Neue Offenlegungspflichten - Teil 4: Berichtsanforderungen im Bereich Umwelt

Hier geht es zur Playlist "ESG - Nachhaltigkeitsbericht: Alle Inhalte" von AUTOHAUS next. Um zu bestimmen, welche Berichtspflichten für Unternehmen im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung gelten, sehen die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) im ESRS 1 (Kap. 3) eine Wesentlichkeitsanalyse vor (siehe AUTOHAUS 18/2023). Für den Kfz-Handel kann grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass Themen im Bereich Umwelt (ESRS E) wesentlich und damit berichtspflichtig sind. In diesem Beitrag geben wir einen Überblick über die Inhalte der betreffenden Standards. Der Fokus liegt auf der Benennung der Daten und Informationen, die im Autohaus vorliegen müssen, um den Berichtsanforderungen gerecht zu werden. Der Einfachheit halber sprechen wir von den eigenen Aktivitäten des Unternehmens. Die ESRS besagen jedoch klar (ESRS 1, Kap.5), dass stets auch die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette mit in die Betrachtung einbezogen werden muss. ESRS E1 Klimawandel Zusammenfassend geht es in diesem Standard darum, ein Verständnis der Klimabemühungen des Unternehmens zu vermitteln. Es ist sicherzustellen, dass die Strategie mit dem Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft und der Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 °C vereinbar ist. Die hierfür relevanten Angaben fordert der Gesetzgeber im Rahmen von neun umweltbezogenen Offenlegungspflichten (E1-1 bis E1-9) ein. Zu den Datenpunkten gehören unter anderem der Energieverbrauch und Energiemix (E1-5) sowie die (sieben) Treibhausgas (THG)-Bruttoemissionen in Form von CO2-Äquivalenten (E1-6). Der Energieverbrauch ist noch relativ einfach nach Energiequellen (fossil, erneuerbar, etc.) darzustellen. Die THG-Emissionen sind differenziert nach Scope 1, 2 und 3 in einer aufwändigen Matrix anzugeben (ESRS E, Anlage A, AR48). Die Berechnungsmethoden sind in der Anlage A vorgegeben und orientieren sich an den internationalen Standards des Greenhouse Gas Protocols (GHG Protocol) bzw. nach ISO 14064-1:2018. Die Treibhausgasintensität wird errechnet, indem die gesamten THG-Emissionen des Unternehmens durch seinen Nettoumsatz geteilt werden. Die Ermittlung dieser verschiedenen Angaben wird in vielen Autohäusern eine der größten Herausforderungen bei der Vorbereitung der Nachhaltigkeitserklärung. Es fängt mit der Definition der Berichtsgrenzen an, der Gliederung nach Betriebssegmenten, Standorten und THG-Kategorien und geht über die Ermittlung verlässlicher und nachprüfbarer Datenquellen bis hin zur Aggregation und Vergleichbarkeit zu Zielen und früheren Berichtsperioden auf der Unternehmensebene. Um den Berichtsaufwand in Grenzen zu halten, ist besonderes Augenmerk auf die Kategorien der Scope 3 Emissionen zu legen. Für Unternehmen mit weniger als 750 Mitarbeitern kann die Berichterstattung der Scope 3- und der THG-Gesamtemissionen im ersten Jahr der Erstellung der Nachhaltigkeitserklärung entfallen. Die Ermittlung der Emissionsquellen sollte von Anfang an mit großer Sorgfalt vorgenommen werden. Nur durch die weitgehende Vollständigkeit der Quellen kann ein robuster Ausgangspunkt für die Definition von Reduktionszielen, der Festlegung eines Reduktionspfads sowie der Dekarbonisierungshebel und Klimaschutzmaßnahmen gefunden werden. Nachträgliche Ergänzungen sind natürlich möglich, müssen aber offen und transparent kommuniziert werden. Insbesondere im Hinblick auf die hohen qualitativen Anforderungen der sich jährlich wiederholenden Berichterstattung ist frühzeitig die IT-technische Unterstützung bei der Datengenerierung zu überlegen. Anzustreben ist ein vollständiges Datenmanagement der Energie- und Emissionsdaten, von der Erfassung über die Speicherung bis hin zur Aggregation und Analyse. Das Zielbild wäre eine automatisierte und kontinuierliche Bilanzierung der CO2-Emissionen, verbunden mit Optimierungsoptionen zur Steuerung von Energiebedarf und Emissionen. Bei der Berichtsanforderung E1-7 geht es um den Abbau von Treibhausgasen bzw. um Projekte zur Verringerung, finanziert über CO2-Zertifikate. Diese Anforderung, wie auch E1-8 (interne CO2-Bepreisung), dürften in den ersten Jahren noch wenig Relevanz im Kfz-Handel haben und könnten damit im Rahmen der Wesentlichkeitsanalyse als nicht wesentlich qualifiziert werden. Die erwarteten finanziellen Auswirkungen (E1-9) können nach der letzten Anpassung der EU-Kommission im ersten Jahr der Berichterstellung bei allen Umweltstandards weggelassen werden (ESRS 1, Anlage C). ESRS E2 Umweltverschmutzung Dieser Standard behandelt Aspekte, die die Auswirkungen des Unternehmens in Bezug auf die Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung beleuchten. Es geht um die "Schnittstellen" zur Natur. Auch hier dreht es sich um die Unternehmenspolitik sowie um Maßnahmen und Ziele im Zusammenhang mit der Vermeidung, Verminderung und Beseitigung von Umweltverschmutzung (E2-1 bis E2-3), darüber hinaus aber auch um die Abhängigkeiten des Unternehmens von Ökosystemdienstleistungen. Im Standard E2 stehen nicht Treibhausgase im Fokus, sondern relevante Schadstoffe einschl. Mikroplastik, die ein Unternehmen im Rahmen seiner Tätigkeit in die Luft, das Wasser und den Boden emittiert (gem. Verordnung (EG) Nr. 166/2006, Europäisches Schadstofffreisetzungs- und -verbringungsregister, E-PRTR). Herausgehoben werden insbesondere besorgniserregende Stoffe (E2-5). Die Menge an Schadstoffen ist in Maßeinheiten anzugeben, die für das Volumen und die Art der freigesetzten Schadstoffe geeignet sind. ESRS E3 Wasser- und Meeresressourcen Thematisch und von den Datenanforderungen einfacher ist der Standard E3. Hier geht es darum, die wesentlichen positiven/negativen tatsächlichen oder potenziellen Auswirkungen des Unternehmens auf die Wasser- und Meeresressourcen zu verstehen. Der Einfachheit halber sprechen wir im Weiteren von Wasserressourcen. Gegenstand der Bewertung der Wesentlichkeit sind der Verbrauch, Entnahmen und Ableitungen von Oberflächengewässer und Grundwasser. Zu berichten sind Maßnahmen und Ziele zur Verhinderung oder Minderung der Auswirkungen bzw. zum Schutz von Wasserressourcen (E3-2, E3-3). Ebenso gilt es, die Unternehmenspolitik im Hinblick auf die Nutzung und Beschaffung von Wasserressourcen bzw. die Verringerung von Wasserentnahmen und der Wasserverschmutzung darzustellen. Hierbei ist auf die Abhängigkeit von Wasserressourcen für die Geschäftsabläufe einzugehen, z. B. bei Knappheit oder schlechter Wasserqualität. Es können aber auch Konzeptionen zu einer guten ökologischen und chemischen Qualität von Oberflächen- und Grundwasser aufgezeigt werden. Konkret ist der Gesamtwasserverbrauch (in Kubikmeter) und gegebenenfalls das Gesamtvolumen des zurückgewonnenen und wiedergewonnenen Wassers anzugeben. Dies schließt auch Informationen über die Wasserqualität ein. Wie auch bei den anderen Umweltstandards ist über die Art und Weise der Datenerhebung (Messung, Schätzung, Probeentnahmen) zu berichten (E3-4). ESRS E4 Biologische Vielfalt und Ökosysteme Die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Messbarkeit von biologischer Vielfalt nimmt derzeit an Fahrt auf. Allerdings sind die methodischen Grundlagen noch nicht so weit entwickelt, wie dies z. B. bei der Messung von Emissionen der Fall ist. Im Schwerpunkt beziehen sich die Nachhaltigkeitsaspekte im Bereich der biologischen Vielfalt auf den Umfang genutzter Flächen. Dies spielt insbesondere bei Neu- oder Umbaumaßnahmen oder Nutzungsänderungen von Flächen eine Rolle. Sind diese Aspekte im Rahmen der Wesentlichkeitsanalyse als relevant erkannt worden, so ist darzulegen, welchen Einfluss das Unternehmen auf die biologische Vielfalt und Ökosysteme hat (z. B. durch Verlust oder Schädigung der biologischen Vielfalt) und wie das Unternehmen damit umgeht (E4-1). Mit Bezug auf die Kfz-Branche geht es zunächst um eine Auflistung der genutzten Standorte, ggfs. nach dem ökologischen Zustand dieser Gebiete, insbesondere für den Fall von Gebieten mit schutzbedürftiger Biodiversität und den Auswirkungen aus der Geschäftstätigkeit auf die natürlichen Lebensräume. Hierbei sind übergeordnete und lokale politische Zielsetzungen zu berücksichtigen sowie Risiken durch die Verschärfung von Rechtsvorschriften zum Bodenschutz. Der Standard E4-2 konkretisiert die Anforderungen hinsichtlich unternehmensinterner Vorgaben zum Management von wesentlichen Auswirkungen. Im Standard E4-3 geht es um Maßnahmen (einschließlich erforderlicher Aufwendungen/Investitionen) und in E4-4 um Ziele im Zusammenhang mit biologischer Vielfalt. Wenn auf dem Betriebsgelände (z. B. Fahrzeugstellflächen) einzelne Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung des Artenreichtums oder zur Wiederherstellung von geschädigten Ökosystemen geplant oder ergriffen werden, könnte hierbei beispielsweise über positive Auswirkungen berichtet werden. Diese weitgehend qualitativen Beschreibungen können durch die Angabe von genutzten Flächen (in Quadratmeter oder Hektar, gesamt, versiegelt, naturnah) ergänzt werden (E4-5). Bei den Berichtspflichten zum ESRS E4 ist zu berücksichtigen, dass Unternehmen, die die durchschnittliche Zahl von 750 Beschäftigten während des Geschäftsjahres nicht überschreiten, in den ersten beiden Jahren der Erstellung ihrer Nachhaltigkeitserklärung die vorgeschriebenen Informationen auslassen können. ESRS E5 Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft Der fünfte Umweltstandard bezieht sich auf die Vermeidung der Erschöpfung nicht erneuerbarer und der Nutzung erneuerbarer Ressourcen. Es geht um die Minimierung von Abfällen und die Verbesserung der effizienten Nutzung von Produkten und Materialien. Der Begriff ,Kreislaufwirtschaft' bezeichnet dabei in Abgrenzung zu einer ,linearen' Wirtschaft ein System, bei dem der Wert von Produkten, Materialien und anderen Ressourcen in der Wirtschaft so lange wie möglich erhalten bleibt und somit das Abfallaufkommen minimiert wird. Die Beschreibung der Unternehmenspolitik (E5-1), der Maßnahmen und Mittel (E5-2) und Ziele (E5-3) entspricht in ihrem Aufbau den anderen Umwelt-Standards. Es geht insgesamt darum, ein Verständnis darüber zu vermitteln, wie das Unternehmen mit der Nutzung von Ressourcen umgeht, z. B. im Hinblick auf die Abfallhierarchie bzw. die "R"-Strategien. Für die Kfz-Branche ergeben sich daraus Angaben im Bereich der Abfallbewirtschaftung einschließlich der Vorbereitung auf eine ordnungsgemäße Behandlung und zur Frage nach der kreislauforientierten Materialnutzungsrate (E5-4, Ressourcenzu- und -abflüsse, einschließlich Verpackungen). Chancen bestehen hierbei in der Darstellung der Wiederverwendung von Materialien und Komponenten. Es werden Daten gefordert, die mit den Auswirkungen der Ressourcennutzung zusammenhängen. Es geht dabei um die Gesamtmenge des Abfallaufkommens, um die Aufteilung der Menge nach Verwertung (Wiederverwertung, Recycling) und Beseitigung (Verbrennung, Deponierung) sowie um die Zusammensetzung der Abfälle einschließlich der Gesamtmenge an gefährlichen Abfällen. Im Rahmen von Hintergrundinformationen sind die Methoden zur Berechnung der Daten anzugeben (direkte Messung, Schätzung). Schlussfolgerungen Die Offenlegungspflichten in den fünf Umweltstandards verlangen von der Geschäftsführung eine hohe Datenqualität bei der Ersterhebung und die Sicherstellung eines kontinuierlichen Datenflusses für eine zielgerichtete Steuerung der Umweltaspekte. Die Festlegung von Zielen und die Planung von Maßnahmen sind ohne robuste Daten nahezu unmöglich. Die Glaubwürdigkeit der Nachhaltigkeitsberichterstattung basiert auf verlässlichen, nachvollziehbaren und nachprüfbaren Daten. Im Rahmen der Vorbereitung auf die zukünftige Nachhaltigkeitsberichterstattung sind die betroffenen Autohäuser gut beraten, sich sehr frühzeitig mit der Beschaffung der erforderlichen Daten auseinanderzusetzen. Denn wie heißt es in Abwandlung eines bekannten Management-Grundsatzes: Nur was gemessen wird, wird auch erreicht. Alle Informationen gebündelt! Auf AUTOHAUS next steht eine Playlist mit all unseren Inhalten zum Thema "ESG" zur Verfügung. In einzelnen Kurseinheiten erfahren Sie, welche Schritte notwendig sind, um Ihr Unternehmen auf die neuen Anforderungen einzustellen und eine fristgerechte und möglichst vollständige Berichterstattung sicherzustellen. Hier geht es zur Playlist: https://next.autohaus.de/playlist/102605

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