Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland hat 2017 eine erfreuliche Entwicklung genommen: Sie ging im Vergleich zum Jahr davor um sechs Prozent zurück. Ganz anders sieht es im Kfz-Gewerbe aus. Dort stiegen die Pleiten um 9,6 Prozent an. Von Januar bis Dezember 2017 registrierte der Wirtschaftsinformationsdienstleister Creditreform rund 640 Branchenfirmen in Deutschland, die wirtschaftlich kapitulieren mussten (2016: 584).
Betroffen waren der Auswertung zufolge vor allem die Unternehmen aus dem Kfz-Gewerbe mit zehn und mehr Beschäftigten. Dort zogen die Insolvenzfälle spürbar um 20,7 Prozent an. Hingegen verzeichneten die von Solo-Selbstständigen einen Rückgang von 1,8 Prozent. Insgesamt trafen die Kfz-Insolvenzen rund 4.000 Beschäftigte.
Regionale Unterschiede
Während in den nördlichen Bundesländern (Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt) die Firmenpleiten um 3,1 Prozent sanken, stiegen sie in den südlichen Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Saarland, Sachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen mit 10,1 Prozent deutlich an.
Als einen Hauptgrund für den Negativ-Trend nannte Creditreform die aktuelle Diskussion um mögliche Fahrverbote für Dieselautos. Diese habe 2017 bei den Verkaufszahlen im Neuwagensegment für einen Rückgang von 13 Prozent gesorgt. Außerdem habe der Abgas-Skandal ein deutliches Minus bei gebrauchten Dieseln beschert. Die Fahrzeuge seien ohne deutliche Einbußen faktisch unverkäuflich, hieß es.
Die Experten verwiesen in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Bericht auch auf die zunehmenden Auflagen und Vorgaben der Autohersteller, die für die Kfz-Betriebe oftmals mit großen Investitionen verbunden seien. Entsprechend hätten viele Händler und Werkstätten in den letzten Jahren aufgegeben oder seien markenunabhängig geworden.
Hohe Verschuldung
Die genannten Entwicklungen haben die Gewinnmargen der Händler zusätzlich belastet und die Unternehmensstabilität angegriffen. Laut Creditreform lag die – ohnehin geringe – Eigenkapitalquote im Kfz-Gewerbe 2016 bei durchschnittlich 26,2 Prozent. Gesamtwirtschaftlich waren es hingegen 38,9 Prozent. Bei knapp jedem vierten Kfz-Händler (23,6 Prozent) erreichte die Eigenkapitalquote nicht einmal zehn Prozent. (tm)