Sie sind grazil, elegant und stets zum Lächeln aufgelegt, die Hostessen des Pariser Autosalons. Journalisten aus aller Welt machten zwar Elektroautos als großes Thema der Messe aus - doch auffallend viele TV-Kameras richteten sich erneut auf die hübschen Frauen mit dem perfekten Make-up und dem Dauerlächeln daneben. Kühle Nüchternheit versprühende Blondinen bei Audi, löwenmähnige Schönheiten bei Alfa Romeo, klassisch-römische Toga-Eleganz bei Maserati.
Je mehr PS unter der Haube, umso rassiger die Models, die die Karossen ins rechte Licht rücken sollen. Lächeln ist Pflicht, Reden tabu. "Wir sollen ja die Autos präsentieren und nicht davon ablenken", meint eine von ihnen verschmitzt, während sie sich in der Pause die Füße massiert - das stundenlange Stehen auf den Stöckelschuhen fordert seinen Tribut. Mit ihren Kolleginnen soll sie die Aufmerksamkeit der erwarteten 1,5 Millionen Besucher auf die rund 100 Weltneuheiten der Messe lenken - und zugleich helfen, die Elektroautos von ihrem eher langweiligen Image zu befreien.
Denn nach der überwundenen Absatzkrise setzt die Branche mit einer Vielzahl neuer Modelle und Antriebskonzepte auf einen Neustart - und bedient dabei alle Emotionen. Das Wort selbst ist zum Schlüsselbegriff geworden - Werbemanager fast aller großen Marken führen es im Vokabular. Audi etwa setzt auf der Messe einen Spider in Szene, der nach Unternehmensangaben das technisch Machbare auf die Spitze treibt. Es sei "die emotionalste Art, sich elektrisch fortzubewegen" verspricht die VW-Tochter. Ob Peugeot oder Volvo, Toyota oder Renault: sie alle versuchen, der Technik von morgen mit rasanten Studien auf die Sprünge zu helfen.
Einer der unbestrittenen Höhepunkte der Pariser Messe dürfte dabei der C-X75 von Jaguar sein. Die bis zu 330 Stundenkilometer schnelle Elektro-Flunder hat eine Reichweite von rund 900 Kilometern dank eingebauter Mikroturbinen, die die Batterien des Antriebs während der Fahrt aufladen. Emotionen soll auch der von Renault präsentierte "Dezir" auslösen. Der rassige rote Elektroflitzer mit Flügeltüren und Kevlar-Karosse hat einen 110 KW-Motor und spielt mit dem französischen Wort fürs leidenschaftliche Begehren.