Ausgabe 07/2008: Full-Service-Angebot

GTÜ / Mit Dienstleistungen in den Bereichen Überwachungsbedürftige Anlagen, Oldtimer und GW-Management will die GTÜ weiter wachsen.Full-Service-AngebotVon Ralph M. Meunzel und Frank SelzleDie GTÜ konnte auch im Geschäftsjahr 2007 ihren Marktanteil steigern. Dazu ein Gespräch mit GTÜ Geschäftsführer Rainer de Biasi.AH: Herr de Biasi, wie lief das vergangene insgesamt schwache Branchenjahr für die GTÜ?R. de Biasi: Zu Anfang war das Geschäft sehr schleppend. Im Lauf des Jahres hat das Geschäft aber kräftig angezogen, sodass wir bei einem Gesamtmarkt-Plus von zwei Prozent um knapp fünf Prozent wachsen konnten. Wir haben weitere 0,3 Prozentpunkte Marktanteile gewonnen und liegen jetzt bei 13 Prozent Marktanteil hinter Dekra und TÜV.AH: Worauf führen Sie das Wachstum zurück?R. de Biasi: Zum einen arbeiten unsere Partner absolut kundenorientiert. Zum anderen bieten wir über neue Produkte das an, was der Markt verlangt. Außerdem haben wir uns ganz klar als Partner des Autohauses positioniert. Zum Beispiel unterscheiden wir bei den Entgelten nicht zwischen Prüfstelle und Autohaus, der Kunde kann entscheiden, wo wir die Hauptuntersuchung durchführen. Außerdem legen wir im Gutachtenservice großen Wert darauf, dass der Kunde einen 100-prozentigen Schadenersatz bekommt. Gerade bei Haftpflichtschäden versuchen einzelne Versicherer, an der Rechtsprechung des BGH vorbei Verbringungskosten zu streichen, niedrigere Stundensätze durchzusetzen oder Reparaturen in der Fachwerkstatt zu verhindern. Wir setzen uns dafür ein, dass ein 100-prozentiger Schadenersatz durchgesetzt werden kann, und nehmen in Kauf, dass wir den einen oder anderen Auftrag von Versicherern nicht bekommen. Damit unterscheiden wir uns von Mitbewerbern.AH: In diesem Jahr wurde das Prüfmonopol für Aufzüge, Druckanlagen und Tankstellen aufgehoben. Wie etabliert sich hier Ihr Haus?R. de Biasi: Wir haben im vergangenen Jahr die Prüfbefugnis für überwachungsbedürftige Anlagen erhalten und sind damit die erste Freiberufler-Organisation, die Aufzüge, Druckbehälter, explosionsgefährdete Anlagen etc. prüfen darf. So haben wir zum Beispiel die Aufzugprüfung auf dem Flughafen Stuttgart übernommen. Darüber hinaus haben wir gezeigt, dass wir auch regional übergreifend Autohaus-Großkunden bedienen können – mit einheitlichen Prozessen, einheitlichen Qualitätsvorgaben, einheitlichen Abrechnungsmodalitäten und mit einem Full-Service-Angebot, das ständig erweitert wird. Ganz entscheidend ist dabei, dass wir nicht mit einem Standardprodukt auf die Werkstätten zugehen, sondern die Bedürfnisse abfragen und dann aus unserem "Baukasten" modular das Lösungsportfolio zusammenstellen, das der Kunde will.AH: In welchen Bereichen sehen Sie weiteren Liberalisierungsbedarf?R. de Biasi: Es gibt Restmonopole wie etwa das Fahrerlaubniswesen. Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum ein GTÜ-Prüfer weniger qualifiziert sein soll als ein Prüfer des Monopolisten. Darüber hinaus haben wir bei der Vollabnahme älterer Fahrzeuge nach wie vor Schwierigkeiten, obwohl im letzten Jahr auf Grund langer Bemühungen der GTÜ endlich durchgesetzt worden ist, dass Autos, die 18 Monate stillgelegt waren, auch von einem GTÜ-Prüfer wieder in den Verkehr gebracht werden können. Das nämlich hat für den Verbraucher den Riesenvorteil, dass er freie Auswahl und bis zu 25 Prozent Kostenersparnis hat.AH: Wie sieht Ihr Engagement bei Oldtimern aus?R. de Biasi: Auch diese können jetzt von der GTÜ geprüft werden, um ihre Anerkennung als Oldtimer zu erhalten. Wir haben hierfür eine riesige Datenbank aufgebaut, in der die relevanten Daten – bis hin zu Wertgutachten – zu sämtlichen Oldtimern hinterlegt sind.GW-DienstleistungenAH: Dienstleistungen werden im Autohaus verstärkt ausgelagert. Welche Möglichkeiten eröffnet das für Sie?R. de Biasi: Im GW-Bereich zum Beispiel sind die Anforderung ganz unterschiedlich. Es hat keinen Sinn, jedes Autohaus mit einem Dealer Management System beglücken zu wollen. Aber in der Wertschöpfungskette des GW-Verkaufs – von der Hereinnahme bis zur Reparatur – haben wir mit verschiedenen Produkten die Möglichkeit uns einzuklinken, beispielsweise bei der Hereinnahmebewertung, der Verkürzung der Standzeiten oder dem GW-Gütesiegel. Natürlich können wir auch ein Management-System anbieten, wenn das gewünscht wird.AH: Wie sieht die Planung für 2008 aus?R. de Biasi: Wir gehen von einem weiteren moderaten Wachstum für uns aus. AH: Welche Entwicklung werden die Prüfstellen nehmen?R. de Biasi: Wir arbeiten an etwas mehr als 600 eigenen Prüfstellen und 17.100 Prüfstützpunkten in Kfz-Werkstätten und Autohäusern. Darüber hinaus haben wir eine freiwillige Selbstbeschränkung, das heißt, wir haben uns mit dem Handwerk darauf geeinigt, dass der Standard-Prüfort das Autohaus ist und dass wir deshalb keine zusätzlichen Prüfstellen errichten.AH: Was stellen Sie bei der AMI vor?R. de Biasi: Bei der AMI haben wir eine typische Kundenmesse. Da wollen wir vor allem den Namen GTÜ nach außen tragen. Außerdem wird es um die Themen GW-Siegel und Schadenmanagement gehen. Es ist uns wichtig, den Kunden auf seine Rechte hinzuweisen. Wir werden ferner den Autohäusern unser GW-Management-System vorstellen.AH: Wer betreibt bei Ihnen die Akquise von neuen Kunden?R. de Biasi: Wir haben erkannt, dass unsere Partner hier Unterstützung benötigen, und haben deshalb direkt bei der GTÜ eine spezielle Mannschaft aufgebaut, die mit der Akquise besonders bei größeren Autohausketten beschäftigt ist. AH: Etablieren Sie sich auch in Europa?R. de Biasi: Wir führen bereits Werkstatt-Tests im Ausland durch. Über Kooperationen wird es in Zukunft möglich sein, auch im Ausland Fuß zu fassen.AH: Vielen Dank für das Gespräch

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