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von 13: Fragen an den ZDK-Hauptgeschäftsführer Kurt-Christian Scheel (li.)
H. Brachat: Worin liegen für sie die besonderen Herausforderungen im Auto-Gewerbe der Zukunft?
K-C. Scheel: Wir haben im ZDK ein Strategieprojekt "Stronger together", nur gemeinsam sind wir stark, aufgesetzt, um die größten Herausforderungen auf all unseren Verbandsebenen, also auch den Landesverbänden und sämtlichen Innungen zu bewältigen. Die Technologien ändern sich, ebenso die Verbrauchergewohnheiten, der Kunde erwartet vom Autohaus andere Dienstleistungen, auch nachhaltige Produkte. Beispiel: Wir haben im Frühjahr unsere Händler befragt, was der Verkauf eines E-Autos bedeutet? Eine der Antworten: 40 Prozent mehr (Beratungs-) Aufwand. Die ganze automobile Prozessstrecke, von der Auto-Konstruktion, Auto-Verkauf bis zum Fahrzeugrecycling wird digitaler. Was bedeutet das papierlose Autohaus? Das Thema qualifiziertes Personal, Fachkräftemangel? Wie sprechen wir junge Leute an?
H. Brachat: Die Kfz-Landesverbände führen jeweils mit der IG-Metall die Tarifverhandlungen. Für November hat die IG-Metall erstmals die 32- Stunden-Woche bzw. den Eintritt in die Vier-Tage-Woche angekündigt. Wie steht der ZDK dazu?
K-C.Scheel: Es darf dazu keinen tariflichen Zwang geben, ebenso keine Arbeitszeitreduktion bei vollem Lohnausgleich. Ja, die Autohäuser brauchen Flexibilität bei ihren Mitarbeitern und müssen sachgerechte Lösungen finden, wenn es im Einzelfall sinnvoll ist, die Vier-Tage-Woche zu gestalten. Das mag für junge oder auch für neue Kollegen durchaus attraktiv sein. Es muss aber immer eine unternehmerische Entscheidung sein, die sie treffen, nicht die Gewerkschaft.
H. Brachat: Durch die Vernetzung der Fahrzeuge erhält das Thema Daten für Markenhändler wie für Freie Werkstätten eine noch gewichtigere Bedeutung? Was ist hierzu der aktuelle ZDK-Stand der Dinge:
K.C. Scheel: Das ist eine der ganz zentralen Diskussionen in Bezug auf die zukünftigen Geschäftsmodelle, gerade, wenn man auf der Basis von Daten Apps programmieren möchte oder „Digital Maintenance“ praktizieren möchte. Für all diese Themen brauchen der Händler und die Freie Werkstatt die Daten für den direkten Zugriff auf das Fahrzeug und deren Steuergeräte. Daten sind keine Sache. Sie können beliebig oft kopiert werden. Es gibt juristisch betrachtet kein Eigentum an Daten, sondern es gibt Nutzungsmöglichkeiten an Daten. Wir setzen uns intensiv dafür ein, dass über diese Nutzungsmöglichkeit der entscheidet, dem das Produkt gehört. Der Fahrzeugnutzer produziert die Daten. Und der Halter des Fahrzeuges entscheidet, wer die Daten erhalten soll. Wenn er beispielsweise eine Dienstleistung vom Autohaus Liebe haben möchte, dann kann die Daten das Autohaus Liebe nutzen, ohne zuvor den Hersteller fragen zu müssen. Viele Autohäuser haben mehrere Marken und wollen dafür eine einheitliche Dienstleistung anbieten. Welche ein Aufwand, wenn hier erst mit jeder einzelnen Marke eine individuelle Abstimmung mit dem jeweiligen Hersteller erfolgen soll. Eine praktikable Lösung ist hier eine zentrale Voraussetzung für die künftige Wettbewerbsfähigkeit. Je digitaler die Fahrzeuge werden, umso wichtiger. Der ZDK ist in dieser Frage auch auf EU-Ebene aktiv.
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Foto: Sylvia Gerl/Prof. Hannes Brachat/AUTOHAUS