Ausgabe 23-24/2012: Eher heiter als wolkig

Eher heiter als wolkigTransporterneuzulassungen – Trotz Euro- und Wirtschaftskrise ist 2013 ein leichtes Plus realistisch. von Christian Frederik MertenAbsatzprognosen für den Transportermarkt sind mehr als der reine Blick in die Glaskugel. Denn das Verkaufsvolumen für neue Transporter als Investitionsgut ist eng mit der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung verbunden. Für AUTOHAUS hat das Leverkusener Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen BDW Automotive eine Prognose des deutschen Transportermarktes 2013 erstellt. Als Transporter gelten hier alle leichten Nutzfahrzeuge mit bis zu 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht und Lkw-Zulassung. BDW Automotive zählt dazu neben den als Sprinter bekannten klassischen Transportern auch Stadtlieferwagen und Pick-ups. Darüber hinaus fallen als Lkw genutzte Pkw in diese Kategorie.Natürlich weisen auch die Experten von BDW Automotive in ihrer Prognose auf die Abhängigkeit des Nutzfahrzeugmarktes von der Entwicklung der Wirtschaft und der Investitionstätigkeit der Unternehmen hin. So sagt Detlef Borscheid, Commercial Lead BDW Automotive Products bei der BDW-Mutter IHS Automotive, rückblickend: „Bis zur Finanzkrise hat sich der Markt positiv entwickelt. Dann brach er ein, hat sich aber seit 2009 mit steigendem Transportbedarf wieder positiv entwickelt.“Optimismus für 2013Genaue Zahlen liefert Abbildung 1: In den Jahren vor 2009, als die letzte Finanzkrise ihren Höhepunkt erreichte, stiegen die Transporterverkäufe kontinuierlich an. Ihren Höchststand erreichten sie 2007 und 2008, um anschließend dramatisch einzubrechen. Wurden in den beiden Jahren vor 2009 noch jeweils über 220.000 Transporter neu zugelassen, waren es im Krisenjahr nur noch rund 170.000. Ein Rückgang um 24 Prozent. Danach ging es aber sofort wieder aufwärts: Ein Jahr nach der Krise stieg das Absatzvolumen schon wieder um 16 Prozent auf rund 197.000 Einheiten, um 2011 weiter auf mehr als 230.000 Autos zu klettern. Rekord im Betrachtungszeitraum.Nur: Wo es rauf geht, geht es eben auch wieder runter. Zumindest 2012 wird es wohl wieder leicht talwärts gehen, die unsichere Ökonomie macht sich bereits in den Transporterneuzulassungen bemerkbar. „Die aktuell schwächere Wirtschaftsentwicklung in Deutschland hat das Vertrauen der Unternehmen in die Absatz- und Ertragsaussichten erschüttert“, sagt BDW-Experte Borscheid. „Sie sind dementsprechend zurückhaltend mit ihren Investitionsentscheidungen und damit auch mit dem Ersatz oder der Erweiterung ihrer Nutzfahrzeugflotte.“ In Zahlen bedeutet das: Bereits in den ersten drei Quartalen 2012 rollten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast drei Prozent weniger Transporter auf die deutschen Straßen (Abbildung 2). Aber auch das vierte Quartal wird dieses Jahr wohl nicht mehr retten. BDW Automotive erwartet für das Gesamtjahr einen Absatz von 220.000 Transportern, damit würde sich das Minus auf 5,8 Prozent vergrößern (Abbildung 1).Allerdings: Von einem Rückgang wie 2009 ist diese Entwicklung weit entfernt, mit dem erwarteten Volumen würde sich das Jahr 2012 immer noch fast auf dem Niveau der guten Jahre 2007 und 2008 bewegen. Zumal BDW Automotive für 2013 schon wieder Entwarnung gibt: Für nächstes Jahr prognostiziert das Unternehmen ein Wachstum von 2,3 Prozent, 225.000 neue Transporter würden dann auf die Straße rollen. So soll es 2014 auch weitergehen: Da erwarten die Leverkusener mit 232.000 Einheiten fast schon wieder das Rekordniveau von 2011. Weshalb trotz nicht endender Negativmeldungen rund um Euro- und Wirtschaftskrise eine solch optimistische Einschätzung? „Die vorliegenden Prognosen von Weltwirtschaftsinstituten und Banken lassen für 2013 eine allmähliche Verbesserung der Weltwirtschaft und eine Abmilderung der Euro- und Schuldenkrise erwarten“, erklärt Detlef Borscheid. Dies werde zu einem stärkeren Anstieg des Bruttoinlandsprodukts und zu einer höheren Investitionstätigkeit der Unternehmen führen. „Vorausgesetzt, Finanz- und Geldpolitik schaffen es, bei Finanzinvestoren, Unternehmen und Haushalten wieder Vertrauen zu schaffen, damit der Investitionsstau beseitigt wird“, nennt Borscheid die Bedingung für diese positive Entwicklung.VW und Mercedes an der SpitzeAn der Spitze der Zulassungen wird sich der BDW-Automotive-Prognose zufolge aber auch 2013 nichts ändern: Unangefochtener Marktführer im Segment bis 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht wird weiterhin Volkswagen mit fast 60.000 Neuzulassungen sein, auf Platz zwei mit rund 47.000 Einheiten würde Mercedes-Benz folgen. Volkswagen verharrte damit allerdings auf Vorjahresniveau, während BDW Automotive für den Stuttgarter Wettbewerber ein Zulassungswachstum von rund drei Prozent für realistisch hält (Abbildung 3).Von einem deutlich höheren Wachstum gehen die Marktexperten dagegen für die Marken Toyota, Iveco und Opel aus. Mit Ausnahme Opels gilt für diese Steigerungsraten allerdings die Einschränkung der relativ niedrigen Ausgangsbasis. Bei den Japanern wäre sie zudem auf die Runderneuerung der Modellpalette zurückzuführen. So startet Toyota mit dem Pro-Ace auf Basis des Peugeot Expert mit dem ersten Produkt aus der Transporterkooperation mit PSA. Überdurchschnittlich wachsen wird laut BDW Automotive auch Ford. Das erwartete Zulassungsplus von 3,3 Prozent ist sicher auch der Runderneuerung der Modellpalette geschuldet: 2013 ist das erste volle Jahr des neuen Custom, zudem gehen der klassische Transit sowie der Connect an den Start.Somit prognostiziert BDW Automotive mit Blick auf 2013 nur für die Allianzpartner Renault, Nissan und Dacia einen Absatzrückgang. Für diese Marken erwarten die Leverkusener ein Minus von rund zwei, zwischen sechs und sieben beziehungsweise sechs Prozent.Die Marktanteile der Hersteller werden sich 2013 laut BDW Automotive dagegen kaum verändern. Lediglich für Volkswagen zeigt die Prognose ein Minus von 0,6 Prozentpunkten, Renault würde demnach 0,3 Punkte verlieren. Für alle anderen Hersteller sieht BDW Automotive dagegen noch geringere oder gar keine Veränderungen (Abbildung 4).SegmentverschiebungInsgesamt ist das Segment laut Detlef Borscheid übrigens Gewinner eines sich wandelnden Transportverhaltens: „Nutzfahrzeuge mit bis zu 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht profitieren zunehmend von den Strukturveränderungen im Güterverkehr.“ Als Gründe nennt er unter anderem, dass höher motorisierte leichte Nutzfahrzeuge zunehmend die Aufgaben schwerer Nutzfahrzeuge übernähmen, um – auch unter Nutzung dynamischer Verkehrssysteme – Just-in-Time-Liefertermine einzuhalten; die zunehmende Mobilität und überregionale Aktivität von Handwerkern und anderen Dienstleistern; die zunehmende direkte Belieferung von Endkunden in Ballungsgebieten zum Beispiel durch vermehrte Internetbestellungen sowie veränderte infrastrukturelle und gesetzliche Rahmenbedingungen.Dazu passt, dass die durchschnittliche Motorleistung der bis zu 3,5 Tonnen schweren Transporter laut BDW Automotive seit 2005 von rund 107 PS auf aktuell rund 124 PS gestiegen ist. Im gleichen Zeitraum stieg demzufolge allerdings auch das durchschnittliche Gesamtgewicht der Fahrzeuge um 109 auf derzeit 2.922 Kilogramm.Kurzfristig keine signifikanten Volumensteigerungen erwartet Borscheid für Elektrotransporter. 379 elektrisch betriebene leichte Nutzfahrzeuge im Jahr 2011 sprächen eine Sprache für sich, meint Borscheid. „Elektrotransporter werden sich nur dann durchsetzen, wenn sie keine Kostennachteile gegenüber konventionell angetriebenen Fahrzeugen haben“, so der Experte. „Zudem darf der Elektroantrieb die Nutzungsfähigkeit des Fahrzeugs nicht einschränken.“ Als möglichen Treiber für die Nachfrage nach Elektrotransportern nennt Borscheid mit Blick auf urbane Ballungsräume allerdings Einfahrbeschränkungen für Fahrzeuge mit konventionellen Antrieben. ■Lesen SIe hier...... wie sich der Transporterabsatz in den kommenden Jahren entwickeln wird und welche Marken und Segmente eine besonders positive Zukunft vor sich haben.Kurzfassung1. Auch wenn die Neuzulassungen dieses Jahr sinken: 2013 und 2014 sind laut BDW Automotive im Segment mit bis zu 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht wieder steigende Absatzzahlen zu erwarten.2. Unangefochtene Marktführer bleiben Volkswagen und Mercedes-Benz. Rückläufige Verkäufe prognostiziert BDW Automotive nur für Renault, Nissan und Dacia.3. Das Segment mit bis zu 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht ist aufgrund eines sich wandelnden Transportverhaltens der Gewinner im Nutzfahrzeugmarkt.Über BDW AutomotiveDie IHS-Tochter BDW Automotive unterstützt weltweit Hersteller, Zulieferer sowie Banken und Leasingunternehmen durch detaillierte Datenbanken, Planungs- und Prognosesysteme sowie durch Studien und Beratungsdienstleistungen. Analysen und Prognosen im operativen und strategischen Bereich zu Nachfrage, Wettbewerb und Produktion bilden den Schwerpunkt der regelmäßig erscheinenden Studien von BDW Automotive.Weitere Informationen erhalten Sie von Detlef Borscheid, Commercial Lead BDW Automotive Products, unter detlef.borscheid@ihs.com oder im Internet unter www.bdw-automotive.de

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