Handel: Besser vernetzt

Wie gut Softwaresysteme laufen, hängt zu einem Großteil davon ab, wie gut die Hardware ist, auf der sie läuft. Was nützt einem das beste System, wenn es zum Beispiel nicht möglich ist, es standortübergreifend einzusetzen? Oder Anrufe, die aufgrund einer mangelhaften Telefonanlage ins Leere laufen? Das kann sich heute kein Unternehmen mehr leisten. Gerade bei großen Betrieben mit mehreren Filialen muss der Austausch untereinander reibungslos laufen, Systeme ausreichend vernetzt und gesichert sein. Ein Beispiel dafür, wie es gut funktionieren kann, liefert die Herbrand-Gruppe. Mehr als 650 Mitarbeiter sind an 16 Standorten in 13 Städten, von Grevenbroich bis Borken, in den Autohäusern beschäftigt. Pro Jahr werden hier rund 6.300 Fahrzeuge verkauft und in den Werkstätten mehr als 50.000 Fahrzeuge der verschiedensten Hersteller gewartet und repariert. Standortübergreifend sind insgesamt rund 600 PC und Notebooks im Einsatz, 250 Drucker angeschlossen, werden 350 Telefone, sowohl schnurlos wie fest installierte, eingesetzt - und mindestens so viele mobile Endgeräte kommen noch hinzu. Terminalserver und Virtualisierung Die Mercedes-Benz Autohausgruppe hat eine eigene IT-Abteilung, die unter dem Namen evosec auch Software entwickelt. Die Firma besteht aus elf Mitarbeitern, der Großteil zuständig für die Softwareentwicklung der eigenen Programme Evokalk und seit kurzem Evocam. Doch nicht nur Softwareentwicklung hat sich Evosec mit Geschäftsführer Stefan Schmeink auf die Fahnen geschrieben, eine der Hauptaufgaben ist die Pflege der gesamten IT-Infrastruktur der Herbrand-Gruppe. Schmeink erklärt, wie das aussieht. "Wir nutzen bei der Gruppe einen sog. Rechenzentrumsbetrieb und setzen auf die Virtualisierung", sagt Schmeink. "Früher war jeder einzelne Arbeitsplatzrechner quasi fast ein eigener Server. Über die Jahre ist das aber unpraktikabel geworden, allein schon wenn man an das Aufspielen von Updates denkt, die an jedem Platz lokal eingespielt werden, erkennt man schnell, wie viel Zeit und Geld das kostet", erklärt er weiter. "Üblich sind heute sog. Terminalserver, die 'nur' die Bildschirminhalte auf die PCs der Mitarbeiter übertragen, die eigentlichen Informationen liegen aber ganz woanders." Dort werden Programme zentral durch Terminalserver zur Verfügung gestellt. Das mache es einfach, gleiche Programmstände schnell zu erreichen, allerdings sind laut Stefan Schmeink nicht alle Programme terminalserverfähig. Meistens sind dies Programme, die nicht sauber installiert worden sind. Außerdem sei es nicht einfach, alle Terminalserver "gleich" zu installieren. Früher wurden Terminalserver einzeln installiert. Sämtliche Updates für einzelne Programme mussten immer einzeln entweder automatisiert oder per Hand auf alle Terminalserver installiert werden. Hierbei gab es immer wieder Probleme. Aus diesem Grund hat man sich bei der Herbrand-Gruppe vor einigen Jahren vom reinen Terminalserver wegbewegt und setzt zusätzlich zum Terminalserver von Citrix das Provisioning System ein. Hier gibt es einen Masterserver (= Golden Image), dessen Festplatteninhalt für alle Server zur Verfügung gestellt wird. Die aktiven Server starten nachts neu und laden den Inhalt bzw. die Version der Festplatte des Masterservers ("Boot from Golden Image"). Hierbei wird die Festplatte des Masterservers nur lesend und nicht schreibend benutzt. Die von Programmen geänderten Daten werden intelligent zwischengespeichert. So stehen dem Benutzer seine geänderten Daten am nächsten Tag wieder zur Verfügung. Blades vs Pizzaschachteln Wo genau die Server lokalisiert werden, variiert von Unternehmen zu Unternehmen. Die einen lagern sie aus und überlassen die Pflege, das sog. Hosting Dritten, also IT-Firmen, die sich darum kümmern. Andere Autohäuser, wie die Herbrand-Gruppe, übernehmen dieses Hosting selbst und haben die Server auch auf dem eigenen Grundstück. "Wie man verfährt, ist schlichtweg Unternehmensentscheidung", sagt der IT-Experte. Gravierende Nachteile lägen weder in der einen noch der anderen Lösung. Äußerst wichtig sei es auch, auf Datenredundanz zu achten, d. h. sämtliche Unternehmensdaten sollten in zwei Rechenzentren verfügbar sein, für den Fall, dass eines - aus welchen Gründen auch immer - ausfällt. Ein Bladecenter beinhaltet z. B. sieben Blades (s. Abb.), und ein Blade hat beispielsweise sechs virtuelle Server, bei denen jeweils die virtuelle Festplatte auf einem Storage (Speicher) liegt. Das Storage wird wiederum über zwei Rechenzentren gespiegelt. Blades sind rechteckige Einschübe und haben Abmessungen, aufgrund derer sie im IT-Volksmund "Pizzaschachteln" genannt werden. Gute Vernetzung das A und O Ein weiteres, wichtiges Infrastruktur-Thema bildet die Telefonie, besonders das sog. Inbound Callcenter. "Hier haben wir ein eigenes Leadmanagement entwickelt, das (evoLead), das eingehende Anrufe im Haus verteilt und dafür sorgt, dass kein Anruf ins Leere geht. Alle Telefonanlagen sind über WLAN miteinander vernetzt und zu einer virtuellen Telefonanlage zusammengeschaltet", erklärt Schmeink. Last but not least gibt es bei der Herbrand-Gruppe ein Tool für das sog. Mobile Device Management, heißt konkret: sämtliche im Unternehmen eingesetzten mobilen Endgeräte werden damit verwaltet. "Über eine einmal auf dem Gerät installierte App ist einsehbar, wie der Status des Geräts ist, wie der dazugehörige Vertrag aussieht, wo es sich befindet - und das standortübergreifend", sagt der IT-Experte. "Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, eine gute Infrastruktur im Unternehmen aufzubauen. Ob nun Glasfaser- oder Kupferdrähte, Blades oder Pizzaboxen zum Einsatz kommen - das liegt ganz im Ermessen der Unternehmensführung. Wichtig aber ist, dass die zum Einsatz kommenden Vernetzungstechnologien gut mit einander verknüpft werden. Dann hat das Unternehmen den größten Nutzen davon", sagt Stefan Schmeink abschließend. Serversysteme bei Herbrand - bis 2003: denzentrale Organsiation- 2003 bis Ende 2009:(Fast) alles wurde per Terminalserver abgebildet. Nur die Bildschirminhalte wurden zu den Außenstellen gesendet. Die PCs konnten zu großen Teilen gegen günstigere Terminals (= Thin Clients) getauscht werden. Das löste die Problematik mit unterschiedlichen Versionsständen.- Ab 2009:Terminalserver gemischt mit dem Provisioning Server. D. h.: "Goldenes Image" - eine virtuelle Festplatte, die lesend den anderen Terminalservern (hier ca. 20 Stück) zur Verfügung gestellt wird.

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