Von Doris Plate/AUTOHAUS
Manchmal hilft es doch nochmal darüber zu reden: "Wir haben jetzt eine vernünftige Arbeitsgrundlage geschaffen." Dieses Resümee zog der Präsident des Verbandes der deutschen Jaguar Land Rover Vertragspartner (VDJL), Rolf Weinert, nach der Beilegung eines Streits mit dem Importeur um den Margenleitfaden 2018. Die fast vollzählig erschienen Mitglieder des VDJL billigten den gefundenen Kompromiss auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am Dienstag in Oberursel.
Zu dem Termin war es gekommen, weil Jaguar Land Rover Deutschland (JLRD) den Margenleitfaden 2018 ohne die dafür verpflichtende Abstimmung mit dem Verband an das Netz verschickt hatte. Darin enthalten waren einige Regelungen, die der Handel nicht akzeptieren konnte. Zum Beispiel ging es um die Verpflichtung der Autohäuser, eine bestimmte Anzahl Fahrzeuge aus allen Modellfamilien des Herstellers abzunehmen. Da es in der Land Rover-Palette Fahrzeuge sehr unterschiedlicher Ausrichtung gibt, die unter der Marke Range Rover zum Beispiel eher ein gehobenes Stadtpublikum ansprechen und andererseits auch eher robuste Modelle wie den Discovery, die eher auf dem Land gefragt sind, sahen sich die Partner nicht in der Lage dieser Verpflichtung nachzukommen. Denn je nach ihrer Verkaufsregion verzeichnen sie bessere Verkäufe in der einen oder anderen Richtung. Hinzu kam eine Verpflichtung zur Lagerhaltung in Höhe von 20 Prozent des Gesamtvolumens. Auch dies würde dem Handel zu viel Liquidität entziehen, lautete die Kritik.
Neuer Deutschland-Chef angekommen
Weil zunächst keine Einigung mit dem Importeur über diese und andere Punkte erzielt werden konnte, stand eine Eskalation der Auseinandersetzung im Raum. Deswegen lud der VDJL zur außerordentlichen Versammlung, um sich der Rückendeckung seiner Mitglieder zu versichern. Laut Satzung des Händlerverbandes muss hierzu mindestens drei Wochen vorher eingeladen werden. Diese Zeit wurde von beiden Parteien intensiv für Gespräche genutzt. Bei einem Acht-Augen-Gespräch am 9. Mai in Kronberg zwischen JLRD Geschäftsführer Jan-Kas van der Stelt, VDJL-Präsident Weinert sowie den Anwälten Klaus Littau und Uwe Brossette konnten dann die strittigen Punkte des Margenleitfadens ausgeräumt und korrigiert werden. "Nach diesem Gespräch wusste ich, jetzt ist Jan-Kas van der Stelt auf dem deutschen Markt angekommen", so Weinert.
Modellfamilienverpflichtung vom Tisch
Die Modellfamilienverpflichtung ist nunmehr in der jetzigen Fassung vom Tisch. Der Importeur kündigte an, diesen Punkt komplett zu überarbeiten und einen neuen Vorschlag zu präsentieren. Bei der Lagerhaltung einigte man sich darauf, diese nicht margenrelevant in Pilotbetrieben zu testen und nach Vorliegen der Ergebnisse erneut zu diskutieren. Dieses Gesprächsergebnis wurde auf der Mitgliederversammlung sehr positiv aufgenommen. "Der Handel kann sich jetzt mit voller Kraft auf die Herausforderungen des Marktes konzentrieren und sowohl die Verkaufszahlen als auch die Betriebsergebnisse in eine positive Richtung bringen", hieß es. JLRD kündigte im Vorfeld an, im vierten Quartal 2018 eine neue Verhandlungsrunde für den Margenleitfaden mit dem Händlerverband zu starten und rechtzeitig die Zielzahlen für 2019 gemeinsam abzustimmen.
Noch offene Punkte
Dennoch bleibt viel zu tun für den Verband: Die nach wie vor unzureichende Situation der Teileversorgung und die verbesserungswürdige Qualität der angelieferten Fahrzeuge wurde von den Händlern moniert. Die Anwesenden beklagten außerdem die mangelnde Unterstützung bei den Euro 5-Rückläufern und unzureichende Finanzierungsprogramme beim Neuwagenabsatz. Der Hersteller habe mit den zuletzt erreichten Kompromissen aber gezeigt, dass er bereit ist auf die Händler einzugehen und sich den Diskussionen zu stellen, damit ein gemeinsamer Erfolg im Markt erreicht werden kann, sagte Weinert.