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Verkehrsminister Herrmann: Infrastruktur intelligenter, effizienter und sicherer optimieren

24.08.2016 09:06 Uhr
Verkehrsminister Herrmann: Infrastruktur intelligenter, effizienter und sicherer optimieren
Joachim Herrmann, CSU-MdL (l.), Andreas Schalk, CSU-MdL und Ford-Händler in Burgoberbach, sowie Klaus-Dieter Breitschwert, CSU-MdL a.D.
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Für automatisiertes Fahren gibt es eine ganze Reihe an Testprojekten. Neben der notwendigen Infrastruktur plant Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann auch intelligente Verkehrsbeeinflussung.

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Von Prof. Hannes Brachat

In einem Interview mit dem Bayerischen Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann und dem Präsidenten des Bayerischen Kfz-Gewerbes, Klaus-Dieter Breitschwert, hat AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat Fragen zur aktuellen Verkehrspolitik gestellt. Dabei ging es um die Themenbereiche Elektromobil, Mobilität der Zukunft / autonomes Fahren, CSU / PKW-Maut und Bundesverkehrswegeplan 2030 im Verbund mit dem Güterverkehr. AUTOHAUS.de bringt das Gespräch in mehreren Teilen. Heute: Mobilität der Zukunft, die Welt des autonomen Fahrens.

AUTOHAUS: Herr Minister, wenn sie die Begrifflichkeit "Mobilität der Zukunft" hören, welche Schwerpunkte liegen ihnen dazu besonders nahe?

J. Herrmann: Lassen sie mich neben der Sicherung der Verkehrsinfrastruktur im Straßen-, Schienennetz und den Wasserwegen beispielhaft zwei gewichtige Bausteine ansprechen und dann die Zukunft um das autonome Automobil.

Baustein eins: Hochbelastete Streckenabschnitte werden künftig zusätzlich mit intelligenten Verkehrsbeeinflussungsanlagen aufgerüstet. Diese erfassen die Fahrzeugmenge, Fahrzeuggeschwindigkeit, Fahrzeugabstände, Schwerverkehrsanteil, Unterschiede in den Fahrzeuggeschwindigkeiten, Wasserfilmdicke, relative Luftfeuchtigkeit, Sicht u.a. Der Verkehrsrechner wertet diese Daten aus und ermittelt entsprechende Befehle zur situationsabhängigen Steuerung der dynamischen Wechselverkehrszeichen. Ich erinnere in diesem Zusammenhang auch an das Thema "grüne Welle".

Baustein zwei: Im Rahmen der Nahmobilität möchte ich den Radverkehr hervorheben. Dazu werden die Pedelecs einen entscheidenden Beitrag leisten. Wir werden in den nächsten Jahren ein bayernweites Radverkehrsnetz konzipieren und den Radwegebau an Bundes- und Staatsstraßen weiter vorantreiben. Damit das Fahrrad auch in Kombination mit den öffentlichen Verkehrsmitteln genutzt wird, unterstützen wir die Kommunen beim Bau von Fahrradabstellanlagen an Haltestellen, mit dem Ziel, jährlich 4.000 neu oder qualitativ verbesserte Abstellplätze zu schaffen. 

Autonomes Fahren

AUTOHAUS: Und nun zum autonomen Automobil. Welche Vorbereitungen werden dazu infrastrukturell zum Beispiel für Bayern getroffen? 

J. Herrmann: Für "Automatisiertes und Vernetztes Fahren" (AVF) gibt es seit letztem Jahr eine ganze Reihe an Aktivitäten. Am 4. September 2015 wurde das "Digital Testfeld Autobahn" auf der A9 zwischen München und Nürnberg eröffnet. Hier geht es um die Fortentwicklung des AVF bis hin zum vollautomatisierten Fahren. Dazu gehört die Beschilderung, Straßenmarkierung, Leitpfosten, Reflektoren, hochgenaue digitale Straßenkarten, die Informationsbereitstellung von Verkehrsdaten zur C2I-akommunikation einschließlich der zugehörigen intelligenten Straßenausstattung.

Bei der verkehrstechnischen Straßenausstattung bildet die präzise und zuverlässige Navigation der Fahrzeuge in Längs- und Querführung  eine wesentliche Voraussetzung für AVF im Fokus. Dabei gilt es einige Ansätze zu erproben. Welche Schilder, Leitpfosten, welche Laserreflektoren sind hierzu erforderlich.

Welche Techniken sind erforderlich, um die sogenannte Car2X-Kommunikation zu ermöglichen? Sie dient den Fahrzeugen als zusätzlich Informationsquelle zu Stauenden, Unfällen, Aquaplaning, Fahrzeuggeschwindigkeiten, Baustellen, aktuellen Schaltanzeigen der Verkehrsbeeinflussungsanlagen und erweitert für die Fahrer die "Sicht nach vorne und auch nach hinten". Es geht in der verkehrspolitischen Gestaltung also darum, dass die Infrastruktur intelligenter, effizienter und sicherer optimiert wird. Dahinter verbirgt sich allerdings eine hohe Komplexität.

AUTOHAUS: Und worin sieht das Bayerische Landesverbandspräsident die besonderen Herausforderungen des autonomen Fahrens für das Kfz-Gewerbe?

K.D. Breitschwert: Grundsätzlich werden wir noch viele Jahre das nicht-autonome und das autonome Fahren auf den Straßen parallel praktizieren. Der Autofahrer wird obendrein stets wählen können, wie er fahren möchte. Freude am Fahren ist das eine, Stausituationen oder Feierabendverkehr das andere. Das autonome Fahren wird aber die Mobilitätsgestaltung vielfältig verändern. Die Menschen werden künftig die Zeit, die sie im Auto zubringen anders nutzen. Für ältere Menschen wird mit dem selbstfahrenden Auto ein neuer Wachstumsmarkt entstehen. Künftig kann auch einer noch mit 100 Jahren auf dem Buckel autonom zum Doktor fahren. Oder für junge Menschen wird das Auto zum fahrenden iPhone, zur automobilen Disco. Das Taxigewerbe wird sich drehen. Carsharing neue Formen erhalten etc.

Minister Herrmann sprach oben über die totale Vernetzung der Fahrzeuge untereinander. Dazu ist ein riesiges Datenmeer erforderlich. Wer hat die Daten, wer darf was damit gestalten? Zukünftig können wir aufgrund dessen dem Kunden vorhersagen, was für ihn sinnvoll ist. Das ist dann die perfekte individuelle Zielansprache des Kunden. Wir werden also dank der digitalen Möglichkeiten eine farbige automobile Zeit erleben. 

AUTOHAUS: Wir danken für Ihre Ausführungen.

Wir runden das Interview am Donnerstag mit dem letzten Teil ab: Pkw-Maut!

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