Das Roboterwagen-Programm des Fahrdienst-Vermittlers Uber kämpfte vor dem tödlichen Crash laut einem Zeitungsbericht bereits monatelang mit Problemen. Die selbstfahrenden Fahrzeuge hätten unter anderem Schwierigkeiten bei Baustellen und neben Sattelschleppern gehabt, schrieb die "New York Times" am Wochenende unter Berufung auf interne Unterlagen von Uber. Außerdem hätten menschliche Sicherheitsfahrer häufiger als angestrebt die Kontrolle übernehmen müssen.
Ein Uber-Roboterwagen hatte am vergangenen Wochenende bei einer nächtlichen Testfahrt in Tempe im US-Bundesstaat Arizona eine Frau getötet, die die Straße überquerte. Es war der erste tödliche Unfall mit einem selbstfahrenden Auto.
Von der Polizei veröffentlichte Videoaufnahmen von Kameras des Fahrzeugs werfen die Frage auf, warum die Sensoren die Fußgängerin, die ein Fahrrad schob, nicht rechtzeitig bemerkt zu haben scheinen. Der Wagen bremste der Polizei zufolge nicht ab und versuchte auch nicht, auszuweichen. Dabei hätte der Laserradar des Autos sie eigentlich schon auf der benachbarten Fahrspur einwandfrei erfassen müssen. Zudem scheint der Mensch am Steuer unmittelbar vor dem Aufprall nicht auf die Straße zu achten, sondern auf etwas unterhalb des Armaturenbretts zu schauen.
In einer ersten Reaktion eines Konkurrenten zeigte sich der Chef der Google-Schwesterfirma Waymo überzeugt, dass seine Wagen die Lage besser gemeistert hätten. "Wir sind sehr sicher, dass unsere Technologie robust und in der Lage wäre, mit einer solchen Situation fertig zu werden", sagte John Krafcik bei einem Auftritt auf einer Konferenz des US-Autohändlerverbandes.
Bei Waymo wurde die Entwicklung der Google-Roboterautos gebündelt, die seit 2009 auf der Straße sind. Die Firma hatte Uber vor einem Jahr in einer Klage vorgeworfen, bei ihr gestohlene Laserradar-Technologie zu verwenden. Uber hatte dies stets bestritten, die Klage wurde jüngst außergerichtlich beigelegt.
Pläne für kommerziellen Fahrdienst mit Robocars
Uber sei im Herbst dazu übergegangen, die Roboterwagen nur mit einem Sicherheitsfahrer statt mit zwei Mitarbeitern an Bord auf Testfahrten loszuschicken, berichtete die "New York Times" weiter. Die zweite Person war dafür zuständig, die Fahrzeugdaten zu überwachen. Die Firma habe angestrebt, zum Dezember einen kommerziellen Fahrdienst mit selbstfahrenden Autos an den Start zu bringen, hieß es. Das Ziel habe für Druck gesorgt. Außerdem hätten die Verantwortlichen den neuen Uber-Chef Dara Khosrowshahi bei einem für April geplanten Besuch in Arizona mit einer reibungslosen Fahrt beeindrucken wollen. Khosrowshahi soll nach seinem Amtsantritt im vergangenen September erwogen haben, die Roboterwagen-Entwicklung bei Uber einzustellen.
Arizona hat lockerere Vorschriften für den Betrieb selbstfahrender Autos als zum Beispiel Kalifornien, wo detaillierte Berichte über Unfälle und die Übernahme der Kontrolle durch Sicherheitsfahrer verlangt werden. Waymo ist ebenfalls nach Arizona gegangen, um den ersten Fahrdienst ganz ohne Menschen am Steuer zu starten.
Allerdings mussten Waymos Sicherheitsfahrer nach Angaben aus Kalifornien im Schnitt nur alle 9.000 Kilometer ins Geschehen eingreifen. Uber betrieb seine Roboterwagen in Kalifornien noch nicht lange genug, um dort seine Zahlen melden zu müssen. In Arizona habe der Fahrdienstvermittler Probleme gehabt, das interne Ziel von knapp 21 Kilometern (13 Meilen) zu schaffen, schrieb die "New York Times".
In Arizona müssen keine Zahlen zur Abschaltung der Technik an Behörden gemeldet werden. Zugleich schränken Entwickler von Roboterautos ein, dass solche Werte sehr stark von der Schwierigkeit der Route abhängen – und sich auch verschlechtern, wenn man die Technik bei Tests bewusst an ihre Grenzen bringt.
Schlagzeugspielen am Steuer
Dem Bericht zufolge hatten sich einige Uber-Mitarbeiter Sorgen um die Sicherheit gemacht, als entschieden wurde, die selbstfahrenden Autos mit nur noch einer Person an Bord auf die Straße zu schicken. Ein Sicherheitsfahrer sei entlassen worden, nachdem er am Steuer eingeschlafen sei. Ein anderer sei dabei gesehen worden, wie er beim Passieren einer Kreuzung auf einem imaginären Schlagzeug gespielt habe, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. (dpa)