HB ohne Filter vom 10. August 2012
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10.08.2012Heute mit den Themen: Laue Werbeakzente im August, Am Horizont: Der neue Alfa-, Lancia-, Jeep-Verband, Klaus Fricke zum 60. Geburtstag, Der Wutbürger.
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6. August – Montag<br><br>Laue Werbeakzente im August
Am auffälligsten im August ist die Werbung von VW und Ford, besonders für ihre Auslaufmodelle. Opel setzt mehr auf die Kurzzulassungsschiene. Das war es dann schon. Sommerpause! Keine Regel ohne Ausnahme. Autoland, Deutschlands größter freier Automobilhändler in Leipzig-Brehna, bietet nagelneue Hyundai i30 an. Bitte, ein freier Händler agiert überfabrikatlich im Neuwagenbereich. TOHA unterstützt über seine Einkaufs- und Verkaufsplattform Carset den geneigten Händler gleichermaßen mit Produktpaketen und EU-Neufahrzeugen. VW setzt einen besonderen Akzent für junge Fahrer. Da gibt es nicht nur das Einstiegsauto zum Sonderpreis, sondern für Führerscheinneulinge, deren Führerschein nicht älter als zwei Jahre alt ist, eine Zusatzprämie von 1.000 Euro.
Autoland und VW-Führerscheinanzeige
Andere Autohäuser bzw. Hersteller setzen dafür in ihren Kampagnen auf Image oder auf Service-Anzeigen. Toyota Auto Welt schnitt beispielsweise im Werkstatttest von "Auto Motor und Sport (ams)" mit "sehr empfehlenswert" ab. Damit wird zum Thema Image getrommelt.
Imageanzeige Werkstatttest
Dacia produziert Preisimage. Und das sehr gekonnt, nämlich in "Bild" auf der ersten Seite (!), und zwar mit einer Ölwechselanzeige von einem Euro. Toll! Sie machen es wie ATU, sie pushen förmlich ein positives Preisimage! Und jetzt zur eigentlichen Dacia-Aussage: Ölwechsel – ganz kleingeschrieben – ab einem Euro. ATU hat das vorgemacht. "Ab-Preise"! Womit wir bei den Servicebörsen wären. Die Servicebörsen haben unterschiedliche Ausrichtungen und sind in ihrem Aufbau unterschiedlich konzipiert. Nachstehend seien die einzelnen Anbieter aufgelistet. Welcher Kunde kennt sie und ihre unterschiedlichen Inhalte?
- Werkstatt.Autoscout24.de
- Fair-Garage.de
- Ebay-Motor.de
- Myhammer.de
- Autoreparaturen.de
- Drivelog.de – (das neue Bosch Portal)
- Meinewerkstatt.de
- Autoservice.com
- ATU.de
- Pitstop.de
- Groupon.de
Setzen wir uns mit deren Inhalt auseinander. Vergleichen wir deren Preisstrategie. Die Sphäre "ab ... Euro" hat viel für sich. Es geht grundsätzlich darum, den Kunden auf den Hof zu bekommen. Wir werden uns der Transparenz des Internets nicht entziehen können. Also gilt es, gezielte Pakete zu schnüren. Wir bleiben dran!
7. August – Dienstag<br><br>Am Horizont: Der neue Alfa-, Lancia-, Jeep-Verband
Heute trafen sich die Vorstände des Alfa Romeo Händlerbeirats, des Verbands der Chrysler-Händler Deutschlands und des Chrysler Serviepartner Verbands Deutschland, um über ihre künftige Verbandsstruktur zu befinden. Kurze Vorgeschichte: Es war in der Ära des Fiat-Händlerverbandssprechers Friedrich-Karl Bonten, dass strategisch für die Konzernmarken von Fiat ein starker Verband für alle Marken gebildet werden sollte. Mit dieser Intention kam es auch zum Namen "Verband der Fiat Konzern-Händler und -Servicebetriebe Deutschland e.V." Als ich vor gut einem Jahr an dieser Stelle über die händlervertragliche Verschmelzung der Chrysler-Dodge-Lancia-Jeep-Händler reflektierte, wurde das von betroffenen Verbandsvertretern zur Seite gewischt. Es sollte in Wahrheit aber noch schlimmer kommen, als von mir dargestellt. Warum?
Noch immer erhält nur der Jeep-Händler einen Vertrag, der gleichzeitig einen Vertrag für die Marke Lancia übernimmt. Wer die Historie der Nobelmarke Lancia kennt, dem blutet des Herz ob des erbärmlichen Markterfolges. Man fragt sich, wo Fiat das Geld hernimmt, um diese Marke auf dem deutschen Markt künstlich so zu beatmen? Im Klartext: Das lässt sich gar nicht durchstehen. Mit Vernunft betrachtet wäre es viel klüger, gezielt die Marke Jeep zu puschen. Mit den aktuellen Jeep-Modellen ist das inzwischen machbar. Die Kette "Lancia-Jeep" gilt es allerdings zu sprengen.
Der Sprecher des Fiat-Konzern-Händler-Verbandes, Wilfried Blöhbaum, hat in einem aktuellen Rundschreiben vom 3. August 2012 deutlich gemacht, dass "der große Verband" am Ziel des "Verbands der Fiat Konzern-Händler und -Servicebetriebe Deutschland e.V." festhalte. Der 7. August machte aber deutlich, dass dieser Weg ein Ziel bleibt. Als Zwischenschritt ist im September bei der "Chrysler-Lancia-Alfa-Jeep-Händlerversammlung" in Fulda die Gründung des "ALJ"-Verbandes geplant, also der Alfa-Lancia-Jeep-Händler. Der große Wurf will und wird also noch nicht gelingen. Es muss angeblich einmal mehr an den handelnden Personen liegen. Bleibt der strategisch erfahrenen Geschäftsführerin des alten und neu zu gründenden ALJ-Verbandes, Antje Woltermann, zu wünschen, dass sie auf Sicht die personellen Strömungen auf Augenhöhe unter einem Dach zusammenführen kann. Nur das macht Sinn! Vereinigt euch!
9. August – Donnerstag<br><br>Klaus Fricke zum 60. Geburtstag
Am 19. August 2012 ist es soweit. Das Multitalent Klaus Fricke wird 60 Jahre alt. Damit kann er auf 35 Jahre Automobilbranche zurückblicken – und bei Gott auf viele Facetten und Wirkstationen, angefangen bei BMW über MB-Smart, Fiat, Recaro bis hin zu über dreieinhalb Jahren bei der Emil Frey Group. Den besten Einblick habe ich bei ihm gehabt, als er Fiat-Vorstandsvorsitzender in Deutschland war. Da ging es inhaltlich damals um die neue Markenstrategie sowie um die Weiterentwicklung des Handels. Unvergessen ist mir die tolle Händlerveranstaltung in Nürnberg, als er sein Können an der Torwand demonstrierte und eine unglaubliche Motivationsveranstaltung für die Händler hinlegte. Das war er: die Person Klaus Fricke! Bitte, er hat in enger Zusammenarbeit mit dem Fiat-Händlerverband unter Friedrich-Karl Bonten manches Eis in Turin „berlusconisch“ gebrochen. Bei Fiat hat er – bei aller Problemstellung – wirklich viel bewegt. Man sprach ja immer wieder in der langen Amtszeit von Friedrich-Karl Bonten von dem unbeugsamen Bonten. Dessen Motto: "Tue recht und scheue niemand." Die beiden mochten sich wie Don Camillo und Peppone. Ein gelungenes Beispiel gemeinsamer Erfolgspolitik.
Sein Multitalent setzte Fricke auch in einem Buchtitel um. Das Thema: Richtungswechsel – Eliten – Werte – Gestaltung. Es erschien 2009. Da sei eine ganz besondere Gabe unseres Jubilars hervorgehoben: die strategische Analytik. Ich habe wenige Manger kennengelernt, die komplexe Sachverhalte so gut auf das Wesenhafte reduzieren konnten wie er, um daraus kreativ die Strömungen abzuleiten. Er machte das immer anhand von Skribbel-Zeichnungen. Seine kreative Ader hat mich immer wieder fasziniert. Wohlwissend, dass das Verhältnis von Strategie und Umsetzung kein Selbstläufer ist und trotz alledem auch eine gewichtige Portion des Glückes braucht. Gefreut habe ich mich über den handgeschriebenen, stilvollen Text, den er mir in seinem Buch widmete. Dort schreibt er: "Die moralischen Qualitäten der führenden Persönlichkeiten sind für eine Generation und für den Lauf der Geschichte vielleicht von noch größerer Bedeutung als rein intellektuelle Leistungen (Albert Einstein)."
Ich habe ihm für viele Impulse zu danken. Das war rundherum immer eine Bereicherung. Ich wünsche dem Jubilar an seinem Standort Berlin all die wunderbaren Wirkkräfte, die von unserer einmaligen Hauptstadt ausgehen.
10. August – Freitag<br><br>Der Wutbürger
Sozialministerin von der Leyen will den Renten-Beitrag deutlich senken. So lautete gestern in "Bild" die verheißungsvolle Ankündigung! Ab Januar sinkt der Rentenbeitrag von 19,6 Prozent auf 19 Prozent. Das bedeutet in Summe eine Entlastung von sage und schreibe sechs Milliarden Euro. So schöne das klingt. Was bedeutet das für den normalen Einkommensbezieher. Wenn ein Mechaniker 2.600 Euro Brutto verdient, dann bedeutet das für ihn eine monatliche Entlastung von sage und schreibe 7,80 Euro! Das soll dann für den einzelnen Beitragszahler eine deutliche Beitragssenkung sein? Er wird an der Nase herumgeführt. So entstehen Wutbürger.
Ähnlich verhält es sich mit der CSU-Forderung nach der Pkw-Maut. Die Herren Seehofer und Ramsauer setzen sich für gleiche Verhältnisse in Europa ein. Das heißt, Österreicher & Co. bezahlen künftig bei deutscher Straßennutzung ebenso eine Pkw-Maut. Wenn – wie die mächtige Autofahrer-Partei namens ADAC ausgerechnet hat – der Aufwand für den Einbehalt der Steuer genau so hoch ist, wie das, was Österreich & Co zu entrichten haben, dann braucht man das nicht einführen. Den Herren geht es aber um etwas anderes. Sie suchen eine neue Möglichkeit, an zusätzliche Gelder heranzukommen. Ärgerlich, der Staat nimmt allein über die "Mineralölsteuer" pro Jahr 60 Milliarden Euro ein. Davon fließen ganze sieben Milliarden Euro in den eigentlichen Straßenbau. 22 Milliarden Euro werden beispielsweise zur Stütze der Rentenkasse verwendet. So entstehen Wutbürger.
Die Stromkosten der privaten Haushalte sind seit 2000 von 17 auf heuer 33 Milliarden Euro gestiegen. Die Stromkosten treffen vor allem die Mittelschicht und den Mittelstand. Jeder Betreiber einer Anlage zur Stromerzeugung aus Wind, Sonne, Wasser, Biomasse oder Geothermie bekommt für 20 Jahre feste Einspeisevergütungen garantiert. Diese liegen heute schon deutlich über dem Börsenpreis vom Strom. Die Differenz zahlen die Verbraucher über die EEG-Umlage (Erneuerbare-Energien-Gesetz). Diese liegt heute schon bei 3,59 Cent pro Kilowattstunde. Vieles deutet darauf hin, dass sie 2013 fünf Cent überschreiten wird. Die Lasten werden in der Wirtschaft auf den Mittelstand abgewälzt, der nicht von den Ausnahmeregelungen profitiert. Ebenso auf die bürgerliche Mittelschicht, da für sozial Schwache ja die Transferleistungen angepasst werden. Auch das "Luxusgut" Strom ist völlig überlastet mit Steuern und Abgaben. Sie machen allein 45 Prozent der Stromrechnung aus. Also könnte man endlich die Stromsteuer streichen –sie macht zwei Cent pro Kilowattstunde aus – und den Strom mit dem reduzierten Mehrwersteuersatz von sieben Prozent ausstatten. Außerdem muss beim EEG der Radiergummi angesetzt werden. Die festen Vergütungssätze des EEG sind nicht mehr haltbar. Sie fördern außerdem Ineffizienzen. Auch über die Stromachse entstehen Wutbürger!
Die seit Jahren anhaltende Krise der Europäischen Währungsunion ist für die Bürger inzwischen zu einer Zumutung geworden. Oder anders formuliert: Das Fundament für eine politische Union wird immer brüchiger, weil die Identifizierung der Bürger mit der europäischen Idee arg belastet wird. Man erwartet von der Politik endlich klare Spielregeln. Jedes Land haftet für die Fehler seiner eigenen Politik. Finanzielle Hilfen bilden die Ausnahme. Wird bezahlt, dann zu klaren Konditionen und zu Zinssätzen, die die notwendigen Reformen im betroffenen Land nach vorne treiben. Wie anders soll Europa gestärkt werden? Oder gar der Euro gerettet werden? Auch so entsteht der Wutbürger.
In eigener Sache
Der Monat August ist in der Branche ein ruhiger Monat. Da ist es sinnvoll, auch einmal zu schweigen. Wer nur redet, bringt sich um das große Vergnügen zu schweigen. Ich werde mich also bis zum 7. September – kurz vor der Automechanika – fürs Schweigen und Zuhören als Quelle des Vergnügens entscheiden. Einige werde ich zuvor bei der 21. AUTOHAUS-Sommerakademie 2012 in Berchtesgaden begrüßen können. Nähere Details unter www.autohaus.de/akademie.
Spruch der Woche
"Das Einfache aber ist immer das Schwierigste." (C. G. Jung)
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS