Wie sehen Automobilhandel und -service im Jahr 2020 aus? Um Antworten darauf zu finden, braucht es keinen Blick mehr in die Glaskugel. Es ist schon lange die zentrale Fragestellung in jedem Autohaus, mit der sich die Branche lieber jetzt als morgen befassen muss.
Auch das Kfz-Gewerbe Schleswig-Holstein bot auf seinem "Digitalen Tag" am Donnerstag in Kiel den etwa 100 Gästen Tipps und Antworten zum umfassenden Thema Digitalisierung. Alle Referenten der Tagung waren sich einig: Der Digital-Zug ist schon längst abgefahren und rollt bereits mit beachtlichen Tempo davon. Für die Händler wird es höchste Zeit, jetzt aufzuspringen, um den Anschluss im Kampf um den Kunden und dessen Daten gegenüber dem Hersteller nicht zu verlieren.
"Die zunehmende Digitalisierung wird von über der Hälfte des Mittelstandes immer noch vernachlässigt", so Torsten Harnack von Microsoft Deutschland. Er rief die Händler dazu auf, sich nicht gegen die Änderungen, die die digitale Transformation mit sich bringt, zu verschließen. Man müsse die Chancen des Handels erkennen und nutzen – und das seien die Nähe und der Zugang zum Kunden und das Wissen um dessen Bedürfnisse. Der Kunde sei der Treiber für anstehende Veränderungen.
1. Digital-Tag Kfz-Gewerbe Schleswig-Holstein
BildergalerieMit guten Beispiel geht das Berliner Renault-Autohaus König voran. Es war 2009 der erste Händler bundesweit mit einem Online-Neuwagenshop. Im Jahr 2017 machte es mit dem Neuwagenverkauf über den Internet-Riesen Amazon von sich Reden. Geschäftsführer Dirk Steeger vertritt die Meinung, dass Mobilität austauschbar sei und die Markenloyalität in den meisten Segmenten sinke. Laut Steeger ist der Handel zur Erreichung der Herstellerzielvorgaben gezwungen, seine lokalen Märkte teils zu verlassen – nur im digitalen Vertrieb und der Bildung und Positionierung einer starken Eigenmarke sieht er noch Wachstumschancen.