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Übernahme: Segula wirbt um skeptische Opel-Ingenieure

21.02.2019 10:03 Uhr
Übernahme: Segula wirbt um skeptische Opel-Ingenieure
Martin Lange, Chef von Segula Technologies, wirbt für sein Unternehmen mit bislang 12.000 Beschäftigten und 140 Niederlassungen in 30 Ländern.
© Foto: picture alliance/Silas Stein/dpa

Bei Opel bleibt nach der Übernahme durch PSA nichts, wie es war. Zum Sommer sollen 2.000 verdiente Ingenieure zu einem Dienstleister wechseln, den kaum einer kennt. Um den Deal wird heftig gerungen.

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Bei Opel stehen die nächsten personellen Einschnitte bevor. Der Autobauer im Besitz des französischen PSA-Konzerns hält trotz des Widerstands der IG Metall an seinem im Herbst verkündeten Plan fest, große Teile des Entwicklungszentrums am Stammsitz Rüsselsheim an den Ingenieurdienstleister Segula abzugeben.

Mit den Hallen, Testständen und Einrichtungen sollen zum Sommer auch 2.000 der bislang 7.000 Opel-Ingenieure zur neuen Firma wechseln. Beide Seiten bleiben dabei, dass das Geschäft im zweiten Quartal dieses Jahres abgeschlossen wird. Nun wurden erstmals die betroffenen Arbeitnehmer informiert.

Die Opel-Mutter PSA will am kommenden Dienstag (26. Februar) ihre Zahlen für das Geschäftsjahr 2018 berichten. Für die jüngste Tochter Opel könnte nach dem erfolgreichen ersten Halbjahr ein kleiner operativer Gewinn drin sein, da die Sanierungskosten als einmaliger Aufwand herausgerechnet werden.

Es fehlt schlicht an Arbeit

Der Blick in die eigenen Produktionshallen dürfte bei den Ingenieuren aber zu einer nüchternen Einschätzung der unmittelbaren Zukunft beitragen, denn es fehlt bei zurückgehenden Verkaufszahlen schlicht an Arbeit. Am Stammsitz Rüsselsheim gibt es unbestätigte Planungen, die Produktion der noch unter General Motors entwickelten Modelle Insignia und Zafira im laufenden Jahr von 123.000 auf 68.000 Autos runterzufahren. Dies würde auch das Komponentenwerk Kaiserslautern treffen. In Eisenach zittert die Belegschaft um die Verkaufszahlen des SUV Grandland, dessen Elektro-Variante ebenfalls in Thüringen montiert werden soll.

Martin Lange, Chef der neu gegründeten "Segula Technologies GmbH", sitzt mit einer kleinen Mannschaft von zwei Dutzend Leuten in provisorischen Büros eines schmucklosen Opel-Altbaus am Rüsselsheimer Bahnhof. Er sieht gute Chancen, sein neues Unternehmen am Dienstleistermarkt zu etablieren. "Wir haben die Geschäftsprozesse als solche vorbereitet und uns in den letzten Monaten intensiv mit dem Markt und dem Geschäftsfeld befasst. In Deutschland wird der Markt für Ingenieurdienstleistungen von jetzt vier Milliarden Euro auf sechs Milliarden Euro im Jahr 2023 wachsen", sagt der gelernte Maschinenbau-Ingenieur.

Die schwierigste Aufgabe des 54-Jährigen ist es, die in Frage kommenden Ingenieure von einem Wechsel zu überzeugen. Große Teile der Belegschaft sind skeptisch, was die Erfolgsaussichten und damit die Sicherheit der Arbeitsplätze angeht, die bei Opel bis Sommer 2023 gesichert wären. Vertrauensleute der IG Metall haben vor einigen Tagen großflächig Plakate im Werk verteilt: "Segula? Nein Danke! Wir sind Opel". Auch bei den ersten internen Informationsveranstaltungen gab es in dieser Woche neben Diskussionen wieder lautstarke Proteste. Ein größerer Teil der versammelten Opelaner verließ am Dienstag vorzeitig den Versammlungssaal, berichteten Teilnehmer.

"Die wirtschaftliche Notwendigkeit des Teilverkaufs des Opel-Entwicklungszentrums ist uns nicht nachgewiesen worden", sagt der Darmstädter IG-Metall-Chef und Opel-Aufsichtsrat Jochen Homburg. Er zweifelt auch an der Finanzkraft des Dienstleisters für einen solchen Deal. Bei einer vorzeitigen Pleite Segulas wäre die tariflich vereinbarte Jobgarantie nichts wert, weswegen schnell die Forderung nach einem individuellen Rückkehrrecht zu Opel erhoben wurde.

Davon will Segula-Manager Lange nichts hören. "Es wäre nicht hilfreich, wenn es eine täglich verfügbare Option wäre. Motivation ist entscheidend. Wer den Schritt zu Segula macht, ist in einem anderen Geschäftsmodell für ein anderes Unternehmen tätig."

Segula sei ausreichend mit Kapital ausgestattet

Die Neuen wollen Zweifel zerstreuen. Das von der Segula-Gruppe gestützte neue Unternehmen sei ausreichend mit Kapital ausgestattet und habe beste Aussichten auf zusätzliches Geschäft, zunächst von anderen Auto-Herstellern, später auch aus anderen Industriesektoren wie Eisenbahn oder Energieversorgung. "Wir haben bereits Fahrzeuge und Derivate für PSA, Peugeot oder Landrover entwickelt und an verschiedenen Modellen von Audi und Porsche mitgearbeitet", wirbt Lange um Vertrauen für ein Unternehmen mit bislang 12.000 Beschäftigten und 140 Niederlassungen in 30 Ländern.

Ein Treiber des Geschäfts könne auch der anstehende Technologieschub in der Automobilindustrie sein, meint der Manager. "Wir hören von verschiedenen Herstellern, dass sie sich in ihren eigenen Teams auf die neuen Zukunftsthemen wie Elektroantrieb und autonomes Fahren fokussieren werden. Die eher konventionellen Lösungen bei der Motoren- und Fahrzeugentwicklung werden sie nach draußen vergeben. Das ist genau unser Angebot, das wir mit der breiten Kompetenz von Opel hier sehr gut abbilden können."

Natürlich werde man sich auch um die großen Zukunftsthemen kümmern, versichert Lange. Einstweilen gilt es aber, die komplizierte Personalauswahl zur Betriebsspaltung zu organisieren. "Wir müssen unsere Projekte erfüllen können und gleichzeitig in der Lage sein, komplette Fahrzeuge und Antriebe entwickeln zu können", nennt Lange das Segula-Ziel. Ganz ähnlich ist das auch bei Opel zu hören, konkreter will man aber wegen der noch laufenden Verhandlungen mit dem Betriebsrat nicht werden. (dpa)

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