Es ist wieder einmal einer der Schachzüge, für die man den seit nunmehr fast drei Jahren amtierenden Vorstandschef der HUK-Coburg kennt: Noch vor allen anderen Versicherern kündigte Klaus-Jürgen Heitmann höchstselbst Ende vergangener Woche an, die bei der HUK unter Vertrag stehende Versichertengemeinschaft bei den Prämien zum Jahresende wegen geringerer Fahrleistungen und Schäden zu entlasten.
"Mitgliedern und Kunden besonders verpflichtet"
Schon jetzt verzeichne die HUK-Coburg aufgrund der Ausgangsbeschränkungen und zurückgehendem Verkehr durch die Corona-Krise aktuell deutlich weniger Schadenfälle in der Kfz-Versicherung. Als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit sei das Unternehmen "seinen Mitgliedern und Kunden gegenüber besonders verpflichtet". Zwar werde das Ausmaß der Reduktionen im Schadenaufwand durch Corona endgültig erst mit Ablauf des Geschäftsjahres 2020 feststehen, dennoch wolle man die Prämienzahler "an diesem entlastenden Effekt partizipieren lassen", so Klaus-Jürgen Heitmann: "In dieser einmaligen Sondersituation sollen sich Mitglieder und Kunden auf ihren Versicherer verlassen können", fügte er an.
"Versprechen gilt"
Rein vorsorglich wies er dann aber auch darauf hin, dass beispielsweise auch noch Naturkatastrophen, wie Hagel oder Sturm als "eine weitere wesentliche Rahmenbedingung im Schadenverlauf eines Jahres" abgewartet werden müssten, um endgültig beurteilen zu können, "wie hoch die Schadenaufwendungen für die HUK-Coburg am Ende des Jahres insgesamt ausfallen". Das Versprechen, "Mitglieder und Kunden finanziell an einer möglichen Kostenersparnis teilhaben lassen, die uns als Unternehmen durch weniger Schäden entsteht, geben wir aber bereits jetzt", so der Vorstandssprecher.
Fokus auf Vertragserhalt und Neugeschäft
Marktinsidern ist schnell bewußt geworden, dass die HUK-Coburg mit dem breit angelegten Versprechen damit kundenseitige Kündigungen möglichst vermeiden und sich bereits jetzt auch aktiv bei der Neukunden-Akquise für das nächste Wechslergeschäft in Stellung bringen möchte. Gelingt der Coup, könnte die HUK-Gruppe schnell die 13-Mio.-Fahrzeugmarke nicht nur erreichen, sondern sogar deutlich überschreiten – damit also aus der Corona-Krise auch bei Bestandszahlen und dem Marktanteil einen zusätzlich erheblichen Nutzen ziehen.
Fromme: "Alle Rivalen unter Druck"
Der führende deutsche Versicherungsexperte Herbert Fromme kommentierte in seinem eigenen "Versicherungsmonitor" den Vorstoß von Heitmann umgehend mit der Aussage, dass die HUK-Coburg mit dieser Maßnahme "alle Rivalen in Sachen Corona unter Druck" setzt und "dem Beispiel von US-Versicherern, die bereits seit Wochen entsprechende Zusagen machen", folge. Fromme weiter: "Allianz und andere dürften wenig begeistert sein, haben aber kaum eine Wahl – sie werden nachziehen müssen."
Wettbewerber folgen, Betriebe bleiben außen vor
So kam es schließlich auch: Schon in dieser Woche reagierten zunächst Allianz und DEVK und versprachen ebenfalls mögliche Prämiennachlässe, wenn das Schadenaufkommen merkantil zurückgehe. Dass von den Gesamteinsparungen in der deutschen Kfz-Assekuranz, die bereits jetzt in einer Größenordnung von über einer Milliarde Euro liegen dürften, auch die K&L Reparaturbetriebe in irgendeiner Form finanziell mit berücksichtigt werden sollten, war indes in bisher keiner Verlautbarung nachzulesen. Auch das führte zu sofortigen Reaktionen bei den am stärksten betroffenen Schadensteuerungsbetrieben (siehe auch unsere vorstehenden drei Erstmeldungen von heute). (wkp)