HB ohne Filter vom 3. Mai 2013

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Datum:
03.05.2013Heute: Zukunft der Familienbetriebe, Kfz-Meister-HU, Grüne Steuerpläne, Sommerreifen-Management.
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29. April – Montag<br><br>Zukunft der Familienbetriebe
Gegenwärtig erscheinen wieder die Einheiten-Rennerlisten der Autohändler aus dem Jahre 2012. Danach haben die 100 größten privaten Automobilhändler 600.000 Neufahrzeuge und ebenso viele Gebrauchtwagen verkauft. Man berücksichtige, dass sich nicht jede große private Gruppe an dieser Befragung beteiligt. Man übt sich in bewusster Zurückhaltung. Die Niederlassungen bzw. Retailbetriebe werden in dieser Einheitenübersicht ebenso nicht berücksichtigt. Sprich, die Hersteller/Importeure rücken die Daten nicht raus. Man würde in der Rückschau feststellen, dass die Zahl der Direktverkäufe der Hersteller/Importeure seit Jahren Stück für Stück ansteigt. Bewusste Vernebelung. Die privaten Händler, mittelständische Familienbetriebe, halten also einen NW-Marktanteil von 20 Prozent. Aus diesen Marktübersichten geht ebenso nicht hervor, welche Neuwagen-Menge über den privaten Zulassungsmarkt, welche über gewerbliche Zulassungen erwirtschaftet wird. Die Tabelle schweigt sich außerdem über die Rendite der "Großen" aus. Wüsste man obendrein, welche der Top-100-Händler gezielt seitens der Hersteller/Importeure "gespritzt" wurden, käme wieder etwas anderes heraus. Das würde die Tabelle im Ranking plötzlich ganz anders gewichten. Eine weitere Gruppe wird ausgeklammert: die "Freien Neuwagen-Händler". Wenn man sich vor Augen führt, dass Deutschlands größter und bester Freier Händler 15.000 Einheiten vermarktet – allerdings nicht nur Neuwagen – und das mit einer zweistelligen Rendite, dann zeigt das, was "frei" in Sachen Rendite machbar ist.
Zum 1. Juni 2013 treten nun die neuen GVO-Regelungen im Neuwagenvertrieb in Kraft. Die Marken, die Vertragsänderungen dazu vornahmen, sind bekannt. BMW, Mini, Volvo sind noch im werden. Audi, Volkswagen, Seat, Skoda beispielsweise nahmen bislang keine Vertragsänderungen vor. Vermutlich setzt man hier aufgrund relativ gesättigtem Markt, überbesetztem Händlernetz und damit zunehmendem Wettbewerbsdruck darauf, dass da mancher Händler per Pleite aus dem Markt ausscheiden wird. Das macht die Bereinigung für den Hersteller "billiger".
Die zentrale Frage für alle aber bleibt: Wie kann und muss es gelingen, auf Sicht im Neuwagenvertrieb eine zukunftsträchtige Rendite einzufahren? Und das lässt sich ohne Integration des Onlinevertriebes nicht bewerkstelligen. Und wo bleiben dazu die Konzepte der Hersteller und Importeure? Wie sieht das neue Vertriebskonzept für die Zukunft aus? Im Gegenteil, man erhöht gegenwärtig immer noch den Druck auf die Investitionen ins klassische Geschäft im Autohaus. Wie tröstlich, dass die Hersteller den Grundsatz der Gleichbehandlung aller Partner betonen. Die Hauptmalaise für den Renditeeinbruch ist nicht der Internetvertrieb. Auch nicht die preisgetriebenen Online-Vermittler-Plattformen, sondern die Margenspreizung innerhalb der jeweiligen Marke. Diese wird angeheizt durch die üble Einheitendenke und dem damit verbundenen Volumendruck. Hier sollte dringlich eine neue Weichenstellung erfolgen.
In Ballungszentren mehrt sich von Jahr zu Jahr die Zahl der Niederlassungen. Die Hersteller/Importeure finden dort keinen privatwirtschaftlich denkenden und investierenden Unternehmer mehr. Das bedeutet, Marken ohne Niederlassungen werden in den Ballungszentren in der Regel Marktanteile verlieren. Und die verbleibenden Niederlassungen treten dann Hersteller gegen Hersteller, Importeur gegen Importeur usw. auf höherer Wettbewerbsebene an. Die Folge: Abermals Ertragseinbruch. Die weitere Folge: Der klassische Mittelstand bzw. Risikoträger wird Zug um Zug ausgemerzt. Gut so? Mitnichten! Das ist ein Systemfehler, wenn Morgen in den Autohäusern nur noch angestellte Manager sitzen. Das sind allesamt keine Risikoträger! Das ist kein Unternehmertum. Und das verändert auf Dauer ein System. Wie wollen sich Marken wie Opel, Ford oder Toyota künftig ohne Niederlassungen in Ballungszentren retten? Obendrein ist manch große Handelsgruppe in der Nachfolge so aufgestellt, dass gar nichts anderes übrigbleibt, als am Tage X an den Hersteller/Importeur zu verkaufen. Allerdings dann zum halben Preis!
Im freiesten Land der Welt, in Amerika, genießen Autohäuser einen Sonderstatus: Hersteller/Importeure dürfen dort ihre Fahrzeuge nicht selbst vertreiben. Niederlassungen sind in Amerika also verboten. Das wäre die notwendige mittelstandspolitische Forderung in Deutschland.
Wenn es – wie immer behauptet wird, allerdings ohne saubere Datenquelle – hierzulande gegenwärtig noch 8.000 Eigentümer im Markenhandel gibt, so sollte man auch einen Blick auf die 7.900 Händler werfen, die eben nicht zu den Top 100 gehören. Sie verkaufen ja weit mehr Fahrzeuge als die Top 100. An dieser Stelle müsste man nach Marken differenzieren. Hyundai oder Kia haben derzeit eine andere Marktphase als beispielsweise Fiat. Es werden aber beispielsweise gut 20 Prozent der Neufahrzeuge „auf dem Land“ vermarktet. Wenn hier vor Ort kein Händler eine bestimmte Marke verkörpert, wird es eben diese Marke morgen dort auf der Straße nicht mehr geben. Ich halte mich an viele gute Beispiele, in denen große A-Händler ihre B-Händler, vor allem im Verkauf, professionell betreuen. Und siehe da, dort haben die "Landhändler" Zukunft. Das wollen gewisse Zentralisten immer noch nicht verstehen. Es sei so! Ergo wird sich auch hier die Spreu vom Weizen trennen. Diese kleineren Händler könnten für ihre Zukunftssicherung beispielsweise den Service über eine überfabrikatliche Marke ausbauen. Sie könnten sich über Internet Neufahrzeuge jeder Marke über die EU frei zukaufen. Das setzt aber voraus, dass einer weiß, wie der Hase läuft.
Es seien abschließend die Stärken des Familienbetriebes gegenüber Publikumsgesellschaften dargestellt. Gesellschaftspolitisch: Wir brauchen dringlich den mittelständischen Familienbetrieb!

Tabelle Stärken des Familienunternehmens
30. April – Dienstag<br><br>Kfz-Meister-HU
Auf der Delegiertenversammlung des Landesverbandes Baden-Württemberg stellte Landesverbandsgeschäftsführer Carsten Beuß den aktuellen Stand der "Meister-HU" vor. Danach werden derzeit 70 Prozent der HU in Kfz-Betrieben durchgeführt. Nachstehende Abbildung zeigt die Dimension, die hinter den einzelnen Prüfarten steht. Die EU-Harmonisierung der HU ist für 2015 vorgesehen. Die Stellungnahmen der verschiedenen "Parteien" dazu sind erfolgt. Am 30. Mai 2013 wird der Berichtsentwurf im Ausschuss Verkehr und Fremdenverkehr abgestimmt. Und am 2. Juli 2013 erfolgt dann in der Plenarsitzung des Europäischen Parlaments die Abstimmung über den Bericht.

GTÜ hat in einem Folder den Standpunkt zur "Meister-HU" aus der Sicht des eigenen Prüfdienstes dargestellt – siehe Abbildung. So stellt man sich "freien Wettbewerb" vor. Gut gemacht!

Inzwischen haben die Prüforganisationen in einem offenen Brief den ZDK aufgefordert, eine Abkehr von der "Meister-HU" herbeizuführen. Der ZDK wird darüber in einer Vorstandssitzung und in der Mitgliederversammlung im Juni befinden.
2. Mai – Donnerstag<br><br>Grüne Steuerpläne
Der grüne Realpolitiker und Ministerpräsident Winfried Kretschmann wurde mit seinem Ansinnen, in Sachen Steuerhöhungsplänen mehr Rücksicht auf den Mittelstand zu nehmen, innerhalb seiner Partei übel abgeschmettert. Das Ehegattensplitting soll abgeschafft werden. Der Spitzensteuersatz, den die rot-grüne Koalition 1998 von damals 53 Prozent auf 42 Prozent gesenkt hat, soll auf 49 Prozent angehoben werden. Geplant ist ferner eine Vermögensabgabe. Die Erbschaftsteuer soll verdoppelt werden. Diese Mehrbelastungen sollen innerhalb von zehn Jahren 100 bis 120 Milliarden Euro einbringen und in Bildung, Kinderbetreuung und den Schuldenabbau fließen. Auf Steuersenkungen – sei es beim Soli oder der kalten Progression – soll mit Blick auf die Schuldenbremse verzichtet werden.
Herr Schäuble verkündete 2012 einen Steuereinnahmerekord und dennoch musste sich der Bund 2012 mit netto 14 Milliarden Euro verschulden. Für 2014 ist gesetzlich ein ausgewogener Haushalt vorgesehen. Das heißt, die Ausgaben entsprechen dann der Einnahmenhöhe. Von zwei Billionen Euro Staatsschulden und deren Tilgung, davon 1,3 Milliarden Euro Bundesschulden, ist immer noch nicht die Rede. Der deutsche Durchschnittsverdiener arbeitet inzwischen bis zum 13. Juli eines Jahres, um all seinen öffentlichen Belastungen (Steuern, Abgaben, Gebühren) zu entsprechen. Man muss hier die Frage stellen: Wann ist es denn endlich mal genug! Mehr als 50 Prozent Abgaben sind einfach unsolide! Für einen Schwaben läge die zeitliche Messlatte bei Ende März! Ministerpräsident Kretschmann (Schwabe) hat dafür die richtige Diktion: Wenn es Berlin nicht kann, müssen halt die Schwaben ran.
Die politischen Raubritter, Demokraten, wollen immer noch mehr. Oder mit ganz tiefem Ernst hinterfragt: Können Demokraten mit Geld nicht umgehen? Wann kommt da einer mal auf die Idee mit einem Sparprogramm? Mit notwendigen Einschnitten? Das bringt aber im September bei der Wahl keine Stimmen!
3. Mai – Freitag<br><br>Sommerreifen-Management
Das Autohaus verdient auf zwei Schienen im Reifengeschäft Geld: Im Kompletträderverkauf und in der Aufbewahrung im "Reifenhotel", wenn pro Saison 25 Euro weiterverrechnet werden können. Der reine Reifenwechsel gerät aufgrund der umfassenden Prozesse – 60 Minuten Aufwand, vom "Reifenhotel" bis zur Bühne und zurück – zum Draufleggeschäft. Skoda – siehe Abb . – kombiniert das mit einem Frühjahrscheck, sprich mit Ergänzungsauftrag. Nur so kann das unterm Strich Freude machen.

Manche Betriebe verrechnen auch für die Reifenentsorgung pro Stück zwischen 1,50 und 2,50 Euro. ATU geht mit Michelin – Markenimage! – und einem Tankgutschein ins Sommerreifenrennen.

Spruch der Woche:
"Stimmvieh wird erst nach der Wahl gemolken." (Norbert Stoffel)
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Gerdi Hellmann
Michael Kühn