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HB ohne Filter vom 14. September 2007

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Datum:
14.09.2007

3 Kommentare

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Heute mit den Themen: IAA 2007, Veränderungen seit der IAA 2005, Markt-Malaise und Marken-Profile



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IAA 2007



Die größte Automobilshow der Welt, internationaler denn je, war abermals eine Fußabstimmung für das Automobil. Die Besucherströme belegen das. Das Leitmotiv dieser "Grünen Woche" in Frankfurt lautete: „Sehen, was Morgen bewegt!“ Ja, zukünftige Realitäten bauen am besten immer auf der Gegenwart auf. Und da steht die Reduzierung von Abgasen und Verbrauch im Handlungsfokus. Frankfurt zeigte dazu völlig unterschiedliche Lösungen u.a. neue Motortechnologien. Die Zukunft der Öko-Autos liegt in der Variantenvielfalt. Oder zukunftsträchtiger formuliert: Das Öko-Morgenland ist der Geniestreich X des abgasfreien Autos! Mit dieser Sensation konnte in Frankfurt kein Hersteller aufwarten.



Auch Toyota nicht, obwohl deren Werbung meint: "Deutschlands Luft soll sauberer werden!" Die Technologieführerschaft von Toyota in Sachen Hybridantrieb ist unbestritten. Dennoch stand die Toyota-Hybrid-Perle Prius quasi vereinsamt auf dem Stand. Die PS-Schlitten haben einfach höhere erotische Ausstrahlung. Wer weiß schon, dass die Emissionswerte des VW-Fuhrparks niedriger liegen als die von Toyota? Wer weiß schon, dass Daihatsu zur Stunde den niedrigsten Emissions-Flottenwert in Deutschland hat? Toyota hat auf alle Fälle ein phänomenales Image. Der Hybrid hat in Japan doch nur den Durchbruch aufgrund der Verkehrsdichte mit Staus gehabt und weil die Japaner keine Diesel mögen. Und so sieht es jetzt in Amerika aus.



Die Deutsche Automobilindustrie – welch ein Wandlungsschub seit dem Genfer Salon im Frühjahr – gab seither mächtig grünes Gas. Sogar in einer gemeinsamen Werbekampagne: "Autos aus Deutschland. Die besten Autos der Welt." Welch ein Anspruch! Bescheiden klingt das nicht. Kritisch angemerkt, es wurde auf der IAA verdammt viel "Grün" angesagt. Herr Piech kündigte 2002 auch das Ein-Liter-Auto von Volkswagen an. Er tat es jetzt wieder. 2010 soll es kommen! Er steht im Wort! Opel geht mit einem 1,5 Liter-Auto ins Boot. Der Stadtflitzer "Up" von Volkswagen ist angekündigt. Heckantrieb! Und dann eben eine Hybridarmada bei jeder Marke von Dies-Otto-Hybrid bis Full-Hybrid. Das Blaue vom Himmel wurde "Grün" geredet. Das verleitete BMW zum Slogan: "Jetzt ist auch Rot grün". Letztlich münden alle aufgezeigten Zwischentechniken in der Brennstoffzelle.



Und die Sonnenblumen in Kinderhand während der IAA-Eröffnung durch die Kanzlerin Dr. Angela Merkel zwingen sicher den Grünen-Chef Reinhard Bütigkofer dazu, über eine neue Identität seiner Partei nachzudenken. Das war ein politischer Gruß der neuen VDA-Präsidenten Matthias Wissmann (CDU) an die "grünen Kanten". Übrigens, die "Grünen" waren erstmals auf einer IAA vertreten, im Foyer der Halle 4.1, mit einem eigenen Stand. Mutig! Goethe würde jetzt in toto zur Umweltgesamtlage sagen: "Der Worte sind genug gewechselt, lass mich auch endlich Taten sehen!" Die umweltpolitische Aufgabe des Handels an der Front ist, den Menschen die Angst vor der Klimaveränderung zu nehmen. Und der Handel kann sehr wohl dazu beitragen, dass die Autokäufer künftig mehr und mehr in die umweltfreundliche Technik bereit sind zu investieren. Umsonst ist eine saubere Umwelt nicht zu haben. Die neuen Motorentechnologien verschlingen Unsummen von Geld. Deshalb sind zahlreiche Kooperationen innerhalb der Automobilindustrie sichtbar und sinnvoll.



Politisch muss jetzt für die Deutsche Automobilindustrie auf EU-Ebene eine gestaffelte Kohlendioxid-Regulierung gefunden werden. Es sollte dann zum 1. Juli 2008 die Umstellung der Kfz-Steuer auf CO2-Basis erfolgen, spätestens zum 1. Januar 2009. Fünf Mio. Pkw sind älter als 15 Jahre. Wie in Spanien und Italien sollten Verschrottungsprämien eingeführt werden, um die größten "Ferkel" von der Straße zu holen. Man sollte aber bei Gott nicht den Klimaschutz zum wichtigsten staatspolitischen Thema erheben. Wettbewerbsfähigkeit, Zukunftsinnovationen, Arbeitsplätze, Bildungsfragen und für unser Gewerbe, die Bewältigung der Elektronik, sind gleichermaßen staatstragend. Oftmals sind die technischen Entwicklungen schneller als der menschliche Geist.



Veränderungen seit der IAA 2005



Die automobile Welt ist globaler geworden. Ohne Frage, die Globalisierung fordert faire Regeln. Soviel zu den chinesischen Plagiaten.



Die Hersteller-Profile sind schärfer geworden. Zum einen haben wir die durchschnittlichen Autoanbieter. Zum anderen die Traum-Verwirklicher. Auf dem Lamborghini-Stand waren 20 Exemplare des "Revention" zu haben. Preisschilder in diesen Kategorien, sprich 1,4 Mio. Euro, wären eine Kundenbeleidigung. Die Fahrzeuge waren schon verkauft, bevor sie zu haben, geschweige denn zu sehen waren. Luxusautos bleiben Unikate. Und so wurden sie auch präsentiert! Das fasziniert die Menschen.



Toyota löst General Motors als weltgrößten Automobilhersteller der Welt ab und baut gegenwärtig das achte Produktionswerk in Amerika. Weltgrößter Automobilhersteller, und das in sieben Jahrzehnten seit der Firmengründung!



Die Trennung von Daimler und Chrysler ist perfekt, die Welt-AG des Herrn Schrempp ist gescheitert. Daimler steht dort, wo Benz schon vor zehn Jahren draufstand.



Die Feinstaubvorwürfe bei den Dieselmotoren führten zur Einführung der Filtertechnik mit entsprechenden Nachrüstungen.



Die Ertragskraft der Premium-Anbieter – Porsche ausgenommen – ist inzwischen auf VW-Konzernniveau angekommen. Die Rendite von BMW sank von 2002 bis heute von 9,5 Prozent auf 5,5 Prozent. Höhere Entwicklungskosten, Mehrmodellkostensteigerungen, höhere Rohstoffkosten, Energie, Währungsproblematik u.a. Die Riesen GM und Ford schrauben bei ein Prozent Rendite herum. Der älteste amerikanische Automobilhersteller Ford machte 2006 16 Mrd. US-Dollar Miese, verkaufte im Frühjahr Aston Martin an ein Konsortium britischer und arabischer Investoren, bietet die Marken Volvo, Jaguar und Land Rover zum Kauf an. Ob BMW bei Jaguar und Volvo zuschlägt?



Porsche übernimmt nicht nur 30 Prozent der VW-Aktien, sondern 50 Prozent. Volkswagen wird Familienunternehmen und Porsche erhält damit ein sozialverträgliches Verbrauchs-Ranking. Die letzte staatstragende IG-Metall-Bastion "Wolfsburg" wird wiedekingisch geschliffen.



Die Chinesen traten 2005 zum ersten Mal auf einer IAA an. Auf der IAA 2007 gaben sie sich auffällig bedeckt. Sie lassen sich nicht vorführen. Ihr Angriff erfolgt nach der Olympiade 2008 und rechtzeitig vor der Weltausstellung 2009 in Shanghai. Über das Tempo des Engagements wird man noch staunen.



SsangYong beweist, dass es für den Handel auf gute Produkte ankommt. Gleichermaßen aber auf den richtigen Importeur. Hinter dem Hersteller SsangYong steckt mehrheitlich der größte chinesische Automobilhersteller SAIC. Die bleiben – trotz Durststrecke und rechtlichen Fragezeichen – am Ball. Das geht in Deutschland in Kürze mit einem neuen Importeur weiter.



Markt-Malaise



Die ersten acht Monate brachten auf dem Deutschen Markt einen Pkw-Zulassungsrückgang von 7,8 Prozent. Frage: Ist das Automobil auf dem Weg, mehr und mehr reines Konsumgut zu werden? Der Kunde wünscht eine kalkulierbare, feste Mobilitätsrate X. Dokumentieren wir nicht mit einer Finanzierungs- oder Leasingrate von 200 Euro pro Monat schon die "Wahnsinns-Wertschätzung" für das Objekt? Die IAA trägt ohne Frage dazu bei, die Begehrlichkeit des Automobils in der Wertschätzung vieler Fahrer hoch zu halten. Umgekehrt, the name of the game in der Branche heißt weiterhin: Rabatt. Auf Dauer kann keiner vom Verlust leben! Die Rabattschlacht führt zu einem unsäglichen Restwerteverfall. Der Umsatz wird vielfach heute, die Verluste in zwei Jahren geschrieben. Die Pleitewelle in der Branche geht weiter. Und das kommt den Herstellern in der Netzausdünnung entgegen. Die herstellereigenen Betriebe werden damit zunehmen. 50 Prozent der Neufahrzeuge werden zur Stunde bei den etablierten Marken ohnehin von den Herstellern direkt vertrieben. Die großen Handelsgruppen müssen noch nachhaltig beweisen, dass sie nicht nur mehr Fahrzeuge verkaufen, sondern auch mehr verdienen.



Marken-Profile



Wer über die einzelnen IAA-Stände auf Entdeckungsreise geht, ist rundherum fasziniert. Jeder Stand gibt die Gelegenheit, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Man denke an die vielen Exponate, an die unzähligen Bildschirme, die da inzwischen wirkungsvoll platziert werden. Und immer wieder die Elektronik, Elektronik und nochmals Elektronik. Auf dem VW-Stand konnte man beispielsweise ein elektronisches Spritspartraining absolvieren. Wir werden morgen derartige Exponate in unseren Showräumen stehen haben. Jeder Stand zeigt, wo die Marke steht. Audi machte deutlich, morgen Premium-Anbieter Nr. 1 sein zu wollen. Dieses Design, helle Farben, die Choreographie der Darstellung des neuen A4 auf zwei Ebenen, dem Brot- und Butterauto für die nächsten sechs Jahre, die Lichteffekte. Ja, es ist alles viel aufwendiger und teurer geworden, um eine Einheit verkaufen zu können.



Wer erzielt gar die größte Aufmerksamkeit auf seinem Stand? Klar, Fiat, mit dem XXL 500! Eine Superidee! Vor zwei Jahren auf der IAA hätte Fiat keiner mehr eine Chance gegeben. Dennoch, eine Fliege macht noch keinen Sommer. Aber, Maserati schreibt zum ersten Mal schwarze Zahlen. Auf dem BMW-Stand war zu erkennen, welche Themen der jeweilige Hersteller gegenüber seinen Wettbewerbern setzt. Wasserstoffauto! Auch die Integration des Mehrmarkenangebots unter einem Konzerndach wurde bei dieser IAA schon viel geschmeidiger aufbereitet. Porsche wird beim nächsten Mal auf dem VW-Stand stehen, neben Skoda, neben Seat, neben Audi, Lamborghini, Bentley und Bugatti!



Fazit: Sensationen gab es keine, aber viel Zuversicht, viel Faszination, viele menschliche Begegnungen, viele automobile Freuden!




Spruch der Woche:



"Die Menschen werden mehr und mehr umweltfreundliche Autos kaufen. Damit tragen sie dazu bei, dass auch Arbeitsplätze in Deutschland erhalten bleiben." – Daniel Goudevert



Mit automobilen IAA-Grüßen



Ihr



Prof. Hannes Brachat


Herausgeber AUTOHAUS

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KOMMENTARE


Tom Witzel

14.09.2007 - 21:08 Uhr

Oioioi, Verschrottungsprämie! Was soll das? Habe ich etwas falsch verstanden? Warum soll ein "altes" Auto, daß gut ist für mittlerweile 300000 KM und mehr in die Schrottpresse geschoben werden? Kostet ein neues Auto mit der Rohstoff und Energiebilanz nicht mehr, als ein älteres, gepflegtes Auto gut zu erhalten und so lange zu nutzen, wie es irgendwie geht? Komischerweise ist der Verbrauch eines Wagens aus z.B. den 70 er Jahren geringer, als bei so manchem Neuwagen mit gleichen Leistungsdaten. Als kleinerer Nebenschauplatz werden sich die Youngtimerfans und Oldtimerfans über den Vandalismus der Verschrottung die Haare raufen. Unsere Autowirtschaft lebt sicher vom Bau und Verkauf der Autos...Warum sind so viele Autofans so gelangweilt von den Neuwagen? Fragen über Fragen....wer gibt eine Antwort?


Tom Witzel

14.09.2007 - 21:17 Uhr

Man hat tatsächlich den Eindruck, daß der Neuwagen nicht mehr über den Anschaffungspreis, sondern über die Leasing, bzw. Finanzierungsrate gekauft wird, zumindest bei den jüngeren Generationen. Das führt dazu, daß man den Wagen wie einen Rasenmäher oder Kühlschrank kauft und nutzt. Nach 2 Jahren gibt´s halt was neues! Da kommt keine Wertschätzung und Werterhalt mehr auf! Was war das für eine Tat früher auf einen neuen Rekord oder Granada zu sparen, geschweige denn für einen 200er ohne Extras! Good old days?


Klaus Wrobel

15.09.2007 - 08:15 Uhr

Werden Kunden aber auch bereit sein mehr Geld für umweltfreundlichere Fahrzeuge auszugeben, auch OHNE steuerliche usw. "Förderungen" ???? Ich denke nein! Man sieht es doch am Beispiel des Dieselpartikelfilter; Wer redet davon noch? Hersteller deren Fahrzeuge zwar die EURO4-Norm haben, jedoch für den DPF aber einen Aufpreis verlangen, verkaufen diesen nicht oder der Anteil ist verdammt gering! Ohne "Förderungen" geht doch in unserem Land eh nichts mehr, wobei dies nicht nur für die Automobilwirtschaft zutrifft!


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