HB ohne Filter vom 21. September 2012

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21.09.2012Heute mit den Themen: Unternehmensnachfolge im Autohaus, VW-Konzern: Handelsstrukturen, aktuelle Werbezeichen, das Fanal: Totale Staatsverschuldung!
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17. September – Montag<br><br>Unternehmensnachfolge im Autohaus
AUTOHAUS und die Santander Consumer Bank stellten auf der Automechanika die Studie "Nachfolger verzweifelt gesucht? Vom Junior zum Senior" vor. Die Studie zeigt die Schichtung der Rechtsformen auf, berücksichtigt Betriebsgrößenstrukturen nach Automobilmarken geordnet, zeigt die Nachfolgesituation über eigene Kinder auf - es sind zu wenige -, deren Ausbildungswege, zeigt insgesamt den Handlungsbedarf auf, die Vorbereitung auf den Notfall, listet dafür Übergabekriterien auf und zeichnet ein klares Bild hinsichtlich der Ist-Situation der automobilen Familienbetriebe in Sachen Nachfolgesituation.
Die meisten Kfz-Betriebe werden aktuell in der zweiten Generation geführt. Autohausinhaber, die einst selbst übernommen haben, ziehen sich früher zurück. Andere "hängen" an ihrem selbst gegründeten Lebenswerk. Eine leichte statistische Mehrheit hat bislang keine Nachfolgeregelung getroffen, vor allem kleinere Betriebe. Wurde eine Nachfolgeregelung angedacht, so besteht diese meist nur im Kopf. Schriftlich ist da nichts ausgearbeitet. Viele fassen das Nachfolgethema erst jenseits der 60 an. Man lässt sich Zeit!
Hier sei ein kleiner, aber doch wichtiger Exkurs erlaubt. Die Rente mit 65 Jahren wurde im Jahr 1916 festgelegt. Damals wurden die Menschen 70 Jahre alt. Man wollte den „Arbeitern“ doch noch die letzten fünf Jahre entlastend entgegenkommen. Heute werden wie Menschen im Durchschnitt 79 Jahre. Unabhängig davon, wer auf Dauer die Rente für die 20 Millionen Rentenempfänger und Beamtenpensionäre bezahlen soll, sollte man den Jahresschnitt 65 offener angehen. Wer länger arbeiten kann und möchte, sollte es tun und umgekehrt. Konrad Adenauer wurde erst im Alter von 73 Jahren Bundeskanzler! Und Franz Josef Strauß agierte, ich betone agierte, noch im Alter von 73 Jahren als Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender. Man sollte also stets den einzelnen Fall genau ansehen. Da gibt es – wie überall im Leben – gute und weniger gute Beispiele.
Wichtige Feststellung der Studie: 46 Prozent der Betriebe haben innerhalb der nächsten acht Jahre die Nachfolge zu klären! Nicht jeder kann die Nachfolge über die eigene Familie gestalten. Es kommt dann ein Verkauf, die Verpachtung oder die Beteiligung von Führungskräften in Frage. Je mehr Generationen das Autohaus aufzuweisen hat, umso mehr bilden sich Famlienunternehmen mit mehreren oder gar vielen Gesellschaftern. Dabei fällt auf, dass einigen Gesellschaftern oftmals der Bezug zum Geschäft fehlt. Bitte, Intrigen um Macht, Liebe und Geld kommen auch in Familienbetrieben vor. Je größer der Kreis der Gesellschafter, desto größer ist die Anzahl der Konflikte. Jeder zweite Gesellschafter bezieht ein Großteil seines Einkommens aus den Gewinnen der Gesellschaft. Daraus hat sich bei einigen die Regel gebildet, drei Viertel des Gewinns müssen im Unternehmen verbleiben, ein Viertel wird an die Gesellschafter ausgeschüttet. "Friede ernährt, Unfriede verzehrt!"
Es fällt auf, dass es nach der Firmenübernahme oft besser läuft als zuvor. Der Investitionsstau wird aufgelöst. Die neuen Besen kehren gut und sind mit voller Kraft dabei, die Weichen auf Zukunft auszurichten. Vor allem, wenn zwischen Vorgänger und Nachfolger die Chemie stimmt. Der alte Chef lässt seinen Nachfolger machen. Er übt sich in der Kunst des Loslassens! Es ist gut, wenn eine Zeitlang miteinander gearbeitet wird, damit der Neue Erfahrungen sammeln kann. Nach fünf Jahren sollte dann aber ein Schnitt angesagt sein. Dann sollten Anteile und Management in der Hand des Nachfolgers liegen. Der "Alte" sollte dann keine Entscheidungen mehr blockieren können. Nachfolger aus der eigenen Familie planen langfristiger und erhalten mehr Arbeitsplätze. Externe, sprich angestellte Geschäftsführe, erhöhen schneller den Gewinn.
Warum können manche Unternehmer nicht loslassen? Für sie steht die Kompetenz des Nachfolgers oben an, die sichere Weiterführung ihres Lebenswerkes. Umgekehrt liegt den Nachfolgern an einer klaren Regelung und an einer unkomplizierten Übergabe. Manche Unternehmer können aber gar nicht aussteigen, weil die Altersvorsorge nicht stimmt. Sie wollten vom Verkauf bzw. der Verpachtung ihres Unternehmens ihr letztes Lebensdrittel bestreiten. Dann findet sich aber niemand, der einsteigt, und sie bleiben auf ihrem Werk sitzen und sind zum Durchhalten verdammt. Bitte, das ist kein Einzelfall. Da gibt es in der Tat tragische Fälle. Der Veräußerungswert des Unternehmens sollte natürlich dem Marktwert entsprechen und per Gutachten festgestellt werden.
Es ist purer Leichtsinn, wenn kein aktuelles Testament vorliegt. Das ist schon für den „Fall der Fälle“ zu erstellen. Notfall! Vertrauen sie sich einem Notar an, damit das auch allen juristischen und steuerlichen Überlegungen standhält. Das kostet halt 1.000 Euro, schafft aber eindeutige Regelungen, die im Nachgang unliebsame Facetten verhindern. Die Patientenverfügung sei gleichermaßen angesprochen. Einige meiden das, aus Furcht vor der Auseinandersetzung mit dem Tod. Aber bitte, der Tod ist wie die Geburt Bestandteil unseres Lebens. Zu erfolgreichem Unternehmertum gehört gleichermaßen eine erfolgreiche Nachfolgeregelung!
Man muss aber auch ein paar grundsätzliche Fragen mittelstandspolitischer Art in den Mittelpunkt der Zukunftsbetrachtung rücken. Welcher junge Mensch hat heute das Interesse, sich als markengebundener Automobilhändler selbständig zu machen? Hat er Interesse, ist zu fragen, woher er die Mittel für einen derartigen Weg nehmen soll, so er nicht erblich auf eine gehörige Masse zurückgreifen kann? Da besteht ein großes "schweigendes Vakuum"! Wir können uns noch so anstrengen, die Faszination Autohaus zu vermitteln – an der Hochschule zu Nürtingen-Geislingen stelle ich Semester für Semester bei Abgängern eine auffällige Zurückhaltung für den Automobilhandel fest (außer sie sind aus elterlichem Autohaus vorgeprägt). Von 60 Absolventen sind das maximal fünf an der Zahl! Viele Absolventen sitzen lieber im Postleitzahlkreis 7 bei Daimler im vierten Glied, als unternehmerische Verantwortung mit persönlichem Risiko aktiv in die Hand zu nehmen. Das gilt aber nicht nur für die Selbständigkeit in einem Autohaus, das gilt grundsätzlich für den Weg ins selbständige Unternehmertum. Wir haben in unserer Gesellschaft inzwischen eine fragwürdige Hierarchie von Wichtigkeiten entwickelt. Die Aufmerksamkeitsökonomie steht an erster Stelle. Man schaue sich aktuell die Selbstblamagen von "Deutschland sucht den Superstar" an. Über Zwangsbeiträge der GEZ finanzieren wir beispielsweise Jahr für Jahr ARD und ZDF mit sieben Milliarden Euro. Die Vergnügungswelt mit hohen Einschaltquoten ist dort viel wichtiger als die Welt kreativer und innovativer Unternehmerpersönlichkeiten, Entdecker, Erfinder, Wissenschaftler. Man kennt Gottschalk, aber nicht einmal die eigenen Nobelpreisträger und deren Werke. Wer aber schafft den künftigen Wohlstand? Es sind doch beispielsweise maßgeblich die 40.000 Entwickler im Volkswagenkonzern, die das Ganze für die Zukunft wesentlich voranbringen. Und dann wundert man sich, dass die besten Wissenschaftler das Land verlassen und das eigene Land nach und nach in die Zweitklassigkeit abrutscht.

Die Generalbevollmächtigte der Santander Consumerbank AG, Marion Johl bei der Vorstellung der Studie auf der Automechanika: "Die Studieninhalte decken sich mit unseren Erkenntnissen. Nachfolgeregelungen werden ins Rating eines Autohauses eingebunden. Es geht um die Kreditvergabe, vor allem um die Einkaufslinien. Deshalb ist eine gute Nachfolgeregelung für die Fortentwicklung des Autohauses von substanzieller Bedeutung." Im Bild Marion Johl (l.), Franziska und Anja Barth (AHB Automobile), Niedermayer (Autohaus Niedermayer), Andreas Peter (Autohaus Peter), Gerhard Dulle (Rath, Anders, Dr. Wanner & Partner) sowie Birgit Behrens (ZDK). Die Studie selbst wurde durch Dr. Konrad Wessner (Puls) präsentiert.

Erhältlich ist die Studie "Nachfolger verzweifelt gesucht? Vom Junior zum Senior" zum Preis von 25 Euro (zzgl. MwSt. und Versand) per Fax unter 089/203043-2100 oder im Online-Shop unter www.springer-automotive-shop.de
18. September – Dienstag<br><br>VW-Konzern: Handelsstrukturen
Volkswagen hat in 2011 mit seinen weltweit 501.956 Mitarbeitern 8,36 Millionen Pkw verkauft und ein Nettoergebnis von 15,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. Ein Rekordjahr! Das große Ziel der Wolfsburger ist es, 2018 die Nummer eins in der automobilen Herstellerlandschaft zu sein. Prof. Winterkorns Vertrag läuft bis 2016. Folglich hat er die entscheidenden Weichen auch für das Danach zu stellen. Als "Musterschüler" von Herrn Piëch weiß er, wie das zu gehen hat.
Der VW-Konzern ist aber auch mit der Übernahme der Porsche Holding in Salzburg seit 1. März 2011 zum größten und mächtigsten Automobilhändler der Welt aufgestiegen und damit in 20 Ländern im Groß- und Einzelhandel unterwegs. Die internationale Handelslandschaft soll ausgebaut werden. Gegenwärtig werden pro Jahr mit 21.000 Mitarbeitern 500.000 Fahrzeuge gehandelt. Die Porsche Holding Salzburg – und damit der VW-Konzern – vertreibt überdies ganz markant andere Automobilmarken: MB, BMW, Hyundai, Opel, Toyota, Nissan, Honda, Jaguar, Citroen, Renault u.a. In Frankreich, in den Niederlanden und in Polen sind allein 225 Niederlassungen im Werkseinsatz, sprich im Direktvertrieb unterwegs. Die Porsche Holding Salzburg ist also in Mittel- und West-Europa wie in Süd-Osteuropa vertreten, seit 2004 in China und seit 2012 auch als Importeur in Kolumbien. In seiner 65-jährigen Geschichte hat die Porsche-Holding Salzburg bis heute über vier Millionen Autos gehandelt. Zum Unternehmen gehört auch die Porsche-Bank und die Porsche-Versicherung. Ebenso die Porsche Informatik. Selbstredend, dass das Händlersystem Cross der Porsche Informatik zum weltweiten Standard des Konzerns erhoben wird. Über die Umsetzungspraxis mit den Detailproblemen wird vornehmlich geschwiegen.
Die Entwicklung des Herstellers zum größten Automobilhändler der Welt – und das auch mit Fremdmarken – hat bislang nicht dazu geführt, dass andere Hersteller zur Kündigung gegriffen hätten. Natürlich sind die Fremdmarken von den Konzernmarken getrennt. Auch in der Geschäftsführung vor Ort. Es werden also zukünftige Handelsaktivitäten von Wolfsburg nach Salzburg verlagert werden. VW-Vertriebsvorstand Christian Klingler kommt aus dem „Salzburger Stall“ und ist – wie könnte es anders sein – Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche Holding Salzburg. Wer die VW- wie Audi-Retailentwicklung in Deutschland vor sich sieht, darf angesichts der Salzburger Welt den Schluss ziehen: Volkswagen erobert die automobile Handelspräsenz. Oder soll man deutlicher formulieren: Volkswagen ist dabei, den Automobilhandel zu erobern.

Zeigt die Auflistung der Aktivitäten im Handelsbereich – nach Ländern und Marken geordnet.

19. September – Mittwoch<br><br>Aktuelle Werbezeichen
Derzeit glänzt in der Werbelandschaft MB mit der neuen A-Klasse, Skoda sticht ins Blickfeld, selbst Nissan ist mit Infiniti großflächig dabei. Natürlich auch die Opel-Discounter Ebbinghaus und AVAG (Sigg, Haas). Ebbinghaus mit bis zu 40 Prozent und obendrauf als Plus noch fünf Jahre Garantie zuzüglich vier Inspektionen. Der neueste Anlass bei Ebbinghaus: Inventurverkauf! Die AVAG kommt dagegen "nur" mit bis zu 36 Prozent. Sie scheinen es dem Möbel-Handel XXXL nachzumachen. Dort verkauft man in der Werbung inzwischen mehr Prozente als Möbel.

ATU ernährt sich vom Sommerschlussverkauf für Reifen und vom Knallerpreis für Inspektionen für alle Marken nach Herstellerangaben von 49,90 Euro. Natürlich ohne Material oder möglichen Zusatzarbeiten. Ob das für ATU der erfolgversprechende Weg aus der Verlustzone ist? ATU produzierte im ersten Halbjahr 2012 einen Verlust von 38,5 Millionen Euro, ist mit 578 Millionen Euro verschuldet und hat pro Jahr eine Zinslast von 32,2 Millionen Euro zu stemmen. Wie lange machen das die Heuschrecken um KKR noch mit?

Renault geht auf der Seite 1 von „Bild“ in die Winterreifensaison. Preisimage! Und die Bormänner in Wolfenbüttel feiern anlässlich des 100. Firmenjubiläums traditionell ihr großes Kartoffelfest! Die "Kartoffelinszenierung" der Bormänner ist inzwischen in Wolfenbüttel zur festen und hochfrequentierten Institution geworden.

21. September – Freitag<br><br>Das Fanal: Totale Staatsverschuldung
Die deutsche Staatsverschuldung wächst pro Sekunde um 2.589 Euro! Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble – er feierte am 18. September seinen 70. Geburtstag – badet sich in einem Rekordmeer an Steuereinnahmen. 2013 wird er 312,7 Milliarden Euro ausgeben. Das sind zwar 10,5 Milliarden Euro weniger wie in 2012. Trotz sprudelnder Quellen findet jedoch abermals eine Kreditaufnahme von zwölf Milliarden Euro statt. Und das wird uns Bürgern als Reduzierung der Neu-Verschuldung und großartigen Sparerfolg verkauft! Wer an all die Rettungsprogramme auf EU-Ebene denkt, vergisst gerne, dass diese Programme ja gar nicht mit vorhandenem Geld zu finanzieren sind. Jeder pumpt und sieht dabei sehr wohl, dass die Verteilung der Risiken in der Euro-Zone das Schlüsselproblem der Schuldenkrise ist. Deutschland hat gegenwärtig eine Staatsschuldenlast von 1,7 Billionen Euro. Die Bundesschulden kosten dem Steuerzahler jährlich 33,2 Milliarden Euro an Zinsen (!). Die Demokratie erodiert zur Schuldokratie. Die Politiker werden zu "Schuldenalkoholikern" und lechzen Jahr um Jahr nach noch härteren "Refinanzierungsschnäpsen". Seit 1969 gibt es keinen ausgeglichenen Haushalt mehr. Seither leben wir Jahr für Jahr über unsere Verhältnisse! Wer bezahlt die Zeche? Der Stein ist schon geworfen, er hat aber das Fenster noch nicht erreicht. Unterwegs ist er!
Spruch der Woche:
"Ziel für die Wirtschafspolitik ist nicht mehr, Wachstum zu maximieren, sondern die Verschuldung zu minimieren." (Tomas Sedlacek)
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS