Eine Kaufprämie für Elektroautos könnte ihren Zweck verfehlen. Laut einer aktuellen Umfrage der Autocommunity "Motor-Talk" unter mehr als 4.000 Nutzern käme der Kauf eines Stromers für 70 Prozent trotz staatlicher Bezuschussung nicht infrage. Denn neben dem hohen Preis schrecken die Verbraucher auch die noch zu schlechte Ladeinfrastruktur, die fehlende Praktikabilität und die geringere Reichweite ab.
"Die rege Diskussion in unserer Community zeigt deutlich, dass Elektroautos trotz staatlicher Kaufprämie für Autokäufer nicht attraktiver werden", sagte Malte Krüger, Geschäftsführer von Mobile.de, zu der Motor-Talk seit 2015 gehört. "Die hohen Anschaffungskosten sind nur ein Grund für das fehlende Interesse an Elektroautos. Viel gravierender ist die mangelnde Ladeinfrastruktur in Europa. Gerade Deutschland hinkt hier hinterher."
So gibt ein Großteil der Nutzer an, dass das schlecht ausgebaute Ladenetz und der teils zeitintensive Ladevorgang die Stromer wenig alltagstauglich machen. Es fehlt nicht nur im ländlichen Raum an Ladestationen, sondern auch in den Metropolen. Das betrifft öffentliche Plätze und Einrichtungen genauso wie privat oder gewerblich genutzte Objekte.
Zwar steigt die Reichweite der Stromer stetig – dennoch gehen viele Nutzer in ihren Kommentaren auf die unzureichende Ausdauer der Batterien ein. Dabei bemängeln sie vor allem die geringe Kilometerzahl, die zurückgelegt werden kann. Krüger: "Eine Weiterentwicklung der Akkutechnik ließe Elektromodelle gegenüber herkömmlich betriebenen Wagen an Attraktivität gewinnen."
Ein klares Bekenntnis der Politik fehlt
Die User kritisieren auch, dass die Politik ihr Ziel, dass bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen zu bringen, in der Praxis nicht fördert. Krüger: "Die ermüdende Debatte um die Kaufprämie signalisiert ganz klar, dass es den Verantwortlichen entweder an starkem Willen oder an strategischen Konzepten zur Umsetzung fehlt."
Während hierzulande diskutiert wird, haben die Norwegen Tatsachen geschaffen: Ab 2025 sollen alle neuen privaten Autos, Busse und leichten Nutzfahrzeuge Elektro- oder Wasserstoffautos sein. "Die deutsche Politik muss sich klar zur Elektromobilität bekennen. Am besten in Form eines ambitionierten Investitionsprogramms. Nur so lassen sich die Autokäufer überzeugen, den Verkehr stärker als bisher zu elektrifizieren", sagte Krüger. (se)
Olaf Dicker
IB