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VW-Abgasskandal: Neue Dokumente belasten Winterkorn

16.01.2017 10:43 Uhr
VW-Abgasskandal: Neue Dokumente belasten Winterkorn
Martin Winterkorn gerät im VW-Abgasskandal unter Druck.
© Foto: Auto-Medienportal.Net/Manfred Zimmermann

Die Rolle des früheren VW-Chefs Winterkorn im Abgasskandal ist nach wie vor unklar. Nun tauchen laut einer Zeitung bisher unbekannte, brisante Unterlagen auf – kurz vor einem geplanten Auftritt Winterkorns vor einem Bundestags-Ausschuss.

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Im VW-Abgasskandal belasten bisher unbekannte interne Dokumente nach einem Zeitungsbericht den früheren Konzernchef Martin Winterkorn. Diese legen demnach nahe, dass Winterkorn früher über illegale Abgas-Manipulationen Bescheid gewusst haben könnte als bisher bekannt. Das berichtete die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf vertrauliche Papiere. Diese sollen am 27. Juli 2015 bei einer Sitzung mit Winterkorn in Wolfsburg präsentiert worden sein. Die Unterlagen sollen unter anderem zeigen, wie knapp zwei Monate vor dem Bekanntwerden des Skandals der Konzern kalkulierte, wann man den US-Behörden die Wahrheit sagen solle. Ein VW-Sprecher wollte sich dazu auf Anfrage zunächst nicht äußern.

Winterkorn und die VW-Konzernspitze haben bisher stets betont, erst im September 2015 von den Abgas-Manipulationen erfahren zu haben. Volkswagen und Winterkorn wiesen die Vorwürfe laut "Bild am Sonntag" zurück. Der Manager will sich nach Informationen der Zeitung nur an eine kurze Besprechung zu dem Thema am 27. Juli erinnern, bei der ihm versichert worden sei, die Probleme in den USA würden gelöst werden.

Gegen Winterkorn und andere Manager wird wegen des Verdachts der Marktmanipulation ermittelt. Sie sollen die Finanzmärkte im Herbst 2015 zu spät über den Abgasskandal informiert haben. Anleger klagen deswegen auf Schadenersatz in Milliardenhöhe, weil die VW-Aktie nach Bekanntwerden des Skandals auf Talfahrt ging. Winterkorn war Ende September 2015 im Zuge des Abgassandals zurückgetreten, hatte aber betont, sich keines Fehlverhaltens bewusst zu sein.

"Etwas Illegales wurde installiert"

Ein Teilnehmer der Sitzung im Juli 2015 sagte der Zeitung: "Wir haben darüber gesprochen, dass etwas Illegales in unsere Autos installiert wurde." Der Teilnehmer habe mit Blick auf die Präsentationen gesagt, er dachte, dass er spätestens bei der dritten Folie "weggeblasen" wird. Doch Winterkorn sei erstaunlich ruhig geblieben. Er habe später in der Sitzung lediglich zu einem Techniker, der die Betrugssoftware mitentwickelt hatte, gesagt: "Du und Deine Software!"

Nach Informationen der Zeitung diskutierte die Runde darüber, ob und wann man den US-Umweltbehörden den Abgasbetrug gestehen solle. Der Dieselskandal hat seinen Ursprung in den USA. Dabei seien "Chancen" und "Risiken" abgewogen worden. So rechnete VW bei einem "defensiven" Vorgehen mit einer sicheren Zulassung für neue Modelle, allerdings auch mit "sehr hohen Strafzahlungen". Die Teilnehmer seien sich aber einig gewesen, die Angelegenheit "offensiv" anzugehen – mit geringeren Strafzahlungen, aber einer unsicheren Zulassung neuer Modelle.

VW hatte bereits Anfang 2016 in der Stellungnahme an das Landgericht Braunschweig erklärt, Winterkorn sowie VW-Markenchef Herbert Diess hätten an dem Treffen am 27. Juli 2015 teilgenommen. Wörtlich hieß es in einer Klageerwiderung von VW: "Weder der konkrete Inhalt dieser informellen Besprechung noch die konkreten Zeitpunkte, zu denen die betreffenden Vorstandsmitglieder teilnahmen, lassen sich im Detail rekonstruieren." Es sei möglich, aber nicht sicher, dass damals eine Softwareänderung als Grund für die erhöhten Abgaswerte genannt wurde. Nach der Anklage gegen die Manager gestattete das Management den US-Kollegen, die Existenz dieser Änderung weiter zu verschweigen. Laut VW forderte Winterkorn bei dem Treffen im Juli 2015 eine weitere Aufklärung.

Ein VW-Sprecher erklärte dazu am Wochenende: "Die Darstellung in der im März 2016 eingereichten Klageerwiderung vor dem Landgericht Braunschweig beruhte auf dem damaligen Erkenntnisstand durch die unabhängige Untersuchung der Anwaltskanzlei Jones Day." Dies sei auch dem US-Justizministerium entsprechend offengelegt worden. "Daran hat sich nach jetziger Kenntnis bis heute auch nichts Wesentliches geändert."

Neue Indizien

NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" hatten am Samstag berichtet, neue Indizien legten nahe, dass Winterkorn früher über die Abgas-Manipulationen informiert war als bisher bekannt. Kronzeugen hätten im Gespräch mit US-Ermittlern ausgesagt, sie hätten 2012 und 2014 mit einem engen Vertrauten Winterkorns über eine illegale Software in den Diesel-Fahrzeugen auf dem US-Markt gesprochen. Einer der Zeugen sagte, er sei davon ausgegangen, dass dies an den Vorstandschef weitergereicht werde. Im Juli 2015 habe ein Ingenieur die Problematik bei einem Termin mit Winterkorn erwähnt, wobei dieser so gewirkt habe, als wisse er längst davon.

Der Abgasskandal hatte VW in eine schwere Krise gestürzt. Der Autobauer hat sich inzwischen nach einem langen Ringen mit den US-Behöden auf Vergleiche in Milliardenhöhe geeinigt. Sechs frühere und aktuelle VW-Manager sind in den USA angeklagt, einer von ihnen sitzt in den USA in Haft. "Der Vergleich mit dem US-Justizministerium ging einher mit der Veröffentlichung eines Statement of Facts, das die gewonnenen Erkenntnisse und Fakten über die Entstehung und Entwicklung der Dieselverfehlungen aufzeigt", erklärte VW am Wochenende. In diesem Dokument sei "kein ehemaliges oder aktives Vorstandsmitglied genannt".

Auftritt im Untersuchungsausschuss

Winterkorn will am kommenden Donnerstag (19.1.) vor dem Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestages erscheinen. Der Ausschuss soll vor allem klären, seit wann die Bundesregierung von den Manipulationen Bescheid wusste und wie eng die Zusammenarbeit zwischen Politik und Autolobby war. (dpa)

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KOMMENTARE


rr

16.01.2017 - 11:43 Uhr

die alle in ein Flugzeug setzen und in die USA fliegen, da bekommen die ihre gerechte Strafe. Der schon einsitzt , hat bestimmt Spass.Da sind es wenigsten noch Gefängnisse und keine Naherholungsgebiete wie hier in Deutschland.


Otto

16.01.2017 - 15:26 Uhr

Herr Winterkorn hat die Anweisung erteilt. Seine Mannschaft muss jetzt dafür büßen. Mit aller Macht die Nummer 1 werden. Bei Herrn Winterkorn stand die Gier in den Augen.


MK

16.01.2017 - 16:39 Uhr

Es ist anzunehmen, dass Herr Winterkorn mit Sicherheit schon sehr früh von den Manipulationen gewusst hat… aber wie überall sonst gilt auch hier: Gier frisst Hirn! Und in diesem Fall hat man es eben darauf ankommen lassen! Frei nach dem Motto, dass alles nicht so schlimm werden wird und dass die Behörden (und Kunden sowieso) vielleicht sogar Garnichts von dem Schwindel „merken“ werden.


MT

16.01.2017 - 18:23 Uhr

Tragisch, wenn jetzt schon in den Führungsspitzen Alzheimer kursiert. Was muss das für ein Laden sein, wenn ganze Heerscharen von Anwälten keine belastbaren Unterlagen finden können und die Herren sich an nichts mehr erinnern. Normalerweise muss es jede Menge belastbare Dokumente geben die das Versagen der Führung klären. Man will sich nur vor den weiteren Strafzahlungen drücken, weil die Aktionäre nicht informiert wurden. Kann man nur hoffen, dass die Manager mit Ihren Bonis auch zahlen müssen, weil immerhin wurden diese ja erschwindelt.


MH

17.01.2017 - 09:01 Uhr

schon unglaublich mit welcher Arroganz Herr Winterkorn "über" der Sache steht. Den Schaden, den er und sein Management für die deutsche Autoindustrie angerichtet hat ist unglaublich. Man kann nur hoffen, dass er in der USA angeklagt wird.


DR ÖISTEIN GAARDEN

17.01.2017 - 10:39 Uhr

Es gibt heutzutage gute Mittel gegen Alzheimer. Man muss nur die "Dosierung STEIGERN " . Dann werden alle unheimlich gesprächig.Das die Gier Hirn frisst , ist eine alte menschliche Eigenschaft die überall in den Chefetagen sehr ausgeprägt ist .


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