VW Financial Services: Der GW-Thron soll wackeln

Berlin ist wahrlich nicht für seine Erdbebenanfälligkeit bekannt. Doch das, was Volkswagen Financial Services Ende Oktober in der Hauptstadt vor Journalisten verkündete, könnte messbare Erschütterungen am Markt auslösen. Denn der Schritt, mit HeyCar eine neue Online-Gebrauchtwagenplattform aus der Taufe zu heben, ist eine bewusste Kampfansage an die etablierten Größen mobile.de und AutoScout24. "Der Plattformmarkt ist reif dafür", betonte Anthony Bandmann, Sprecher der Geschäftsführung der Volkswagen Leasing GmbH, selbstbewusst Unter den Linden. "Wir gehen einen komplett neuen Weg." Für den ganzen Markt offen Die Macher hinter HeyCar verstehen den Newcomer als Qualitätsplattform für alle Automobilmarken - also auch für Fabrikate außerhalb des Volkswagen-Konzerns. Bandmann: "Wir öffnen die Plattform für den kompletten Markt." Auf diesen Punkt wiesen die Verantwortlichen mehrfach während der Präsentation hin. Und man stelle für Kunden das Auto und die Qualität in den Mittelpunkt, so die Botschaft in der schicken VW-Financial-Drive- Location. Deshalb möchte man hierzulande eng mit Qualitätshändlern zusammenarbeiten, aber auch gute freie Händler können dabei sein. Die Handelsbetriebe sollen wiederum dank der Vorqualifizierung von einer besseren Leadqualität profitieren und in den Genuss von weiteren Ertragspotenzialen, etwa durch Finanzdienstleistungsprodukte, kommen können. Um GW-Potenziale zu erschließen, haben die Braunschweiger die 100-prozentige Tochter Mobility Trader GmbH gegründet. Das Start-up sitzt in Berlin, beschäftigt aktuell rund 40 Mitarbeiter und wird von CEO Markus Kröger geführt, in dessen Vita sich Führungspositionen bei PayPal und Delivery Hero finden. Demnach verwundert es kaum, dass der Endkunde im Mittelpunkt von HeyCar steht. "Wir greifen mobile.de und AutoScout24 mit einer konsequent kundenorientierten Plattform an", erklärte Dr. Christian Dahlheim, Vertriebsvorstand von Volkswagen Financial Services, in Berlin. "Wir haben zudem den Anspruch, uns perspektivisch als Plattform Nummer eins für höherwertige Gebrauchtwagen in Deutschland zu positionieren." Wenn dies gelingen soll, muss das neue Portal vor allem die User der Republik überzeugen, sie geben hier den Ton - auch für künftige Features - an. "Alles, was wir machen, muss dem Endkunden gefallen", sagte Bandmann. Schon bei der aktuellen Version sei jedes Feature mehrfach mit echten Kunden erprobt worden. Mit der Konsequenz, dass selbst Annahmen von Branchenexperten über den Haufen geworfen wurden. Vom Kunden her denken Mit den Argumenten Zuverlässigkeit, Transparenz und hochwertige Fahrzeuge - bis acht Jahre, 150.000 Kilometer - sowie dem Verzicht auf Werbung und gekaufte Inserate möchte man den Autokäufer überzeugen. Und in der Tat wirkt das Portal auf den ersten Blick deutlich aufgeräumter und nutzerfreundlicher als beim Wettbewerb. Auf der Übersichtsliste des Wunschfahrzeugs lässt sich der Händler per Telefon, E-Mail, Chat oder Online-Terminanfrage kontaktieren. Ein Klick auf das jeweilige Symbol, schon kann es mit der Kommunikation losgehen. Interessant: Potenzielle Autokäufer, die noch keine Marke präferieren oder den Automarkt nicht so intensiv verfolgen, können ihre Suche mit dem gewünschten Fahrzeugtyp starten. Den Kombi anklicken und zwei, drei weitere Kriterien auswählen - fertig. Auch eine Chat-Funktion zur veranschlagten Rate gibt es. Wunsch aus dem Handel Offenbar haben die Verantwortlichen dem Handel gut zu- und den Wunsch nach einem neuen Player und somit mehr Wettbewerb herausgehört. "Schon Ende 2017 wird HeyCar mit über 100 angeschlossenen Händlern zusammenarbeiten und mehr als 70.000 Fahrzeuge gelistet haben", so Bandmann. "Bis Mitte 2018 ist HeyCar dann flächendeckend deutschlandweit aktiv." Der Startschuss fiel in den Regionen Berlin, Hamburg/Bremen und Rhein/ Ruhr, sukzessive wird das Ganze weiter ausgerollt - typisch für die Start-up-Szene. "Wir möchten wirklich alle Markenhändler einladen, ihre Fahrzeuge zum Start kostenlos bei HeyCar einzustellen", sagte Start-up-Chef Kröger. Ab Mitte 2018 soll es dann ein Preismodell geben, das der neue Player eng mit seinem Händlerbeirat entwickeln möchte und das dem Vernehmen nach erfolgsorientiert ausgelegt sein soll. Tiefer wollte sich HeyCar - auch auf Nachfrage - noch nicht in die Karten schauen lassen. "Die Händler wollen stark mitmachen", beschrieb Kröger das Feedback, das man zu HeyCar bei den zahlreichen Händlerbesuchen bekommt. "Wir wissen, dass wir eine große Chance haben, weil wir den Kunden in den Mittelpunkt stellen." Der Roll-out-plan Bis Ende 2017 sollen Endkunden Fahrzeugangebote aus den Regionen Berlin, Hamburg/Bremen, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Saarland und Brandenburg finden können. Bis Mitte kommenden Jahres sei HeyCar dann flächendeckend deutschlandweit aktiv, hieß es.

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