HB ohne Filter vom 13. April 2012
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Datum:
13.04.2012Heute mit den Themen: Daimlers Aufholjagd 2020, Pendlerpauschale, Sommerreifen-Saison, Das fliegende Automobil.
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10. April - Dienstag
Daimlers Aufholjagd 2020
Daimler markiert mit insgesamt 2,1 Millionen verkaufter Fahrzeuge in 2011 und einem Nettogewinn von sechs Milliarden Euro das beste Ergebnis in seiner 126-jährigen Geschichte. So erfreulich sich das Ergebnis darstellt, so trügerisch ist der Schein. Der Windschatten China macht´s möglich. Das wird zugleich der Hauptgrund sein, weshalb MB seine deutschen Vertreter noch im April nach Peking eingeladen hat. Die Flugkosten in Höhe von 4.500 Euro müssen die Vertreter allerdings selbst bezahlen. Wer Internetpreise dagegen setzt, kommt auch schon mit einer vergleichbaren Maschine für 658 Euro nach Peking und zurück. Aber bitte, Daimler konnte und kann bei höchstem Markenwert immer schon höhere Preise wie BMW und Audi verlangen. Und in Davos werden die MB-Händler im Mai gleich nochmals auf "Das Beste oder nichts" getrimmt.
2020 will MB-Chef Dr. Dieter Zetsche BMW und Audi überrundet haben. 2011 hat aber zunächst Audi MB im Premiumsegment vom zweiten auf den dritten Platz geschoben. BMW steht in der Zahl der verkauften Einheiten schon seit 2004 vor Daimler und setzt auf die Gesamtstrategie "Number One". VW hat strategisch sämtliche Konzernmarken auf das Jahr 2018 eingeschworen. Und MB? Konzernchef Zetsche selbst macht deutlich: "Wir wollen nicht nur bei Marke, Produkt und Profitabilität spätestens 2020 Nummer eins sein, sondern auch beim Absatz." Mit 81.000 verkauften S-Klassen in 2011 ist nach wie vor außerhalb Europas ein hohes Oberklassensegment mit Top-Erträgen gegeben. Mit der A-Klasse-Revolution, als Weltpremiere eben in Genf vorgestellt, soll der Ausbau im Wachstumssegment der Kompaktklasse gelingen. Man möchte ins jüngere Kundensegment einbrechen. Der durchschnittliche Daimler-Fahrer in Deutschland ist 55 Jahre alt. Bitte: der von BMW ist 52, der von Audi 50 und der von Porsche 50 Jahre alt. Ob da fünf Jahre Differenz den großen Schnitt ausmachen? Umgekehrt ist Daimler bei Käufern über 60 Jahren BMW und Audi um Längen voraus. Da gibt es immer noch die großen Fans, die wenigstens einmal in ihrem Leben einen Daimler fahren wollen. Das sind doch im gehobenen Alterssegment hervorragende Geschäftsaussichten. Im Lkw-Bereich steht Daimler weltweit mit 426.000 verkauften Einheiten 2011 in Spitzenstellung. Die Lkw-Rendite sieht mit 6,5 Prozent deutlich schlechter wie im Pkw-Segment (neun Prozent) aus.
Man mag es drehen und wenden wie man möchte. Daimler hat über die Zeit der "Ehe im Himmel" mit Chrysler und dem automobilen Weltkonzerngebilde zehn Jahre an personellen und finanziellen Ressourcen verloren. Wo aber bleibt Zetsches Langfriststrategie 2020? Der Zeitrahmen zeigt schon, dass BMW und Audi höchst präsent sind und alles andere tun als schlafen. Zetsche mag seit der Schrempp-Ablösung im Jahre 2006 Daimler von Altlasten befreit habe – Chrysler weg, Maybach eingestellt, Smart bei MB integriert, die Ertragsaussichten in der Kompaktklasse verbessert. Man würde sich aber mehr Innovationsschübe wünschen, wie beispielsweise die Marktführerschaft in Sachen Brennstoffzelle/Wasserstoffauto ab 2015. Angemeldete Patente in Ehren, wo bleibt deren sichtbare Umsetzung? Die Formel 1 ist alles andere als ein Ruhmesblatt – und Boris Becker alles andere als ein idealer Markenbotschafter. Die zentralen Blicke richten sich also auf die neuen Modelle. Und um Einkaufs- und Produktionschef Wolfgang Bernhard ist es als möglichem Zetsche-Nachfolger nach außen auffallend ruhig. Wer hat also im MB-Konzern die Kraft, das Pferd sichtbar und massiv nach vorne zu bewegen? Die ausgelobte Mitarbeiterprämie von 4.100 Euro wird den Riemen nicht umwerfen. Volkswagen bezahlte pro Mitarbeiter 7.500 Euro, Porsche 7.600 Euro, Audi sogar 8.251 Euro und BMW 7.650 Euro. Auch das ist Sprache, zumal die MB-Mitarbeiter in den Niederlassungen mit 50 Prozent der Prämie bedient werden. Manch ein MB-Händler stutzt und staunt, zumal er seinen Mitarbeitern immer noch kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld bezahlen kann. Verkehrte Welt!
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11. April - Dienstag
Pendlerpauschale
Nicht nur der ADAC sorgt sich um den höchsten Spritpreis in der Nachkriegsära. 1,70 Euro pro Liter Superbenzin. Das ist ein Wort. Benzinpreis ist nun mal in Deutschland Brotpreis. Und zahlreiche Autofahrer kriegen über die stetig höheren Kosten deutlich gemacht, dass sie sich das Autofahren gar nicht leisten können. Und das hätte in Folge für den Fahrzeugverkauf Konsequenzen. Nun kassiert der Staat pro Liter Benzin 70 Cent Mineralölsteuer und auf das Ganze zusätzlich 19 Prozent Mehrwertsteuer. Das bedeutet, der Staat kassiert bei jeder Preissteigerung kräftig mit. Wenn dann von Finanzminister Schäuble die lapidare Erklärung kommt: "Steuerlich sehe ich keine Möglichkeit, den Spritpreis zu senken", kann man nur staunen. Erhöhen aber geht immer! Es muss ja nicht die Pendlerpauschale sein. Es könnte auch eine Absenkung der Mineralölsteuer stattfinden. Doch jeder weiß, würde man das tun, wären morgen die Mineralölgesellschaften gleich bei der Hand, um den neuerlich gewonnen Preisspielraum schändlich abzuschöpfen. Ein Teufelskreis!
12. April – Donnerstag
Sommerreifen-Saison
Der Run auf 27 Millionen Sommerersatzreifen ist in vollem Gange. Dabei erwerben 37 Prozent der Käufer ihre Reifen im Reifenfachhandel, 26Prozent im Autohaus ihrer Marke, 23 Prozent in einer freien Werkstatt, vier Prozent in einer Werkstattkette wie ATU oder Pit Stop und sechs Prozent im Internet. Der Markenhandel sollte also trommeln. Renault wirbt beispielsweise sehr wirkungsvoll für Dacia-Reifen auf dem Titelblatt von "Bild". Selbst auf der Herrentoilette auf den Autobahnen geht es um den Reifenpreis. Euromaster, die Handelskette von Michelin wirbt dort beim Erwerb eines Reifensatzes mit einem Tankgutschein von 30 Euro. Die Prämie klingt wie die Preisabsprache der Mineralölhersteller an der Tankstelle. Nachstehende Abbildung zeigt, dass das zumindest die Marken Conti, Michelin und Dunlop so handhaben. Michelin zieht das 30-Euro-Paket mit ihrer Tochter Euromaster auf gleichem Level durch. Das Wesenhafte der Werbung: sie muss dem Kunden gefallen, bei ihm ankommen. 30 Euro sind bei den engen Margen im Reifengeschäft des Autohauses in Wahrheit gar nicht drin. Die Reifen-Hersteller machen das möglich!
13. April – Freitag
Das fliegende Automobil
Das ist die Top-Nachricht der Woche! Autos können fliegen! Eine neue Dimension. Wunderbar. Das Thema Stau erhält damit eine neue Lösungsperspektive. PAL-V, so heißt das niederländische Unternehmen, das den "Tragschrauber" möglich gemacht hat. Auf dem Boden hat das Gefährt den Komfort eines Pkw. Mit 30 Trainingsstunden ist man in den Lüften dabei. Für den Start braucht man allerdings 165 Meter Vorlauf. Die Landung ist überall möglich. Die Reichweite liegt – je nach Nutzlast – zwischen 350 und 500 Kilometern. Wie hoch der Benzinverbrauch ist, wird noch nicht verraten? Jetzt sind Investoren für das Projekt gesucht. Die werden dann letztlich den Preis festsetzen. Wunderbare Erkenntnis mit dem fliegenden Auto: Die Menschen erfinden bis heute immer wieder neue Lösungen für tragbare Zukunftsbedingungen. Das nennt man Fortschritt!
ramsesderzweite
Dieter M. Hölzel
Analytiker
Karl Schuler