AUTOHAUS: Wie lief für die Autoland AG das Autogeschäft in 2019?
Wilfried Wilhelm Anclam: Wir konnten Umsatz wie den Gewinn abermals steigern. Beides um 15 Prozent. Wir haben außerdem den Absatz über die Vertriebsschiene "Autowelt" erheblich gesteigert. Wir werden mit unseren 900 Mitarbeitern dieses Jahr einen Gesamtumsatz von gut 400 Millionen Euro erwirtschaften. 2019 haben ebenso zwei neue Niederlassungen eröffnet. Zum 1. November in Zwickau, ebenso in Stralsund. Insgesamt sind wir nun in Deutschland Ost an 24 Standorten präsent. 2020 sollen weitere vier Niederlassungen ans Netz gehen. Berlin III, in Eisenhüttenstadt und Eisleben. Und dann ein weiterer Standort, der gerade verhandelt wird.
Mengen-Dimension
AH: Sie haben 2019 über 30.000 Einheiten vermarktet. Wie setzt sich dieser Einheiten-Kuchen zusammen?
W. W. Anclam: Wir haben zum einen den Vertrieb über die "Autowelt". Das sind circa 6.000 Fahrzeuge. Und den Vertrieb über "Autoland", das sind rund 27.000 Einheiten. Bei den über "Autoland" verkauften Fahrzeugen sind rund 50 Prozent Neuwagen, zehn Prozent Jahreswagen und der Rest sind dann Gebrauchtwagen. In der "Autowelt" sind es natürlich alles Gebrauchtwagen.
Zehn Prozent Umsatzrendite
AH: Und wie sieht 2019 die Rendite beim größten Deutschen Autodiscounter aus?
W. W. Anclam: Unser Ziel ist es immer, eine zehnprozentige Rendite zu schaffen. Wenn wir es für 2019 genau rechnen, sind wir da ganz nahe dran.
"Autowelt"
AH: Was steht hinter Marke "Autowelt"?
W. W. Anclam: "Autowelt" arbeitet im Moment mehr hin zum Händler, bedient aber nun auch in erheblichem Umfang das Endkundengeschäft. Das werden wir 2020 ausbauen. Und "Autoland" wird auch nächstes Jahr im Händlergeschäft tätig werden.
West-Offensive?
AH: Bislang stehen ihre Niederlassungen allesamt im Osten der Republik. Wie sehen ihre Überlegungen für den Westen aus?
W. W. Anclam: Wir werden erst hier im Osten der Republik die Markträume schließen. Wir haben da noch offene Punkte in Brandenburg oder auch in Thüringen, wo wir noch dringend Niederlassungen eröffnen müssen. "Autoland" wird dann so vertreten sein, dass der Kunde nicht länger als eine halbe Stunde zum nächsten Standort von "Autoland" fahren muss. Das bedeutet, wir werden unsere Expansion in den Westen nicht vor 2024 schaffen.
Digitalisierung
AH: Wie muss man sich die Digitalisierung bei der Autoland AG vorstellen?
W. W. Anclam: Wir haben uns hier personell verstärkt. Gerade im Bereich Werbung und Marketing. Das bearbeitet ein Onlinemanager. Wir haben unsere Aktivitäten bei Mobile.de wirkungsvoll verstärkt. Mobile.de ist unser stärkster Werbepartner. Wir gehen da in Sachen Vertrieb gemeinsam neue Wege. Dann haben wir weitere Investitionen in unserer Homepage vorgenommen. Dahinter steht das Ziel, den besten Internetauftritt mit digitalen Funktionen zu generieren. Ferner arbeiten wir intern an digitaler Prozessgestaltung. Wir wollen in unserem "Autowerk" hier in Brehna pro Tag 110 Fahrzeuge aufbereiten und entsprechend im Netz hochwertig präsentieren. Oder wir optimieren fortlaufend unsere Einkaufs-IT, um international zeitnah, also in Echtzeit agieren zu können.
AH: Ihr Unternehmen ist aber dennoch sehr aktiv im Print-Werbebereich unterwegs?
W. W. Anclam: Für 2020 ergibt sich da eine große Veränderung. Unsere neuen Werbepläne sehen künftig nur noch ein Drittel Print vor. Dann machen wir eine starke Radiowerbung. Und die werbliche Onlinestrecke bauen wir 2020 erheblich aus.
Direktvertrieb?
AH: Arbeitet Autoland auch an der Thematik Direktvertrieb für ganz Deutschland?
W. W. Anclam: Nein, das möchten wir nicht. Wir halten das regional und setzen bewusst auf Regionalität. Region ist für uns ein Bundesland. Unsere Strategie: Wir gehen lieber direkt vor Ort zum Kunden.
Studienreise AutoLand AG, Berlin
BildergaleriePersonalmanagement
AH: In Ihrem Unternehmen arbeiten über 900 Mitarbeiter. Zum Thema Fachkräftemangel: Wer sucht personell in ihrem Hause was? Für welche Niederlassung? Wie ist das Personalmanagement organisiert?
W. W. Anclam: Wir haben für die Gesamtsteuerung der Autoländer in den einzelnen Bundesländern Bereichsleiter eingesetzt. Vier an der Zahl. Jeder von ihnen hat wiederum einen verantwortlichen Mitarbeiter für das Personal. Über diese gestalten wir das Gewinnen neuer Mitarbeiter. Diese erhalten zusätzlich gezielte Unterstützung über Personalspezialisten hier in der Zentrale. Wird vor Ort in einer Niederlassung beispielsweise ein Mechatroniker gewonnen, so kann dessen Arbeitsvertrag live zur Unterschrift ausgedruckt werden. Oder auch Online-Bewerbungen werden tagesaktuell bearbeitet. Die elektronische Personalakte ist selbstredend.
Training
AH: Und wie ist bei Autoland der Schulungsbereich angelegt?
W. W. Anclam: Bislang arbeiten wir neue Mitarbeiter unmittelbar vor Ort in ihre neuen Aufgaben ein. Da werden wir künftig einiges zentralisieren. Verkäufer kommen erst hierher in die Zentrale nach Brehna, um dann vor Ort gleich aktiv agieren zu können. Wir wollen wachsen. Und da bauen wir auch systematisches Führungstraining für den Nachwuchs auf.
"Autowerk"
AH: Was ist in Ihrem "Autowerk" neu entstanden?
W. W. Anclam: In unserem Autowerk wurde eben das 3.000. Fahrzeug fertiggestellt. Da machen wir von Karosserie-, Lackarbeiten, Aufbereitung alles. Ehrlich, obwohl wir das erst vor vier Jahren in dieser Dimension errichtet haben, müssen wir feststellen, dass das schon wieder alles zu klein ist. Wir müssen jetzt außerdem noch in Smart- und Spot-Repair investieren, um den Gesamtdurchlauf signifikant erhöhen zu können.
Einkauf
AH: Sie gelten in der Branche als Einkaufsweltmeister. Wäre für Sie eine Konstellation im kooperativen Sinne denkbar, dass andere Händler an ihrem Einkauf partizipieren?
W. W. Anclam: Das machen wir bereits mit der "Autowelt" und werden das aber ebenso mit "Autoland-Händlern" in Zukunft angehen. 2020! Das kann man hervorragend digital abbilden. Die Ware steht hier. Der Händler kann sie auf seiner eigenen Plattform zeigen und kann die Fahrzeuge dann hier abholen oder zustellen lassen. Bis das dann auch rund ist und Stückzahlen bringt, braucht das noch zwei Jahre.
Auto und Vertrieb
AH: Wie sieht WWA die Zukunft für den Vertrieb von Automobilen?
W. W. Anclam: Die Grundsatzfrage bleibt: Wie wird der Hersteller seine Ware, die er produziert, künftig vertreiben? Nur über das Herstellernetz wie bisher oder gibt es auch andere Möglichkeiten? Durch Direktvertrieb oder auch durch große freie Handelsgruppen? Wir sind da für alles offen und auch in der Lage, weiterhin große Stückzahlen abzusetzen.
Autoland und E-Auto
AH: Ein Wort zum E-Auto? Wie gehen sie bei Ihrer Absatzdimension damit um?
W. W. Anclam: Gegenwärtig können wir das E-Auto noch vernachlässigen. Das bewegt sich aktuell im einstelligen Zulassungsbereich. Uns interessiert das große Massengeschäft. Und das individuelle Geschäft überlassen wir für diese Vertriebswege den besseren Kaufleuten.
Service
AH: Welche Bedeutung hat der Service bei Autoland?
W. W. Anclam: After-Sales ist bei den Kunden, die bei uns kaufen, ein wichtiges Thema. Es geht um den Faktor Sicherheit. Service ist ein Thema, das Vertrauen schafft. Daher haben wir an jedem Standort eine Meisterwerkstatt mit der modernsten Technik. Wir müssen aber aus der Werkstatt keinen Profit ziehen. Das machen wir mit dem Handel. Nach den Worten meines Vaters: Ist der Handel noch so klein, bringt er mehr als Hände-Arbeit ein.
Gebrauchtwagengarantien
AH: Wie läuft ihr Geschäft mit den Gebrauchtwagengarantien?
W. W. Anclam: Wir machen Eigengarantien. Wir werden dieses Jahr auf 15.000 verkaufte GW-Garantien kommen. Für Kunden, die von weither kommen oder für Sondermodelle, vertreiben wir auch eine nicht eigene Haus-Garantie.
Absatzfinanzierung
AH: Ein Wort zur Absatzfinanzierung? Wie viel Prozent der Fahrzeuge, die sie vermarkten, werden finanziert?
W. W. Anclam: Rund 50 Prozent der Verkäufe, die wir tätigen, laufen über Absatzfinanzierung. Genau sind es 47 Prozent. Das machen wir mit großer Freude, weil es für uns in der Wertschöpfung wirklich Gewicht hat. Der Vertrieb der Absatzfinanzierung hat für uns denselben Stellenwert wie der Automobilhandel selbst. Wir versuchen ja auf allen Gebieten mit den Besten zusammenzuarbeiten. In Sachen Finanzierung ist das für uns die Santander Consumer Bank AG.
Das Jahr 2020
AH: Wie stimmen sie ihre Mitarbeiter für 2020 ein?
W. W. Anclam: Grundsätzlich sind wir für das Jahr 2020 zuversichtlich. Bei den Mitarbeitern bedanken wir uns für die hervorragende Arbeit im abgelaufenen Jahr. Wir geben dann einen Ausblick nicht nur für das Jahr 2020, sondern bis 2025. Bis dorthin planen wir den Börsengang der Autoland AG. Darauf wird auch unser ganzes Denken und Handeln fokussiert. Und dazu spreche ich regelmäßig zu den Mitarbeitern.
Autoland AG
AH: Sie haben seit im Januar diesen Jahres Autoland zur AG gemacht. Ein paar Anmerkungen zu diesem Schritt?
W. W. Anclam: Wir sind künftig mit allen Zahlen veröffentlichungspflichtig. Es geht hier um mein Lebenswerk, das ich über vierzig Jahre aufgebaut habe und das muss ja gesichert werden. Nun gilt es, die Aktiengesellschaft mit erheblichem Kapital auszustatten, so dass wir weiter im Umsatz und Ertrag wachsen können. Wir wollen ja dann an der Börse einen guten Start hinlegen.
Der besondere Impuls
AH: Sie haben in den zwölf Jahren ihrer Gastdozentenschaft an der Hochschule in Geislingen viele zu ihren Fans gemacht. Bitte abschließend noch einen Impuls an die Nachfolger-Generation in der Branche?
W. W. Anclam: Werden Sie lokal oder regional mit dem, was und wie Sie es tun, eine Macht. Machen Sie es einzigartig! Sie werden gewinnen. Immenser Fleiß, ständiges Lernen, Verbessern, Ideen mit Wirkung, gepaart mit jahrzehntelanger Kontinuität, so werden Sie Ihr eigenes Lebenswerk bauen. Dabei darf Ihnen niemand vorschreiben, was Sie tun oder lassen sollten. Auf unternehmerische Freiheit setzen. Das wünsche ich Ihnen.