratmeter Platz Entstanden ist die Factory in einem Dreiviertel-Jahr auf dem Gelände einer ehemaligen Autokühler-Firma. Das Grundstück mit 25.000 Quadratmetern hat Siebrecht neu erworben. Die handwerklichen Arbeiten wurden in der bestehenden Werkshalle untergebracht, die für die neuen Aufgaben saniert und umgestaltet wurde. Davor hat Siebrecht den brandneuen Verwaltungsbau gesetzt, in dem auf drei Etagen Vertrieb, Dispo, Callcenter, Backoffice, Chefbüro und ein Konferenzraum untergebracht sind. Insgesamt gut 4.000 Quadratmeter an Gebäudenutzfläche stehen zur Verfügung. Auf dem Außengelände finden 1.200 Lagerfahrzeuge Platz. "Erst hatten wir die Befürchtung, dass wir vielleicht doch zu groß geplant haben, aber wir haben schnell gemerkt, dass wir es sehr gut getroffen haben", sagt Siebrecht. Um die Bauplanung hat sich die eigene Siebrecht-Bauabteilung gekümmert, die auch Autohaus-fremde Immobilienentwicklungen der rührigen Unternehmerfamilie abwickelt und sich um Gebäudeinstandhaltung kümmert. Die Bauausführung haben regionale Gewerke übernommen. 5,5 Millionen Euro hat Siebrecht in die Factory investiert - inklusive Photovoltaikanlage. Rund 100 kWp sind aktuell bereits vorhanden. Damit betreibt das Unternehmen vor allem die 36 Ladepunkte am Standort, der Rest fließt in die Hausanlage. Das Ziel ist aber klar: Autarkie. Dafür soll die Leistung der eigenen Stromerzeugung auf 300 kWp ausgebaut werden. Zunächst will Siebrecht aber die aktuelle Anlage in der Praxis testen. Denn wegen der Statik der Bestandshalle konnten dort nur leichte Module ohne Unterkonstruktion verlegt werden. Der Standort insgesamt ist energieeffizient; für die Klimatisierung sorgen Wärmetauscher. Wachstumspotenzial Während im Privatkundenbereich durch das Agenturgeschäft die Spielräume für den Händler kleiner werden, sieht Maik Siebrecht im Großkundengeschäft wegen der größeren Wertschöpfungskette Chancen für weiteres Wachstum. Zwei neue Außendienstler sollen zusätzlichen Schwung in den Vertrieb bringen, 1.000 Autos mehr will Siebrecht im kommenden Jahr machen. Der Umsatz am neuen Standort soll aber nicht nur über die eigenen Fahrzeuge kommen. Der Firmenchef bietet sein Factory-Know-how als Dienstleistung auch den Kollegen in den Stellantis-Händlernetzen sowie den Herstellern und Importeuren für ihr Direktgeschäft an - etwa Regaleinbauten oder Folierungen. "Ich kenne wenige, die so breit aufgestellt sind wie wir und das alles anbieten können, was wir hier machen", betont Siebrecht. "Wir bieten unseren eigenen Firmenkunden, aber auch anderen Händlern den ganzen Strauß an Services. Das spart bei den Kunden Prozesskosten, und der Wagen kommt am Ende immer komplett so beim Kunden an, wie der es wünscht." Zu den nächsten Projekten gehört nicht nur das Nutzfahrzeug-Zentrum, sondern auch die Digitalisierung sämtlicher Prozesse. Einen weiteren Fokus setzt der Unternehmer auf das Gebrauchtwagengeschäft. Das will er in den nächsten Jahren deutlich professionalisieren. Rund 2.000 Gebrauchte vermarktet Siebrecht aktuell im Durchschnitt pro Jahr; das ist ihm angesichts einer Gesamtverkaufsmenge von 15.200 Fahrzeugen (2022) zu wenig. Und dann gibt es ja auch noch die Gewerbeimmobilienentwicklung abseits des Autohandels. Hier steht ein großes Projekt mit Einzelhandel und Hotel in Einbeck an mit 13 Millionen Euro Investitionssumme. "Projekte sind genug da", sagt Maik Siebrecht und lacht. SIEBRECHT GRUPPE Das Familienunternehmen Siebrecht ist seit über 100 Jahren in Südniedersachsen aktiv und wird in dritter und vierter Generation von Joachim und Maik Siebrecht geleitet. "Wir leben den Autohandel und sind für unsere Kunden 24/7 da", beschreibt Maik Siebrecht die Firmenphilosophie. Die Gruppe mit drei Standorten in Uslar, Einbeck und Holzminden vertreibt jährlich über 15.200 Neu- und Gebrauchtfahrzeuge und erwirtschaftet rund 340 Millionen Euro Umsatz. Über 400 Mitarbeiter kümmern sich um die Kunden der Marken Opel, Mitsubishi, Peugeot, Citroen, Ora und Wey sowie Wohnmobile-Kunden. Zum Angebot zählt auch eine eigene Leasinggesellschaft und ein eigenes Versicherungsunternehmen. Mit dem Fuhrparkmanagement unterstützt Siebrecht seine Kunden zudem bei der Verwaltung ihrer Fahrzeuge und bietet Beratung, Betreuung und Reporting für den Fuhrpark.

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