Branchengrösse: Aus dem Leben von Sir Kurt Kröger

Für den 11. Mai 2017 deutet seine Lebensuhr 80 Lenze an. Wer ihn an seinem Schaltpult in der Dello-Zentrale aufsucht, trifft auf einen Menschen, der über seine stilvolle Kunst, wirkungsvoll zu führen, und über sein Lebenswerk zu adeln ist: "Sir Kurt Kröger"! Wer mit 80 noch im Cockpit seines Fliegers die Verantwortung am "Steuerknüppel" in Händen hält, mag von Natur aus über den Dingen stehen und hat obendrein die ärztlich festgestellte TÜV-Gewissheit, nicht nur im Geiste, sondern ganz allgemein mit reichlicher Gesundheit bedacht zu sein. Wie zufällig, sein Ehrentag fällt mit seinem Firmenjubiläum zusammen: 1987 startete er seine umfassende Tätigkeit als Geschäftsführer im Hamburger Traditionshaus Dello. Vor 30 Jahren! Per Handschlag mit dem legendären Hans Ravenborg, Inhaber von Dello, trat er seine "Dello-Reise" an. Kröger: "Ich habe heute noch keinen Geschäftsführervertrag. Ein Dreizeiler mit der Verdienstbescheinigung. Das war's damals. Ich wollte das so!" Dello gehörte schon damals mit 16 Häusern und 125 Millionen Euro Gesamtumsatz zu den führenden Autohäusern in Deutschland. Die heutige Dimension hat europäisches Handelsformat: 800 Millionen Euro Gesamtumsatz, 18.000 verkaufte Neu- und 22.000 Gebrauchtwagen pro Jahr, 60 Autohäuser in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern und über 1.650 Mitarbeiter. Man möchte das so umschreiben: drei Unternehmen, eine Autowelt: Dello - Dürkop - Autohaus Hansa Nord. Krögers Werk! Er brachte dafür beste Voraussetzungen mit. Das "Wie" macht ihn zum Sir! Seine Art im Umgang mit den Menschen ist stete Noblesse. Über den Dingen stehen, immer Contenance, eine besondere Gabe stilvollen Formulierens, Respekt vor anderen Standpunkten, geistige Überzeugungskraft und enormer Fleiß, das sind die Prädikate des Jubilars. Einen 12- bis 14-Stundentag empfindet er heute noch als Erholung. Kröger: "Das Schönste ist für mich jeden Abend, wenn ich im Rückblick sehe, was wir alles diskutiert, arrangiert haben. Auch unliebsame Dinge. Aber alles immer in guter, gestaltender Diktion." Dazu muss man Krögers Hintergründe kennen. Eine farbige Vita! Der gebürtige Bremer machte ab 1954 eine kaufmännische und technische Lehre bei Borgward, in unmittelbarem Umfeld von Karl Borgward, zu dessen Söhnen er gute Kontakte hatte. Gemeinsame Tanzschule! Kröger: "Und jetzt kommen die nach ihrer finalen Finanzschwäche 1961 als Chinesen zurück und werden in Bremen ab 2019 fabrikneue Autos montieren. Da wird mein nostalgisches Automobilherz buchstäblich beflügelt." Wunsch war für den "jungen Kröger", Distriktleiter bei Volkswagen zu werden. Dort wurde aber praktische Verkäufererfahrung vorausgesetzt. Diese erwarb er sich bei Opel Burr in Bremen. Der Deutschlandchef von Volkswagen, Horst Kabisch, holte Kröger dann zur Gottfried-Schultz-Gruppe, VW-Großhändler in Düsseldorf, an den Höherweg 85. Dort stieg Kröger bis zum VW-Verkaufsleiter auf. Eine Kröger-Anekdote: Der damalige Generalbevollmächtigte im Hause Schultz, ein Herr Schreiber, ein Arbeitsmensch, schaute abends, bei Dunkelheit gegen 22 Uhr auf seine Uhr und prägte die bis heute gültige Formel: "Mensch, Kröger, eigentlich ist es zu spät zum Abendessen, machen wir weiter!" Das nennt man Emsigkeit im Notwendigen. Wende in der Sicht der Dinge! Jetzt kam Krögers Ausflug in die Industrie, zu Chrysler. Man wollte in Europa ein Netz aufbauen. Letztlich ist mit zeitlichem Verzug Peugeot eingestiegen, also über Chrysler-Simca zu Peugeot-Talbot. Und so kam Kurt Kröger 1981 zu Peugeot. Dort baute er erst die Niederlassung in Bremen auf. Pierre Baehr, der Generaldirektor Deutschland, machte ihn über Nacht zum Peugeot-Vertriebschef Deutschland. In der Peugeot-Ära wurde ihm über den engen Austausch mit der Zentrale in Paris bewusst, was es heißt, sich immer mit mehreren Fachgremien abstimmen zu müssen. Wer Ambitionen als freier Unternehmer hegt, tut sich damit schwer. Die Städtehanse rief! Hans Ravenborg, der Inbegriff des blitzdurchtränkten Opel-Händlers, seit 1903 über seine Familie für ganz Hamburg mit einem Opel-Generalvertretervertrag ausgestattet, übernahm von seiner Mutter, Lisa Praesent, die nach dem Krieg große Aufbauarbeit leistete, 1963 die Geschäftsführung von Dello. Es war auch Hans Ravenborg, der aus Amerika das Leasinggeschäft nach Deutschland importierte und die ALD gründete, die später an die Deutsche Bank verkauft wurde. Hans Ravenborg gehörte zu den Gründern der Techno, war lange Jahre Präsident und wirkungsvoller Repräsentant der Opel-Händler etc. Eine Brancheninstitution! Die Verkörperung des Hanseaten. Er war 64 Jahre alt, als er 1986/87 einen Geschäftsführer suchte. Und so kamen Kurt Kröger und Hans Ravenborg zusammen. Hans Ravenborg war damals gesundheitlich in einer prekären Situation und legte drei Monate nach Krögers Antritt seine Geschäftsführung nieder. Nun war dieser alleiniger Geschäftsführer. Kröger in der Rückblende: "Ich habe mit Hans Ravenborg nie ein schwieriges Thema gehabt. Wir haben uns immer sehr gut verstanden, weil wir immer ehrlich miteinander umgingen." Ravenborg war genesen und begleitete als Gesellschafter und Beiratsvorsitzender bis zu seinem Tode 2008 die Unternehmensgeschicke. Kröger: "Hans Ravenborg war immer ein vorausdenkender Mensch und sehr gut und sehr fundiert dabei. Seine wichtigste Frage bei all unseren Zusammenkünften, sei es im traditionellen Anglo-German-Club in Hamburg oder auf Sylt: Was machen wir morgen?" Hanseatische Wachstumsstationen Diesen Weg setzte Kurt Kröger bis heute mit durchgängigem Erfolg fort. 2003 stieg Dello mit Toyota in den Mehrmarkenhandel ein. Dürkop brachte bei der Übernahme der Versicherungsanteile der Nürnberger durch Dello zum 1.1.2015 14 Marken mit. Auch Autohaus Hansa Nord mit den Marken BMW, Mini, Jaguar, Land Rover mit den Standorten Lübeck, Kiel, Eutin, Oldenburg, Bad Segeberg und seit 1.4.2017 in Wismar kam zum 1.1.2015 zu Dello. Björn Heilmann, Geschäftsführer der Autohaus Hansa Nord-Niederlassungen, wurde eben von BMW als "Manager of the year" ausgezeichnet. Kröger: "Wir sind da noch nicht am Ende. Solche Übernahmen brauchen Zeit, kulturelle Anpassung. Bei Dürkop haben wir uns als Zeitachse Ende 2018 gesetzt. Da stecken ohne Frage große Synergiepotenziale drin. Diese gilt es zu heben. Oder auch anders: Wir haben allein für die Optimierung unserer IT-Struktur für die nächsten fünf Jahre ein Investment von fünf Millionen Euro eingeplant. Womit wir bei der investiven Seite für das Autohaus der Zukunft wären. Das wird eine kapitalintensive Veranstaltung." Den internationalen Teilehandel hat Dello mit einem eigenen Logistikzentrum 2011 in Reinbek bei Hamburg aufgebaut. Zukunft machen! Für die Zukunft gibt sich Kröger optimistisch: "Die automobile Landschaft wird sich, wie in der Vergangenheit auch, verändern. Die Frage wird sein: in welchem Tempo. Da würde ich mir auch mehr Offenheit, mehr Einbezug seitens der Hersteller wünschen." Für die Zukunft des Hauses ist gesorgt. Ravenborgs Sohn Ramses, der nach der Amtsübernahme von Kurt Kröger als Betriebsleiter fungierte, sollte durch Kröger auf die Geschäftsführung vorbereitet werden. Kröger wollte, so war es vereinbart, mit 60 ausscheiden. Ravenborgs Sohn zog es aber aus familiären Gründen seiner Frau nach Kalifornien zurück, was Hans Ravenborg lange schmerzte. Der Hanseat Ravenborg: "Sie, Herr Kröger, erhalten ab morgen die Gesellschafteranteile meines ausgeschiedenen Sohnes. Aber dafür müssen Sie länger arbeiten!" Und so kam's. Kröger: "Das operative Geschäft bei Dello und Dürkop wird bereits von den Geschäftsführern Björn Böttcher und Christian Cuypers gestaltet. Das Autohaus Hansa Nord von Björn Heilmann. Ich selber bin nach wie vor gerne dabei, betreibe mit Freude meine Fliegerei, spiele gelegentlich Golf und nehme mir immer mal wieder für acht Tage zusammen mit meiner Frau eine Auszeit. Ansonsten bin ich auch aktiv dem Hamburger SV sehr verbunden und freue mich, wenn es meinem Freund Uwe Seeler bald wieder besser geht." Die Kunst der kleinen Schritte ist das eine. Sir Kurt Kröger hat mit seinen großen Branchenschritten Maßstäbe gesetzt. Gratulation! Reputation!

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