HB ohne Filter vom 4. März 2016
Heute: 86. Internationaler Automobilsalon in Genf, 30 Jahre ATU, Lifestyle 2016 bei Kohl Automobile Aachen, Harald Wulff zum 80. Geburtstag, Das AUTOHAUS Perspektiven-Team 2016.
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04.03.2016Heute: 86. Internationaler Automobilsalon in Genf, 30 Jahre ATU, Lifestyle 2016 bei Kohl Automobile Aachen, Harald Wulff zum 80. Geburtstag, Das AUTOHAUS Perspektiven-Team 2016.
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86. Internationaler Automobilsalon in Genf
120 Weltneuheiten sind in Genf bis zum 13. März zu bewundern. 700.000 Besucher werden erwartet. Nach Detroit folgt im Jahr gleich Genf als erste europäische Messe. 200 Aussteller aus über 30 Ländern sind vertreten. Als Beobachter ist man beim Salon 2016 innerlich gespalten. In Genf wird von den Herstellern gezeigt, was die Kunden kaufen sollen. In der Tat, das Geschäft läuft derzeit nach wie vor gut über größere Autos, über SUVs, jetzt sogar auch neu bei Maserati, über noch mehr Power in der Motorisierung und das alles mit opulenter Ausstattung. Davon leben wir! Steht man in Genf vor dem neuen Bugatti Chiron, tut sich ein automobiler Himmel auf, bar jeglicher Realität. Die perfekte Inszenierung einer Illusion. 1.500 PS, in 6 sec. von 0 auf 200, 16 Zylinder, offizielle Höchstgeschwindigkeit 420 km/h, der Preis: 2,4 Millionen Euro, Lieferzeit zwei Jahre. Der Spritverbrauch von angeblich 190 l/100 km wird zurückgehalten. Die Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung hat da allenfalls in weiter Ferne für die Radolfzeller Abmahnhaie Bedeutung. Limitierte Auflage des Chiron: 500 Prachtsexemplare. Wer bleibt da nicht stehen und erbaut sich an hoher Ingenieurskunst. Das nennt man automobile Emotion!
Allerdings sollte man zukunftsgerichtet weniger diesen spektakulären "Volkswagen" hochhalten, sondern ein mögliches 1-Liter-Auto zum Preis von 8.500 Euro oder gar das kleinste Elektroauto. Ein echtes Stadtauto, wo zwei auf einem Platz parken können. Da sorgte doch auf dem VW-Stand, als VW-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann den neuen Kleinwagen Up! vorstellte, der britische Komiker Simon Brodkin im Blaumann für ein unliebsames Intermezzo. Er wollte auf großer Bühne am Fahrzeug eine "Cheat Box" (Schummelkasten) anbringen. Siehe da, der Diesel-Makel schwingt auch in Genf mit und bohrt sich nun in Deutschland für die 2,4 Millionen Rückholexemplare weiter, bis deren Restwertfrage am Tage X zum weiteren Wertverlust führt. Der biblische Satz "Hütet euch vor den Gezeichneten" setzt sich bei VW fort.
In Genf wurden immer wieder thematische Sonderausstellungen präsentiert. Auch frühzeitig zum Elektroauto. Man wünschte sich nun mehr Zukunftspräsentationen zu den großen Digitaltrends, dem selbstfahrenden Auto sowie zu denkbaren Geschäftsmodellen rund um die Mobilität. Selbst wenn die heutige Jugend angeblich dem Auto gegenüber nüchterner eingestellt ist, das Smartphon ist künftig zentrales Bauteil im Auto und wird da die Karten in der Mobilität auch für die jugendliche Nutzung neu mischen. Das Interieur eines Automobils wird digital. Nur beim Chiron legt man noch großen Wert darauf, dass Kinder mit aufgepresster Nase am Seitenfenster auf dem Tacho Tempo 500 entdecken. Virales Marketing! Das Cockpit denkt künftig mit und wird mit berührungsempfindlichen Bildschirmen bestückt sein. Die Außenspiegel werden durch Kameras ersetzt werden und fassen alles ohne toten Winkel mit Rundumsicht zusammen. Das alles mag noch für eine Messe wie Genf in weiter Ferne liegen, mag zu viel Zukunft sein. Umgekehrt ist aber eine (Verkaufs-)Messe wie der Salon in Genf zu viel Vergangenheit!
Die hohe Kunst = detailliertes Handwerk. Interieur des Bugatti Chiron. Man achte auf die Tachoansage: 500 km!
30 Jahre ATU
"Auto-Teile-Unger"! Dahinter steht das Unternehmergenie Peter Unger, der einst größter Reifenhändler war, ab 1986 die ATU-Kette aufbaute und 2002 bis auf 19 Prozent der Anteile an den Wagniskapitalgeber Doughty Hanson & Co. verkaufte. Ab diesem Zeitpunkt wurde es bei ATU - um das zurückhaltend ausdrücken - anders. Der Milliardär Unger, 1944 in Gossengrün im Sudetenland geboren, wird sich oft wundern, was angestellte, risikofreie Manager aus seinem Werk gemacht haben: Die Nr. 1 Meisterwerkstatt! So lautet zumindest der aktuelle Werbeslogan. Würde man den Werkstattesten Glauben schenken, sieht die Realität ganz anders aus. Wie auch immer, in Sachen Service-Marketing würde man sich wünschen, die Hersteller/ Importeure würden sich an ATU ein Beispiel nehmen. Kreativ, originell, vielfältig, modern. Eben auch in den wirkungsvollen virtuellen Facetten.
Die Jubiläumsausgabe (siehe Abb.) verspricht die Inspektion nach Herstellervorgaben für alle Pkw, SUV für 49,99 Euro zuzüglich Material. Vom 28. Februar bis 8. März wird jeden Tag ein anderes Service-Highlight gefahren. Vom Online-Knaller bis zum Winter- und Ganzjahresreifenrabatt von 20 Prozent.
Eines zeigt auch die Historie von ATU. Es gibt kein Unternehmen, das 30 Jahre nur Aufwärtsbewegung hat. Unterm Strich sieht es bei ATU umgekehrt aus! Gläubiger haben 2013 auf 600 Millionen Euro verzichtet. Das führte für ATU zu einem Gewerbesteuererlass der Stadt Weiden von 80 Millionen Euro und bei der Stadt Werl von elf Millionen Euro. Wie passt das zur aggressiven ATU-Werbung, zum permanenten Preisdumping? Nach normalen marktwirtschaftlichen Spielregeln wäre der Exit die Folge. Den sozialen Aspekt bilden die Arbeitsplätze. Wohl dem normalen Mittelständler, dem gleiches Heil im Sanierungsfall widerfährt!
30 Jahre ATU
Lifestyle 2016 bei Kohl Automobile Aachen
Immer in Bewegung! Das Mini Cabrio, der Jaguar F-Pace, der Range Rover Evoque Cabrio u.a. erfahren ein erweitertes Event-Spektrum. Im Schauraum im Hause Kohl wird dazu am 5. und 6. März eine große Lifestyle-Frühlingsmesse gestaltet. Da sind 28 Lifestyle-Gestalter dabei. Das Schönste aus den Bereichen Floristik, Raum- und Metallgestaltung, exklusives Mobilar, hochwertige TV- und Hifi-Technik, Kosmetik, Fitness, Schmuck, Schreibkultur, Mode, für Sie und Ihn, Gross und Klein, Kunsthandel und Delikatessen. Für weitere Bewegung an den Lifestyle-Tagen sorgen mehrere Modenschauen. Präsentiert werden außerdem moderne Zumba-Fitness und Bokwa-Tänze. Die Gastronomie wird über das hauseigene "Kohlibri" inszeniert. Ein Hammer-Event!
Das "Bewegungs-Team" mit Geschäftsführerin Gisela Kohl-Vogel (M.)
Harald Wulff zum 80. Geburtstag
Es soll 23 Jahre her sein, seit Harald Wulff, von 1978 bis 1993 Geschäftsführer von Nissan Deutschland, aus der ersten Verantwortung bei Nissan ausschied. Und sein einmaliges Markenzeichen jener Zeit, die Pfeife und die damit verbundene Hochkultur, ziert ihn heute noch. Auch wenn sich unsere persönlichen Begegnungen und Kontakte auf die eine und andere Jubiläumsveranstaltung wie beispielsweise bei der DAT, auf weihnachtlichen Briefwechsel sowie das eine und andere Telefonat reduzierten, so dürfen wir dennoch einer freundschaftlichen Grundverbundenheit und deren Treue gewiss sein. Harald Wulff, 1936 im schlesischen Waldenburg geboren, hatte ohne Frage Kanten. Man könnte auch sagen: klare, markante Linien. Man wusste bei ihm stets, woran man war. Er hatte klare Ziele. Und es muss ja seinen Grund haben, weshalb Nissan zu seiner Zeit vor allen japanischen Marken, vor allem vor Toyota auf der Siegertreppe stand. Man möchte da manchen Importeursgeschäftsführer oder Deutschlandverantwortlichen der Hersteller zu ihm in die Lehre schicken. Weshalb? Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Augenhöhe, Leistung und Gegenleistung - das waren Wulffs Fundamente. Dabei legte er großen Wert darauf, jeden Händler mit Namen persönlich zu kennen. Auch deren Betriebe. Mit seiner auffälligen Auffassungsgabe wusste er sofort, wenn ihm ein Händler etwas vormachte. Da konnte er sakrisch narrisch werden. Er nahm aber jeden Hinweis eines Händlers auf, der für das Ganze sinnvoll und nützlich war. Und er kümmerte sich häufig und vor allem zügig um deren Umsetzung. Wulff schätzte und würdigte das auch, was jeder Händler jeden Tag in seinem Alltag zu leisten hatte. Bei allen Ecken und Kanten: Man mochte sich, man schätzte sich.
Harald Wulff war auch von einer weiteren Seite beseelt. Er engagierte sich vielfältig in ehrenamtlichen Funktionen. Als Vizepräsident im VDIK, als Verwaltungsrat bei der DAT, als Beirat beim RWTÜV, beim IFA in Geislingen, bei der BFC in Calw. Er war ein Mann der hohen Disziplin und verdammt fleißig. Er ist nach wie vor gut drauf, humorig, schlagfertig und weiß den Herbst des Lebens freudig zu nehmen. Würde man ihn fragen, wie man dieses respektable Alter mit jugendlichem Herzen erreicht, würde er sicher philosophisch sagen: Pfeife rauchen! Harald Wulff lebt mit seiner Frau in Neuss. Dank und Gratulation an einen großen Manager und großartigen Wegbegleiter zu seinem heutigen Ehrentag!
Das AUTOHAUS Perspektiven-Team 2016
Letzten Freitag schlossen wir in hoch über Zürich, in Rüschlikon, unsere 24. Perspektiven-Tour 2016 ab. An neun Veranstaltungsorten hatten wir mit über 700 Teilnehmern persönliche Begegnungen. Es ist mir ein großes Anliegen, meinen Co-Referenten von dieser Stelle aus zu danken. Walter Missing für seine Klarheit im Komplex Hersteller-Händler-Beziehung und der strategischen Ausrichtung im Autohaus der Zukunft. Dr. Jörg von Steinaecker für die Darstellung der Chancen für den Autohandel in der digitalen Zukunft. Frank Motejat, dem Highlight, für seinen motivierenden Magnetismus, der von ihm als leidenschaftlicher Autohausinhaber ausging: Ein pushendes Feuerwerk an Impulsen. Sebastian Blens von MeinAuto.de für den Brückenbau zwischen stationärem und digitalem Automobilvertrieb.
Auf der Veranstaltung in Wien artikulierte KommR Ing Josef Schirak als Sprecher des Handels die Österreichische Handelssicht, in der Schweiz Markus Hesse (AGVS). Nicht im Bild die Wirtschaftsprüfer Horst Neubacher und Peter Harbauer von der Kanzlei RAW, die für das Kfz-Gewerbe die Umsatzrendite 2015 von 1,4 Prozent auf der Veranstaltung live vorstellten.
Es ist für mich ein wirklich sehr schönes Gefühl, nach der Veranstaltung zufriedene, zuversichtliche Händlergesichter zu erleben und gleich einer Karawane mit einem stimmigen Team über sechs Wochen von Stadt zu Stadt zu ziehen. Nachdem ich die Perspektiven-Veranstaltung nun zum 24. Mal verantwortlich gestaltet habe, möchte ich den Teilnehmern und meinen geschätzten Kollegen aufrichtigen Dank sagen!
Spruch der Woche:
"In Amerika ist der Diesel tot. Auch in Europa hat dieser Antrieb ungemein schwierige Zeiten vor sich." (Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer)
Mit meinen besten Grüßen zum Start in den verkaufsstärksten Monat!
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Nicole Stecker