Liqui Moly fährt mit seiner offensiven Strategie zur Krisenbewältigung offenbar gut. Trotz der weltweiten Corona-Pandemie sei der Umsatz im ersten Halbjahr 2020 um 2,9 Prozent gestiegen, teilte der schwäbische Motoröl- und Additiv-Produzent am Mittwoch mit. "Wir haben uns durch unser entschlossenes Handeln und unsere hervorragenden Produkte am Markt behauptet und schreiben weiterhin schwarze Zahlen", sagte Geschäftsführer Ernst Prost. Der Ertrag gehe allerdings zurück.
Bedenkt man die globale Wirtschaftskrise und den massiven Rückgang im Treibstoffverbrauch aufgrund des Lockdowns, ist das ein beachtlicher Erfolg im hart umkämpften Öl-Geschäft. Liqui Moly hatte in den Krisenmonaten Millionen in Werbung investiert, gleichzeitig lehnte Prost einen Stellenabbau ab und verzichtete selbst auf Gehalt (wir berichteten). Auch staatliche Hilfen, wie Kurzarbeitergeld, hat Liqui Moly nicht beantragt. Im Gegenteil: Zu Beginn der Krise erhielten die Beschäftigten eine Sonderzahlung in Höhe von 1.500 Euro.
Um das Wachstum zu stemmen, habe das Unternehmen während der Krise sogar 36 neue Mitarbeiter eingestellt, betonte Prost. Man habe weiterhin in mehreren Schichten gearbeitet. "Wo andere Firmen ihre Mitarbeiter freistellten, war Liqui Moly voll besetzt. (…) Das unterscheidet uns natürlich von Konkurrenten und großen Konzernen, bei denen häufig nur die Mailbox rangeht." Gerade Vertriebspartner und Werkstätten würden enorm von den öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen des Unternehmens profitieren.
Starkes Wachstum im Inland
In Deutschland steigerte Liqui Moly die Erlöse nach eigenen Angaben um gut fünf Prozent. Das Auslandsgeschäft mit rund 150 Märkten wuchs um rund ein Prozent. Zulegen konnten die Ulmer im Inland vor allem bei Motorölen (plus 17,8 Prozent), bei Getriebeölen gab es ein Plus von 16 Prozent. Prost: "Öle sind unsere Kernkompetenz." Aber auch der Umsatz in den Sparten Motorbike, Boot und Fahrrad habe sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erhöht.
Für die zweite Jahreshälfte bläst der Unternehmer zur weiteren Aufholjagd: "Wir sind gut positioniert, um unserer Konkurrenz weiter das Wasser abzugraben." Er sei sich sicher, die Rekordmarken der Monate Juli und August 2019 in den nächsten Jahren wieder erreichen oder gar übertreffen zu können. (rp)
Michael Wabnitz