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HB ohne Filter vom 5. Februar 2010

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Datum:
05.02.2010

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Heute zu den Themen: Klemmende Toyota-Pedale, GVO 2010 und Serviceverträge, Präventive Achsvermessung – die neue Brancheninnovation, Automobile Januarentwicklungen, Banken und Verhaltensveränderung.


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1. Februar - Montag


Klemmende Toyota-Pedale. Bei Rückrufaktionen werden die betroffenen Fahrzeughalter jeweils vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) direkt in Kenntnis gesetzt. Waren es 1998 pro Jahr 55 Aktionen, so schaut man für 2008 auf sage und schreibe 148 Anlässe zurück. Wenn nun der Weltmarktführer Toyota weltweit mehr als acht Millionen Fahrzeuge, davon 1,8 Millionen in Europa und 216.000 Pkw in Deutschland zurückrufen muss, so führt das zu erheblichen Kratzern am bislang makellosen Image. Ausgerechnet bei jenem Konzern, der seit 40 Jahren TQM, sprich "Total Quality Management", auf allen Ebenen lebt, haut es nun die größte Qualitätsdelle in der fast 80-jährigen Firmengeschichte rein. Und das ausgerechnet zu der Zeit, in der Toyota General Motors vom ersten Platz als Weltmarktführer ablöste. Das ausgerechnet in Folge des Jahres 2009, in dem Toyota erstmals in seiner Firmengeschichte einen Verlust schreibt. Das ausgerechnet in der Zeit, in der Toyota den Rückzug aus der Formel I vollzieht. Das ausgerechnet in der Zeit, als Toyota mit der Hybrid-Technik in den USA und in Japan mit dem Prius einen Umweltrenner auf die Straße setzte. Und dieser Hybrid-Imageträger Nr. 1 hat jetzt plötzlich bei unebenen oder vereisten Straßen Bremsprobleme. Dass über die gemeinsame Plattformstrategie im tschechischen Werk Kolin nun auch PSA (Peugeot Citroen) betroffen ist, läuft quasi im Toyota-Schatten unbemerkt mit. Wer anders als Rabattkönig Dudenhöffer konnte in Tageseile ausrechnen, dass die Pedal-Schadenbehebung Toyota einen Milliardenbetrag kosten wird. Wie sich das auf das künftige Rabattgefüge bei Toyota auswirken wird, muss Dudenhöffer noch eruieren. Die Substanz-Studie dazu läuft schon.


Ab nächster Woche sollen die erforderlichen Teile bei den deutschen Toyota-Händlern eintreffen, so Toyota-Verbandspräsident Burkhard Weller heute als "Star-Gast"“ auf dem AUTOHAUS-Perspektivseminar in Leipzig. Die Reparaturdauer für das erforderliche Korrektiv wird 15 Minuten betragen. Außerdem werden die Toyota-Händler ihre Kunden vor dem KBA anschreiben, um die angestammte Vertrauensebene auf ihre Art wieder herzustellen.


Man muss aber sehr wohl den Gründen nachgehen, weshalb die Zahl der Rückrufaktionen Jahr um Jahr steigt. Klar: mehr Modelle, mehr Rückrufe. Kürzere Entwicklungszeiten, mehr Rückrufe. Hochwertigere Technik und Elektronik, mehr Rückrufe. Opel leidet noch heute unter dem Lopez-Effekt. Man geht offensichtlich aus Kostengesichtspunkten bis an die technologischen Grenzen. Zu Lasten der Qualität! Qualität, Expansion und dann noch schwäbische Spartriebe, das ist zu viel des Guten. Aber bitte: Nichts ist unmöglich! Toyota kriegt das nun am eigenen Slogan auf voller Breitseite ab.


Das Pedaldebakel hat aber noch eine ganz andere Dimension. VW-Konzern-Feldherr Ferdinand Piech redet gelegentlich vom tobenden Wirtschaftskrieg. Es ist unschwer nachzuvollziehen, dass der GM-Konkurs in 2009 das amerikanische Selbstwertgefühl erheblich belastet. Toyota wird sich nun im US-Repräsentantenhaus einige grundlegende Fragen zur Pedal-Malaise gefallen lassen müssen. Letztlich geht es aber um die Marktführerschaft auf dem amerikanischen Markt. Die Stellung von Toyota wird dort als Affront empfunden. Die Verluste der Amerikaner auf dem US-Markt sind die Erfolge der Japaner. GM – mit 50 Milliarden Euro Schulden an den Staat im Rücken – offeriert gegenwärtig 1.000 Dollar Nachlass, wenn ein Toyota-Kunde auf eigene Modelle umsteigt. Dabei geht es nicht um reguläres Marktgeschehen, sondern um eine Prämie aus der Staatskasse. Hier darf man nicht von Markt-, sondern muss von klassischer Industriepolitik sprechen. Die Automobilwirtschaft als Staatsangelegenheit! Und der "alte Fuchs" Piech sieht auf dem amerikanischen Markt für Volkswagen eine neue Marktchance. 2009 setzte dort Volkswagen ganze 298.000 Fahrzeuge ab. Dem entspricht ein Marktanteil von drei Prozent. 2011 soll das neue Volkswagenwerk in Chattanooga ans Netz gehen. Die VW-Ziellatte auf dem US-Markt ist auf sechs Prozent Marktanteil gesetzt. Ein Stück Wettlauf um Position Nr. 1 im Weltmarkt zwischen Toyota und VW wird auf dem künftigen US-Markt entschieden werden.


2. Februar - Dienstag


GVO 2010 und Serviceverträge. Nachdem der ZDK und CECRA-Präsident Prof. Dr. Jürgen Creutzig sich dafür stark gemacht hat, dass die Serviceverträge und Verkaufsverträge im Rahmen der neuen GVO 2010 wieder unter ein einheitliches Vertragsdach zusammengefasst werden sollen, sind wir in Brüssel direkt vorstellig geworden. Dr. Stephan Simon von der Direktion Wettbewerb der EU-Kommission bestätigte AUTOHAUS gegenüber, dass auch nach der Neuregelung der Kfz-Gruppenfreistellungsverordnung Betriebe, die die Standards erfüllen, einen Servicevertrag bekommen. Simon verwies auf Absatz 60 des im Dezember veröffentlichten Entwurfs der Leitlinien zur neuen Kfz-GVO.


Diese Aussage ist beispielsweise für alle VW-Vertragswerkstätten von Bedeutung, die derzeit mit Abfindungsangeboten aus dem Netz herausgelöst werden sollen. ZDK und CECRA, vor allem CECRA-Präsident Jürgen Creutzig, sollten ihre unhaltbare, weil mittelstandsfeindliche Position endlich aufgeben.


3. Februar - Mittwoch


Präventive Achsvermessung – die neue Brancheninnovation. Jozsef Bugovics, Geschäftsführer von API in Leipzig, präsentiert gegenwärtig bei den AUTOHAUS-Perspektivseminaren seine Erfindung, den absoluten Branchenhammer: Präventive Achsvermessung! Die hohe Erkenntnis: 80 Prozent der Fahrwerke, die in die Werkstatt kommen, liegen außerhalb der vom Hersteller vorgegebenen Toleranzwerte. Die klassische Achsvermessung dauert inklusive der Aufrüstung der Prüfgerätschaft rund 25 Minuten. API legt ein elektronisches Messsystem vor, das eine Prüfung innerhalb von fünf Minuten ermöglicht. Wie sieht das Geschäftsmodell aus?


API stellt die Gerätschaft, die Wartung, Updates und Austausch des Gerätes zur Verfügung. Einmalkosten für den Anschluss: 2.500 Euro. Der Händler bezahlt pro Prüfung an API 25 Euro. Je nach Zahl der Messungen sinkt der Beitrag bis auf acht Euro pro Messung.


Bei Neufahrzeugen oder Fahrzeugen bis 10.000 km wird eine Vermessung in der Regel nicht erforderlich sein. Wenn also ein Betrieb pro Tag 25 Durchgänge macht, wird es 15 Fahrzeuge geben, bei denen eine Vermessung durchgeführt wird. Diese Prüfung kostet den Kunden nichts. Ein Diagramm zeigt dann dem Kunden den grünen oder roten Bereich der Messwerte an. Zehn Kunden – so die Erfahrung aus 150 Betrieben – geben dann den Auftrag zur Einstellung. Pro Achseinstellung werden in der Regel 79 bis 99 Euro bezahlt. Da ist ein Zusatzumsatz im Service von 1.000 Euro pro Tag nicht aus der Welt. Und das ohne Teileumsätze gerechnet. Die präventive Achsvermessung macht außerdem für die Gebrauchtwagenbewertung, bei Leasingrückläufer wie im Reifengeschäft großen Sinn. Idealer Standort des Achsmessgerätes wäre die Direktannahme. Doch API entwickelt hier – auch in Kooperation mit dem TÜV Nord – für jedes Autohaus einen individuellen Maßanzug. Für die Gerätschaft wird mit dem Händler ein Vertrag über fünf Jahre Laufzeit vereinbart. Innerhalb dieser Zeit wird jedes Autohaus von API permanent betreut. Fazit: Mit der präventiven Achsvermessung wird ein neuer "Verbrauchsartikel" im Service-Geschäft geschaffen, der zusätzliche Erträge generiert. Weitere Details unter: www.api-international.com


4. Februar – Donnerstag


Automobile Januarentwicklungen. Im Rahmen der AUTOHAUS-Perspektivseminare gab es zum Monat Januar quer durch die Händlerschaft gemischte Analysen. Grundsätzlich gehört der erste Monat des Jahres zur braven Umsatzsorte. Ein Opel-Händler zeigte sich positiv über den Verkauf überrascht. Ein anderer würdigte ordentliche Werkstattergebnisse trotz Schnee. Ein Dritter begrüßte die ersten Kunden aus der Abwrackprämie im Service. Mancher Händler kann aus der gesamten Umweltprämienaktion auf 70 Prozent neuer Kunden setzen.


In der zweiten Monatshälfte Januar wurde auf alle Fälle viel geworben. Auffallend sind dabei die Finanzierungszinssätze. Für gebrauchte Junge Sterne-Daimler 3,33 Prozent. Opel bietet gar Null Prozent Zinsen zuzüglich Null Euro Anzahlung. Mancher Opel-Händler ist zuzüglich mit fünf Inspektionen und sechs Jahren Garantie dabei. Das Tigra Cabrio ist zum Winterpreis von 14.990 Euro statt 22.800 Euro zu haben. Ford kombiniert die Flatrate mit 0,99 Prozent. Kleine Rate inkl. Service, begrenzt bis 31. März. BMW glänzte mit „Freude ist der schönste Start ins Neue Jahr“. Freude ist 169 Euro (BMW 116i 5-Türer). Freude ist kalkulierbar. Der Bestseller Chevrolet Matiz ist zum absoluten Bestpostenpreis zu haben: 6.990 Euro bei Dello. Volkswagen ist mit Team-Sondermodellen im Boot. Um die Offerte schlüssig zu machen, braucht man dort ein Drittel des Werbeplatzes für die Fußnoten! Der Legacy Combi 2.00 „Comfort“ von Subaru ist in München mit Dieselpartikelfilter zum Barpreis von 25.490 Euro zu haben. UPE: 35.715 Euro. Volvo Krüll offeriert in Hamburg beim Kauf eines gebrauchten Volvo 3.000 Euro Auszahlung. Auf ausgewählte Fahrzeuge 0,9 Prozent Finanzierung. Der HU/AU Service wird für 79 Euro angeboten.


5. Februar - Freitag


Banken und Verhaltensveränderung. Seit September 2008 stehen wir mitten in der ersten Krise der Globalisierung. Deren Auslöser: Radikale im Bankengewerbe! Spekulanten haben heiße Luft bilanziert. Oder anders: Sie haben Pferdeäpfel verkauft und Schokolade bilanziert. Und danach wurden ihre extremen Boni berechnet. Als die unsolide Kiste aufflog, mahnten diese Extremisten ihre Systemrelevanz an und schrien nach Rettung! Die HRE in München erhielt allein 87 Milliarden Euro Stützung. Das Kfz-Gewerbe für die Umweltprämie fünf Milliarden Euro. Und darüber wird heute noch kritisch gezetert. Die einschlägigen Herren aber treiben immer noch ihren organisierten Kundenverrat. Wann endlich wird dieser Freibrief für Verantwortungslosigkeit eingezogen?


Inzwischen gingen eineinhalb Jahre ins Land und immer noch hängen diese Bank-Buben an ihrer alten Masche. Es hat sich immer noch nichts Grundsätzliches sichtbar verändert. Im Gegenteil, die Investmentbanken schütten auch für 2009 Boni in angestammt überhöhter Dimension aus.


Bayerns Sparkassenpräsident Siegfried Naser, der erst Ende Februar 2010 wegen der Affäre um die Landesbank zurücktritt, hat u.a. maßgeblichen Anteil am 3,7 Milliarden-Desaster bei der Hypo Alpe Adria. Der ehemalige Kitzinger Landrater bezieht dennoch für 2009 sein Jahresgehalt von 600.000 Euro plus Boni. Jetzt streicht er für sein vorzeitiges Ausscheiden auch noch eine Abfindung von 1,5 Millionen Euro ein, erhält danach als Sparkassenpräsident eine Pension und obendrauf jene als ehemaliger Kitzinger Landrat. Wann endlich kapieren die Herren Banker und Politiker, dass die Gesellschaft derartige Übertreibungen nicht mehr akzeptieren wird. Da wird die CSU in Bayern mit einem Marktanteil unter 40 Prozent zurecht übel abgestraft werden. Derartige Exzessen sind alles andere als Beiträge zur Stärkung des Vertrauens in die Banken. Schaut man hin, wie dem Mittelstand durch die Banken die Kreditlinien gekürzt oder gar gestrichen werden und vergleicht das mit diesem fürchterlichen Selbstbedienungsgebaren, sollten sich manche nicht wundern, dass auch über derartige Schienen die Saat zur Gewalt gelegt wird und die Demokratie unterwandert wird.



Spruch der Woche:
"Die Rabattschlachten der letzten Zeit etwa in den USA – haben gezeigt, dass es dabei keine Sieger gibt, sondern eine nachhaltige kaufmännische Kalkulation zunichte gemacht wird." (Matthias Wissmann, VDA-Präsident)

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen


Ihr



Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

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KOMMENTARE


Eugen Thoma

06.02.2010 - 00:03 Uhr

Vorhin habe ich mir die amerikanischen Seiten (z.Beispiel www.latimes.com, also die Los Angeles Times) angeschaut und gegrinst, weil dort gezeigt wird, wie die Werkstatt-Leute mit Handschuhen, Schutzbrille, Handsäge, Schleifer und Handfeile die Pedale von CTS um etwa zwei Zentimeter kürzen!! Das Pedal muss ausgebaut und im Schraubstock zwischen Kunststoffbacken eingespannt werden. Die 15 Minuten Reparaturzeit erachte ich, höflich gesagt, als stark untertrieben... Zusätzlich wird bei einigen Modellen das Schaumstück unter dem Teppich durch ein dünneres ersetzt. Es dürfte also klar sein, dass nicht etw ein zusätzlicher Teppich die Klemmerei ausgelöst hat, sondern die Original-"Vorrichtung" (Als Konstruktion darf man diese Kombination ja nicht bezeichnen..) Uebrigens hat Toyota Pedale von CST, Delphi und Hella. Aerger macht einzig die CTS-Variante, soll im Einkauf 15 Dollar kosten, als Ersatzteil für den Kunden dann 120! Die Amis beziffern die Kosten für Toyota auf über 2 Milliarden Dollar. Zudem ist jetzt eine Kommission am Werk, die untersuchen soll, wie Toyota sich in den letzten Jahren mit diesem und anderen Problemen tatsächlich auseinandergesetzt hat. Der Aerger wird in den nächsten Monaten noch massiv zunehmen!


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