Ausgabe 17/2013: Eine Frage des Vertrauens

Die Diskussion um die so genannte "Meister-HU", die Abnahme der Hauptuntersuchung bei Kraftfahrzeugen durch Kfz-Werkstätten, hat bereits in aller Breite stattgefunden und mit einer Ablehnung durch den Bundesrat einen vorläufigen Abschluss gefunden. In den Medien wurden unter anderem als Vorteile einer Meister-HU höherer Umsatz in den Werkstätten und höhere Auslastung genannt. Damit einhergehend wurde ein höherer Ertrag unterstellt. Für die öffentliche Meinung war auch das Argument geringer Kosten pro HU gedacht, da für diese Tätigkeit wahrlich keine Diplomingenieure benötigt werden, sondern nach kurzer Schulung die Werkstattmeister für die HU ausreichend qualifiziert seien und somit der Preis einer HU sinken könnte. Dies sind Argumente, die durchaus eine Berechtigung haben können.Ganzheitliche BetrachtungAndererseits gilt es für die Unternehmen und Werkstätten des Kfz-Gewerbes, das Geschäft und die Beratung mit unseren Kunden ganzheitlich zu betrachten. Kundenbindung durch Kundenzufriedenheit lautet doch das Credo bei der überwiegenden Anzahl von Autohäusern. Gerade in Zeiten der zunehmenden Bedeutung des Internets. Durch die Angebote in Serviceportalen und die zu erwartende Zunahme der Nutzung nicht nur bei Fahrzeugen, sondern auch bei Serviceleistungen kommt auch die Preisgestaltung für die HU unter Druck. Die großen Leasinggesellschaften und Flotten fordern schon seit längerem, und mit Erfolg, auch für die HU möglichst günstige bis kostenlose Leistungserstellung durch die Werkstätten. Bei einem durchschnittlichen Preis für eine HU von 50 Euro netto bleiben etwa 10 Euro nach Kosten als Ertrag. In den benötigten 20 Minuten für eine durchschnittliche HU könnte der Meister aber durch Beratung vom Kunden durchaus mehr Ertrag erwirtschaften.Das Argument, dass gerade durch die Meister-HU zusätzlicher Verkauf von Leistungen zur Beseitigung von bei der HU festgestellten Mängeln erreicht würde, ist korrekt. Nur findet dies unabhängig von der Prüfinstitution TÜV, Dekra, GTÜ, etc. jetzt auch schon statt. Viele Betriebe führen eine HU-Vorprüfung für kleines Geld durch und reparieren Mängel schon im Vorfeld für den Kunden, damit dieser die doppelte HU-Gebühr bei durchgefallenen Fahrzeugen spart.Der äußerst geringe Ertrag einer Meister-HU wird bei wachsendem Preisdruck, z. B. Internetbörsen, auch dazu führen, dass manche Kfz-Werkstatt kostenlose Hauptuntersuchungen anbieten wird, um Kunden für Reparaturen anzuwerben. Inwieweit dann noch eine in etwa gleich hohe Qualität der HU gewährleistet ist wie bei unabhängigen Anbietern, ist eine offene Frage. Sicherlich ist die überwiegende Zahl unserer deutschen Kfz-Meister qualifiziert für die HU-Durchführung. Auf die Gefahr einer Gefälligkeits-HU soll hier nicht näher eingegangen werden, da eine solche auch straf- und haftungsrechtliche Bedeutung hat.In der Diskussion kommt aber ein erhebliches, wenn nicht sogar ein entscheidendes Argument gegen eine Meister-HU zu kurz: die Frage der Glaubwürdigkeit und des Vertrauens unserer Kunden in Praxis und Zielsetzung von Meister-HU-Betrieben.Verschlechterung des ImagesDer Eigner eines HU-fälligen Fahrzeuges geht in der Regel davon aus, dass sein Fahrzeug ohne Beanstandungen eine HU passiert. Bei einer Ablehnung eines solchen Fahrzeuges durch TÜV oder DEKRA ist die Kfz-Werkstatt auf der Seite des Kunden als Berater und Helfer. Wenn aber die Kfz-Werkstatt des Kunden einem solchen Fahrzeug die HU-Abnahme wegen Mängeln verweigert und damit Reparaturkosten für den Autofahrer entstehen, wird sich dies in einem negativen Urteil über den Kfz-Betrieb niederschlagen. Der Kunde wird unterstellen, dass die Werkstatt nur höheren Umsatz und Gewinn machen möchte oder auch schlecht gearbeitet hat, wenn das Fahrzeug in dem HU-Betrieb vorher betreut wurde. Das Image der Kfz-Werkstätten ist schon seit Jahren nicht unbedingt als hervorragend zu bezeichnen. Werkstatttests tragen auch dazu bei. Mit einer Meister HU wird der Kfz-Betrieb zur Zielscheibe von zusätzlicher Kritik, was zu einer Verschlechterung des Images führen wird.Dabei sollte nicht außer Betrachtung bleiben, dass davon auch Neu- oder Ersatzkauf eines Fahrzeuges abhängen kann. Dann kann der Verlust höher sein, als der trügerische Ertrag einer Meister-HU es rechtfertigen könnte.Im Fazit kann gesagt werden, dass die Kfz-Branche mit einer Meister-HU nur verlieren kann.KurzfassungBranchenexperten und Repräsentanten des Kfz-Gewerbes nehmen im AUTOHAUS-Gastkommentar Stellung zu aktuellen Debatten in der Automobilwirtschaft.Heute kommentiert Dr. Klaus Sorg, geschäftsführender Gesellschafter von Ford-Sorg in Fulda, die aktuelle Debatte zur Meister-HU. Er ist der Meinung, dass die Kfz-Branche mit der Meister-HU nur verlieren kann.

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